Das Grand Hotel Heiligendamm: Luxus, Kultur und ein atemberaubender Meeresblick

Der nächste Artikel gehört zur Rubrik “What We Did Last Sommer?”. In der schönsten Zeit des Jahres ist es schon Tradition geworden, schöne Orte außerhalb von Berlin zu besuchen und hier, für Euch, darüber zu berichten. Auch wenn der Zeitpunkt der Veröffentlichung spät ist, der nächste Sommer kommt bestimmt und die Ostseeküste ist einer der schönsten Orte der Republik.

Luftaufnahme (c) Grand Hotel Heiligendamm
Luftaufnahme (c) Grand Hotel Heiligendamm

An einem sehr heißen Samstag im Juli, kam ich in den Genuss, einer exklusiven Tour durch die Anlage des Grand Hotel Heiligendamm mit Einblick in eine bemerkenswerte und bewegte Geschichte.

Einst saßen in den Strandkörben im Garten die Mächtigen der Politik beim G-8 Gipfel (2007) . Das traditionelle Familienfoto von Merkel & Co. ging um den medialen Globus und das Hotel erlangte Weltruhm.

Dabei wissen viele nicht, dass der große Stein, verankert im Garten des edlen Anwesens, an die Gründung des ersten deutschen Seebads, im 19. Jahrhundert erinnert. In dem Buch „Heiligendamm/Erstes Deutsches Seebad“ von Wolf Karge (Demmler Verlag, 1993) werden Liebhaber*innen der Details rund um den Seebad, ganz auf ihre Kosten kommen und Neues entdecken.

Das Buch von Wolf Karge
Das Buch von Wolf Karge

„Am Anfang war das Wort“, so beschreibt der Autor die Unterhaltung zwischen Friedrich Franz I, Herzog von Mecklenburg und seinem Leibarzt Dr. Samuel Gottlieb Vogel, die er als die Geburtsstunde des ersten Seebades geschichtlich einordnet. Bis es soweit war, dauerte es noch sehr lange. Aber die Grundidee war geboren. Eigentlich sollte Preußen die hohe Ehre zugeteilt werden, aber da waren die Mecklenburger, schneller.

Der 22. Juli 1793 wird, so Karge in seinem Buch als „Gründungsdatum angenommen und kann nur symbolisch gewertet werden.“ An diesem Tag“, so der Autor weiter „soll durch ein Bad der ersten Beamten des Landes im Meer, dem sich der Herzog und sein Gefolge anschlossen, der Bau besiegelt worden sein“.

Heiligendamm war als Seebad bevorzugtes Urlaubsziel der Hohenzollern, die aus Berlin und anderswoher angereist kamen. Aber auch der Schweriner Hof  und Mitglieder des europäischen Hochadels verbrachten hier den Sommer.

Die gute Luft an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns und die Schönheit ihrer Seenplatte sind nur einige attraktive Merkmale der Region, die bis heute Besucher anziehen und beglücken.

Alte Ansichtskarte
Alte Ansichtskarte

Vielseitige Nutzung

Das Grundstück auf dem heute das Grand Hotel steht, wurde in seiner Geschichte vielfältig genutzt: unter anderen als Kinderheim oder als Sanatorium für Werktätige.

Zuerst stand das Hotel in dem kleinen Städtchen Bad Doberan und die Gäste fuhren zum Baden nach Heiligendamm. Dann aber fehlte etwas für das Paket „Erholung-Plus“: der Sonnenuntergang. Viel später wurden peu a peu, Villen direkt in Heiligendamm gebaut, „je nach Geldlage des Großherzogs, denn er hat es mit einer Spielbank in Bad Doberan finanziert“, wie der Buchautor erklärt.

Luxus-Segment anlocken

Im Jahr 1916 warb der Mecklenburgische Verkehrsverband mit einer Aneinanderreihung von Attributen für das Grand Hotel: „Heiligendamm, Kurhaus, Grandhotel und Villen. Direkt an offener See und unter erstklassiger Leitung. Beste Gesellschaft. Kalte und warme Seebäder. Kanalisation, Süßwasserleitung. Elektrische Beleuchtung. Erweiterte Landungsbrücke. Schöne Lage an Wald und See. Gut mecklenburgische Küche bei mäßigen Preisen„.

Der Werbe-Text ist verewigt in dem Buch von Wolf Karge, liegt aber auch für die Nachwelt erhalten im Rostocker Staatsarchiv.

Heute ist die Anlage ein regelrechter Gebäudekomplex, auf dem gefeiert, geheiratet und geschillt werden kann.

Exklusiver Einblick

An einem sehr heißen Samstag war es mir, exklusiv für inberlin, vergönnt, einen Rundgang unter der Führung von Frau Susan Franke zu erleben, die das Hotel bis in seinen hintersten Winkel kennt.

Seit 2010 ist sie dafür zuständig, Kultur hier lebendig zu halten und das Angebot des Hotels dadurch zu bereichern. Sie hat sich auf die Fahne geschrieben, den Gästen einen best möglichen, ja unvergesslichen, Aufenthalt zu gestalten. Ganz nach ihrem Gusto.

Susan Franke
Susan Franke

Souverän und mit einer Eleganz, die hierzu perfekt passt, geht sie mit mir durch die Anlage und macht mich, Haus für Haus, Ecke für Ecke, mit deren Attraktivität und Schönheit vertraut und erzählt viele Details zur abwechslungsreichen Geschichte dieses Ortes.

Während der Führung durch das ehemalige Kurhaus, vorbei an der Sushi-Bar, dem Wellness-Bereich, dem Frühstückssaal, dem Musiksalon, der Bibliothek und – als mein absolutes Highlight – an dem Pool, begegnen uns immer wieder Mitarbeiter. Wenn Gäste vorbeikommen, wird höflich gegrüßt. Die Atmosphäre ist sehr gediegen.

Blick vom Garten zur Ostsee
Blick vom Garten zur Ostsee

Die Zimmer

Beim Rundgang durch die unterschiedlichen Zimmer mit einer Ausstattung, die dem anspruchsvollen Gast keinen Wunsch offen lässt, nimmt mein Staunen und meine Sprachlosigkeit immer mehr zu. Insbesondere in einem Zimmer mit Meerblick, dessen Aussicht einem Gemälde gleicht.

Luxuszimmer
Luxuszimmer

Im Grand Hotel können sich die Gäste die Zimmer nicht nur aussuchen, sie können ihren Aufenthalt auch bis ins Detail planen und durchführen lassen. Wer öfters kommt, hat sie oft ein Lieblingszimmer, lässt mich Frau Franke wissen. Meins hatte ich gerade gefunden, erwidere ich.  Ach, einmal dort am Fenster sitzen und die Gedanken schweifen lassen. Ein Erlebnis de Luxe!

Suter, Martin (c) Alexander Rudolph
Suter, Martin (c) Alexander Rudolph

Die Woche drauf sollte dieses Zimmer mit Meeresblick von niemand Geringerem als dem Schweizer Bestsellerautor Martin Stutter bewohnt werden. Der Schriftsteller ist auch der Verfasser der Biografie des Fußball-Weltmeisters Bastian Schweinsteiger „Einer von uns„. Er sollte zu einer Lesung aus dem Buch des Weltmeisters von 2014 im Rahmen des Sommerprogramms des Hotels kommen und sollte genau in diesem traumhaften Zimmer wohnen.

Perfekt für Genießer

Zwischen Luxus, Relaxen, sich im SPA-Bereich schöner machen lassen, sein Geld beim Food Truck am Pool ausgeben, sich mit dem Porsche auf dem Parkplatz beneiden lassen oder aber auch seine traditionellen Lebensentwürfe selbstbewusst beim Spazieren in Garten zeigen, flanieren gehört zum buntgemischten  Besucherprofil dazu. Der Gast kann im Garten, sehr exklusiv mit nur 10 Gästen oder als Hochzeitjubiläum voller Nostalgie, die schönen Erinnerungen von damals, wieder Reuve passieren lassen Die Deutschen sind ein Volk der Rituale. Im Grand Hotel können diese, im erhobenen und gediegen Ambiente zelebrieren.

Das Grand Hotel bietet fürs gehobene Segment das perfekte Umfeld für einen luxuriösen, personalisierten Aufenthalt von der persönlichen Begrüßung durch exzellent geschulte Empfangskräfte, bis hin zur vielseitigen Cuisine. Aber auch das Kulturprogramm kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel sei der Vortrag von und mit Professor Skerl,  exklusiv und in kleinen Gruppen hiermit wärmstens empfohlen. Der alte, sympathische Herr kennt den Bauplan auswendig. Ganz zu schweigen von den Geschichten und Gesprächen. Interessant sind vor allem die Details und Anekdoten die nicht in Büchern zu lesen sind. Mehrere Stunden purer Genuss!

Die Bibliothek

Sie liegt neben dem Empfangsbereich, ist sehr geschmackvoll eingerichtet mit einem Leseraum, wie er sein soll. Das Plus: der Meeresblick und die Terrasse. Aber auch die Stadt Berlin ist dort in den Regalen präsent, obwohl ich mir denke, wenn man hier, am Meer, bei exzellenter Luft und mit weitem Blick bis nach Dänemark verweilt, warum sollte man sich den wertvollen Augenblick damit vermasseln und ausgerechnet an diesem wunderbaren Ort an die chaotische Stadt Berlin zu denken?

Sports Heiligendamm, beheizter Aussenpool (c) Grand Hotel Heiligendamm
Sports Heiligendamm, beheizter Aussenpool (c) Grand Hotel Heiligendamm

Der Pool

Wer direkt davor steht, hat es nicht leicht zu entscheiden, welche Perspektive am schönsten ist. Auf der einen Seite das blaue Meer, auf der anderen die Pool-Landschaft, die als Teil des Sommer- Kulturprogramms auch als Kulisse für Filmabende unter freiem Himmel fungiert.

Daneben steht der Food-Truck mit Produkten, die direkt vor den Augen der Gäste zubereitet werden. Auch die klassischen Pommes für die Kids dürften nicht fehlen.

Das ehemalige Kurhaus steht stolz in der mecklenburgischen Landschaft, wird aber inzwischen als Teil des Hotels benutzt. Auch dort können sich die Zimmer sehen lassen. Beim Blick aus dem Fenster, sticht einem ein gewaltiger Stein ins Auge: der Gründungsstein.

Es wird gemunkelt, die Sowjets hätten den Stein entfernen wollen, er habe sich aber nicht bewegen lassen. Auch Frau Dr. Merkel, die damalige Bundeskanzlerin soll vorgeschlagen haben, den Stein wegzurücken, weil er nicht in das Gruppenfoto vom G8 Gipfel gepasst hätte. Der Stein würde „im Wege stehen“. Unerhört! Heiligendamm wehrte sich standhaft. Auch wenn seine politische Bedeutung heute in den Hintergrund getreten ist, sollte niemand auf die Idee kommen, sich mit dem Gründungsstein anzulegen. Weder Merkel und schon gar nicht die Sowjets konnten den Stein verrücken. Tief verankert, steht er am Eingang des Grundstücks, stolz und erhaben.

Dann gibt es noch die Orangerie, die gerne für den Familienurlaub (mit Küche und Wohnzimmer) gebucht wird und eine Burg, zu der Frau Franke besonders gerne erzählt. Sie war der Augenschmaus des Enkels und Nachfolgers von Herzogs Friedrich Franz I. Paul Friedrich gab sie in Auftrag,„Nicht für sich und seine Gemahlin Alexandrine von Preußen, sondern als Logierhaus mit variablen Zimmern, die auch große Familien beherbergen konnten.“*

Burg Hohenzollern
Burg Hohenzollern

In einen Strandkorb direkt davor Platz nehmen und das Auge über die Gartenanlage schweifen lassen, stimmt einem nostalgisch und mach das „damals“ sinnlich erlebbar. Überhaupt sollte der Gast sich viel Zeit nehmen, erst recht, wenn er die Anlage für einen Tagesausflug bucht.

Professor & Zeitzeuge

An selben heißen Samstag gab es dann den mit Spannung erwarteten 2-stündigen Vortrag mit Professor Joachim Skerl, dessen Kenntnisreichtum kein Zweifel daran lässt, dass er der beste Mann ist, um aus der weitgefächterten Geschichte dieses Ortes zu erzählen. Geboren 1933 in Forst/Lausitz, studierte er Kunstgeschichte an der Martin-Luther-Universität in Halle und dann Architektur an der ebenfalls in Halle angesiedelten Kunsthochschule Burg Giebichenstein, wo er von 1971-1972 auch Dozent war. Im Anschluss leitete er die Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts (Promotionsthema) und die Geschichte des ersten deutschen Seebades, insbesondere dessen Bauhistorie.

Der feinsinnige und sehr humorvolle Herr bietet samstags einen Dia-Vortrag mit bezaubernden Geschichten von früher. Einfühlsam begrüßt ihn Frau Franke, stellt ihn den Besucher vor und geht wieder. Nun sind wir ganz im Bann der Erzählungen des Professors.

Skerl, Joachim, Porträt (c) Grand Hotel Heiligendamm
Skerl, Joachim, Porträt (c) Grand Hotel Heiligendamm

Ganze 2 Stunden vergehen, draußen knallte die Sonne, quasi Summer as its Best und drinnen leuchtete der Videoprojektor. Professor Skerl wollte gar nicht mehr aufhören mit den schier unzähligen Geschichten, gab sich dann aber doch schweren Herzens dem Zeitmanagement von Frau Franke geschlagen und so endete schließlich der Vortrag. (Link: Publikationen – Dr. Wolf Karge)

Nach so vielen Erkenntnissen konnte ich dann noch ein paar Stunden durch die Anlage schlendern, Eindrücke sammeln, für mich und -für diesen Text und ja, um zum goldenen Abschluss die Beine auf dem Strandkorb vor der Burg hochlegen am Pool.  Der Bau des Pools war ein Herzensprojekt des Inhabers und in der Bauphase mit viel Krach und Staub verbunden. Gar nicht so einfach für die Gäste, die den Bau hautnah miterlebt haben. Das Ergebnis aber dürfte auch bei den Gästen, die während des Bauens dort waren, ein genüssliches Erlebnis werden.

Dort kann man es sich zur Musik aus Ear-Buds bem Schwimmen, Platznehmen auf einer Liege in herrlicher Sonne oder mit Blick auf das weite Meer und den endlosen Horizont, gut gehen lassen wie König in Mecklenburg-Vorpommern.

ein Zimmer zum wohlfühlen
ein Zimmer zum wohlfühlen

Das Grand Hotel Heiligendamm ist vor allem ein Ort für Genießer, die gerne Gäste sind und sich verwöhnen lassen können und wollen: auf der Terrasse mit Meeresblick oder bei einem  Filmabend im Sommer am Pool mit Champagner. Manche mögen es dekadent finden. Na und? Auf diese Art, gerade als Berliner, als Gast wie ein König behandelt zu werden, müsste drin sein als minimaler Ausgleich für ein langes Leben in der Service-Wüste.

* Quelle: ErstesSeebad.de

Link: https://www.grandhotel-heiligendamm.de

About Fatima Lacerda

Kultur, Fußball, Musik sind meine Leidenschaften. Reiseberichte sind ein Genuss!

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