Bereits vor über 120 Jahren entwickelte sich in Berlin-Tegel ein reger Ausflugsverkehr entlang der Uferstraße, der heutigen Greenwichpromenade, am Tegeler See. Um allerdings zum Freibad Tegelsee oder zur „Dicken Marie“, Berlins ältestem Baum zu gelangen, mussten die Spaziergänger das Tegeler Fließ überqueren.
Der ortsansässige Fischer Siebert erkannte damals die Einnahmequelle und verdiente sich mit dem Übersetzen der Wanderer mit seinem Kahn für fünf Pfennig (in Berlin “Sechser” genannt) ein Zubrot.
Nachdem sich der Besucherstrom von Jahr zu Jahr weiterentwickelte, es hatten sich inzwischen zahlreiche Ausflugslokale, wie das Klippsteinsche Sommeretablissement und der Kaiserpavillon am Großen Malchsee etabliert, baute er eine kleine Holzbrücke über das Fließ und verlangte von jedem, der sie überqueren wollte, weiterhin fünf Pfennige. Doch als der Ausbau des Tegeler Hafens anstand, musste die Brücke einem Neubau weichen.
1909 wurde die neue stählerne Fachwerkbogenbrücke mit einer Gesamtlänge von 91 Metern fertiggestellt und bekam den offiziellen Namen: Tegeler Hafenbrücke. Erst 1921 folgte der südliche Torbau mit zwei Kassenhäuschen.
Brückenzoll wurde mit dem „Sechser“ bezahlt
Die neuen Betreiber der Brücke hielten am „Sechser“ als Brückenzoll fest und die Tegeler am Namen „Sechserbrücke“. Erst die Inflation in Deutschland setzte dem „Brückenzoll“ im Jahr 1922 ein Ende, da die Personalkosten die Einnahmen überstiegen.
Die „Sechserbrücke“ steht inzwischen unter Denkmalschutz und zählt zu den schönsten Fußgängerbrücken Berlins. Sie ist nicht nur ein schönes Fotomotiv, sie ist besonders beliebt bei Film und Fernsehen als Kulisse für Dreharbeiten. Zudem bietet sie einen wunderschönen Blick auf den Tegeler See und den Hafen.
Wer die Brücke von der Greenwichpromenade kommend, überquert, hat es nicht mehr weit zur „Dicken Marie“ oder zum Schloss der Humboldt-Brüder. Mit einem Handy und der lialo-Tour: https://www.lialo.com/tour/vq04 lässt sich so eine erlebnisreiche Mit-Mach-Expedition durch die Heimat der Humboldt Brüder machen. Persönlich, unterhaltsam, voll spannender Fakten. Begleitet von Wilhelm, dem Bruder des großen Forschers Alexander von Humboldt. Mit spannenden Aufgaben, spaßigen Rätseln und Forscher-Tipps für die ganze Familie und alle Natur-Entdecker!
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Was für ein wunderschöner Artikel! Deine liebevolle Beschreibung und die hübschen Fotos der Fußgängerbrücke machen richtig Lust, sie selbst zu erkunden. Du hast eine tolle Art, Berlins versteckte Juwelen zu präsentieren. Vielen Dank dafür!