Es gab eine Zeit, da war Düsseldorf für ein paar Jahre das Zentrum der deutschen Popmusik. Hier entstand der deutsche Punk, der die Neue Deutsche Welle nach sich zog. Eine Schlüsselrolle in dieser Zeit des musikalischen Aufbruchs spielte die Band

„Monarchie und Alltag“ – was für ein Titel für eine epochemachende Punk-Platte! Fragt man den Gitarristen Thomas Schwebel, was es mit diesem Namen auf sich hat, folgt eine unerwartete Begründung: Mitglieder der Band hätten damals einen Jahrmarkt besucht. Dort habe es ein Panoptikum gegeben, das damit warb, Köpfe aus „Monarchie und Alltag“ zur Schau zu stellen. Diese Gegenpole hätten ihnen gefallen. Denn auch die Songs der Band spannen einen Bogen.
Es passte alles zusammen
Wenn man das, was da Ende der 70er-Jahre begann, an einem fixen Punkt festmachen will, dann ist das eine triste Musikkneipe am Rande der Düsseldorfer Altstadt. Dort, im
Die Jungs um Sänger Peter Hein von
„In den 70er-Jahren war die Musik immer abgehobener geworden“, erinnert sich Thomas Schwebel. „Wir dachten: Mach einfach! Denk nicht so viel. Leg los. Du kannst drei Akkorde spielen, dann gründe eine Band, aber sing auf Deutsch.“ Diese unter den Düsseldorfer Musikern weit verbreitete Grundeinstellung habe auch auf die Bildende Kunst übergegriffen. Schließlich war es vom
So hat das, was einst in jener inzwischen längst abgerissenen Düsseldorfer Musikkneipe begann, weite Kreise gezogen und ist nie ganz abgeebbt, wenngleich sich die populäre Musik dann sehr vielfältig entwickelt hat. In den über dreieinhalb Jahrzehnten nach Veröffentlichung von „Monarchie und Alltag“ ist die Band nie in Vergessenheit geraten. Ihr berühmtes Album wurde immer wieder neu aufgelegt und kontinuierlich weiter verkauft, bis 21 Jahre nach Erscheinen die 250.000 Stück erreicht waren, die man für eine Goldene Schallplatte braucht. Davon habe 1980 keiner von ihnen zu träumen gewagt. Ziel waren 5.000 Stück. Denn schon damit wären die Musiker von
Nie in Vergessenheit geraten
Nicht allein die Lieder von „Monarchie und Alltag“ lebten nach 1980 weiter, sondern auch die Band. Zwar gab es mehrfach jahrelange Auftrittspausen und Phasen der Funkstille zwischen den weit verstreut lebenden Musikern, doch man fand immer wieder zusammen, gab neue Alben heraus und trat gemeinsam auf, seit 2002 so viel wie nie zuvor. Und das, obwohl die Punksongs von
Jetzt geht Fehlfarben mit dem Konzertveranstalter Meistersinger
Und so gibt es nun eine Wiederbegegnung mit Songs, an die sich viele erinnern und von denen mancher vielleicht noch Text-Fragmente im Kopf hat. So zum Beispiel die berühmten Zeilen: „Was ich haben will, das krieg ich nicht, und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht“ aus dem erklärten Lieblingslied der Band „Paul ist tot“. Diese Textpassage habe ihnen Mitte der 80er-Jahre eine DDR-Tour vermasselt, erzählt Schwebel. Als man damals bei der Ständigen Vertretung der DDR in der Bundesrepublik eine Tournee-Erlaubnis beantragte, mussten auch die Texte eingereicht werden. „Und diese zwei Zeilen gingen aus Sicht der SED natürlich gar nicht.“
Wer jetzt wissen will, wer der in dem Songtitel angeführte tote Paul eigentlich war,
Das beim Publikum zweifellos bekannteste fehlfarbige Lied trägt den Titel „Ein Jahr (Es geht voran)“. Der Song wurde aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen zur Hymne der Hausbesetzer in der Hamburger Hafenstraße und anderswo im Lande.
Kultivierte Krachmacher
Alle Lieder von „Monarchie und Alltag“ in einem Konzert, darauf freuen sich die Bandmitglieder. Mehr als zwei, drei dieser Songs habe man auf keinem der vielen hundert Konzerte der letzten Jahre gespielt. Im Kern klingen die Lieder noch genauso direkt wie seinerzeit im
„Wir nehmen unsere Zuhörer mit auf eine Reise in eine andere Zeit“, sagt Schwebel. „Und dann erleben die Leute, dass der Sound jener Tage auch heute noch Freude bereitet.“ Dies vielleicht auch deshalb, weil die Welt inzwischen so kompliziert geworden ist, dass etwas, das straight forward daherkommt, geradezu erfrischend wirkt. (Text: Dr. Mathias R. Schmidt)
Die Besetzung der Band
Peter Hein (Gesang)
Thomas Schneider (Gitarre)
Michael Kemner (Bass)
Saskia von Klitzing (Drums)
Frank Fenstermacher (Saxophon und Keyboards)
Pyrolator (Synthesizer, Keyboards)
Gast:Thomas Schwebel(Gitarre)
Link: http://www.moca2gether.com
04.05.17 Köln // Gloria
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