Eine Einkaufs-Mall oder ein Shopping-Center sucht man hier vergebens, dennoch lässt sich auf der Bölschestraße in Berlin-Friedrichshagen hervorragend flanieren. Der gut ein Kilometer lange „Boulevard des Ostens“ zwischen dem S-Bahnhof und dem Müggelsee bietet neben kleinen schmucken Einkaufsläden und beliebten Restaurants Zeugnisse der Vergangenheit.
Friedrichshagen war einst ein Kolonisten- und Feinwollspinnerdorf, das im 18. Jahrhundert von Friedrich II gegründet wurde. Baumwollspinner aus Schlesien und Böhmen fanden in Friedrichshagen eine neue Heimat und betrieben Baumwollspinnereien und Seidenraupenzucht.
Die Bölschestraße leitet ihren Namen vom Schriftsteller Wilhelm Bölsche ab. Bölsche zu Ehren sind ein Berggrat im Riesengebirge, eine Insel in Spitzbergen, eine Schule in Berlin sowie Straßen in etlichen deutschen Städten benannt worden, darunter auch die Bölschestraße in Friedrichshagen.
Ursprünglich hieß die Straße Dorfstraße und war mit Kolonistenhäusern bebaut. Leider sind sie im Originalzustand nicht mehr erhalten. An einigen Häusern kann man allerdings die damalige Zeit noch erahnen.
Das Rathaus, im März 1897 fertiggestellt, erinnert an die glorreichen Zeiten der Friedrichshagener, die mit dem repräsentativen Bau und dem heutigen denkmalgeschützten sanierten Marktplatz den Dorfmittelpunkt markierten.
Friedrich der Große steht wieder auf dem Marktplatz
Auf dem Platz stand bis 1945 einst eine Bronzefigur von Friedrich dem Großen. Danach war die Statue verschwunden. Erst 2003 konnte durch Spendengelder eine Nachbildung geschaffen werden, die nun den historischen Platz ziert.
Leider sind um den Marktplatz herum einige sanierungsbedürftige Häuser in den 60er Jahren abgerissen und durch neue Bauten ersetzt worden.
An der Einmündung der Bölschestraße zum Müggelseedamm erinnert das stillgelegte Betriebsgelände der Berliner Bürgerbräu an die letzte private und älteste Brauerei Berlins.
Auf dem Weg zurück zur S-Bahn fällt nicht nur das Haus 12a, ein ehemaliges Kolonistenhaus, besonders ins Blickfeld, man sollte (falls möglich) einen Blick in die Gärten hinter den Häusern werfen, denn da sind einige Kleinode zu entdecken, die mit Liebe bis ins Detail angelegt wurden.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
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