Interview mit Coffee Circle-Gründer Robert Rudnick

Im Rahmen eines Workshops zum Thema Kaffeeprobe haben wir uns mit Robert Rudnick getroffen, der einer der Gründer des Berliner Startups Coffee Circle ist. Dieses ist derzeit stark im Gespräch, da es aromatischen Kaffee aus Äthiopien anbietet und gleichzeitig durch direkte Entwicklungsprojekte die Dörfer fördert, in denen die Kaffees angebaut werden.

Coffee Circle Gründer in Äthiopien
Coffee Circle Gründer in Äthiopien

Coffee Circle steht für einen verantwortungsvollen Vertrieb von Bio-Kaffee aus Äthiopien. Eigentlich kommen Sie und die anderen Gründer gar nicht aus der Kaffeebranche. Wie kam es da zu diesem Geschäftsmodell?

Robert Rudnick: Meine beiden Coffee Circle-Mitgründer und ich waren vorher Unternehmensberater, die mit Kaffee beruflich nichts zu tun hatten. Zwei von uns halfen beim Aufbau einer Schule für Waisenmädchen in Äthiopien mit. Dort haben wir gemeinsam die Idee für Coffee Circle entwickelt. Wir wollten etwas Neues schaffen: herausragende Kaffees direkt handeln und Entwicklungshilfe zeitgemäß und transparent umsetzen.

Etwas Neues schaffen? Die Förderung der lokalen Arbeiter durch den fairen Handel ist kein neues Prinzip. Inwiefern setzt sich Coffee Circle also davon ab?

Robert Rudnick: Wir kaufen unseren Kaffee direkt von Kaffeekooperativen in Äthiopien ein. Wir legen im Unterschied zum herkömmlichen Fair Trade unseren ersten Fokus auf eine exzellente Qualität des Produktes. Dafür zahlen wir den Bauern rund vier Mal mehr als den Weltmarktpreis. Außerdem geben wir einen Euro pro verkauftes Kilogramm Kaffee an die Region zurück, indem wir nachhaltige Entwicklungsprogramme im Bereich Gesundheit und Bildung fördern. Somit profitieren die Waldbauern zweimal und erhalten im Endeffekt mehr, als bei den regulären Abkommen zum fairen Handel. Ferner ist bei uns die gesamte Produktions- sowie Vertriebskette zu 100% transparent. Bei uns kann man auf der Webseite genau nachvollziehen, ob das, was wir behaupten, auch stimmt.

Und warum haben Sie sich genau gegen die Fair-Trade-Zertifizierung entschieden?

Robert Rudnick: Wir haben nichts gegen den fairen Handel, aber sehen auch seine Schwächen. Er ist veraltet, nicht transparent und häufig wenig effizient. Ein großer Teil der Fördermittel versinkt in der Verwaltung. Coffee Circle möchte es daher besser machen und durch eine hohe Transparenz, Authentizität sowie Kommunikation beim Kunden Vertrauen gewinnen. Dies gelingt uns bisher ganz gut. Unterstützt wird unser Ansatz durch unseren Online-Verkauf von Kaffee, bei dem der Verbraucher selbst entscheiden kann, welche aktuellen Entwicklungsprojekte er gerade unterstützen möchte. Ein offizielles Siegel des Vertrauens wird dadurch obsolet.

Coffee Circle - Verkostung
Coffee Circle – Verkostung

Was für Projekte haben Sie denn zur Auswahl?

Robert Rudnick: Die Projekte kommen alle aus den Bereichen Gesundheit und Bildung. Wir tauschen sie aus, sobald sie durch den Kaffeeverkauf finanziert sind. So haben wir beispielsweise in einer Region einen Brunnen gebaut, der nun 2.000 Menschen mit Trinkwasser versorgt. Bei einem anderen Projekt haben wir Geld für die Ausstattung einer Schule mit Unterrichtsmaterialien gesammelt. Wie im Einzelnen das Entwicklungsprojekt auch aussehen mag, stets setzen wir auf Nachhaltigkeit. Nur so kann Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht werden, die der Region langfristig hilft und die Situation der Menschen langfristig verbessert.

Der deutsche Markt hat Coffee Circle positiv aufgenommen. Gerade haben Sie erfolgreich Ihren Absatzmarkt auf die Schweiz erweitertet. Wie aber war die Resonanz der Kaffeebauern in Äthiopien auf Euer Geschäftskonzept?

Robert Rudnick: Anfangs sind sie uns mit Skepsis begegnet, was ihnen keiner verübeln kann. Sie wussten nicht, ob wir zurückkommen, tatsächlich in großen Mengen Kaffee kaufen und die geplanten Hilfsprojekte wirklich umsetzen. Als wir unsere Worten jedoch mit Taten bekräftigten, waren sie begeistert, dankbar und sehr glücklich. Seit den Anfängen von Coffee Circle im Jahr 2010 konnten wir bereits viel bewirken, was unsere Kaffeebauern und die lokale Bevölkerung deutlich spüren. Sie sind sehr froh über dieses Konzept und sind dadurch motiviert, den bestmöglichen Kaffee anzubauen.

Ein herzliches Dankeschön für dieses offene Gespräch.

Coffee Circle - die Gründer
Coffee Circle – die Gründer

Über Coffee Circle
Coffee Circle wurde im Dezember 2010 von Martin Elwert, Robert Rudnick und Moritz Waldstein-Wartenberg gegründet. Direkt, sozial und nachhaltig – das E-Commerce Start-Up versteht sich als Pionier einer neuen Art des Handels. Die drei Gründer suchen jedes Jahr selbst in Äthiopien die besten Kaffees der aktuellen Ernte aus und beziehen sie im Direkthandel. Gleichzeitig legt Coffee Circle gemeinsam mit den Kaffeebauern Projekte in den Bereichen Bildung und Gesundheit fest, die die Zukunftschancen der Menschen verbessern sollen. Diese Projekte werden mit 1 Euro pro verkauftem Kilo Kaffee finanziert. Kunden können beim Online-Kauf entscheiden, welches sie unterstützen möchten. Coffee Circle kümmert sich um die Umsetzung vor Ort. Die bio-zertifizierten Arabica-Bohnen werden ohne den Einsatz von Pestiziden auf traditionelle Weise von äthiopischen Kleinbauern in ihren eigenen Waldgärten in ausgewählten Lagen angebaut. Deshalb sind sie geschmacklich und qualitativ herausragend.
Mehr Infos online auf http://www.coffeecircle.com

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3 comments

  1. Wie das Leben so spielen kann.
    Schön, wenn man bei so einer unerwarteten Chance sich zugreifen traut.
    In der neuen Internet World sind so Gründungen wie Coffee Circle leichter möglich, und das ist gut so!

  1. Pingback: Startup- und Online-Nachrichten aus Berlin - vom 24. Januar 2014

  2. Pingback: Interview mit dem Startup TEATOX | Blog@inBerlin

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