Mobile Living: Essen und Internet

Das liebe Internet macht natürlich auch keinen Halt vor unseren Alltagsgewohnheiten, so auch nicht vor unserem Essen. Darum ging es beim 9. Mobile Living Event im BASE_camp (Berlin-Mitte) mit einer kurzweiligen Diskussion getreu dem Motto „Die neue Liebe zum Essen – Genuss zwischen Herd und Posting“ oder  „Sag mir online, was du isst, und ich sage dir, wer du bist“.

mobile living - Event (im BASE_camp) - Thema: Essen und Trinken
mobile living – Event (im BASE_camp) – Thema: Essen und Trinken

TV-Moderatorin Tanja Bülter lud folgende Gäste ein: Sebastian Esser (GF von Home Eat Home), Sophia Giesecke (Bloggerin), Hanni Rützler (Trendforscherin), Jan Spielhagen(Chefredakteur von ESSEN & TRINKEN) und den Sternekoch Marco Müller (Restaurant Rutz). Dazu waren im Publikum zwei weitere Gäste anwesend: Peer Kusmagk, bekannter Moderator/Schauspieler sowie Inhaber eines französischen Restaurants in Kreuzbergs sowie die bekannte Rosenstolz-Sängerin AnNa R. In einem kurzen Intro erzählte jeder Teilnehmer sein Bezug zum Essen, angefangen von einer Bloggerin – mit Verganschwerpunkt – bis hin zum Sternekoch, bei denen das zubereitete Essen oftmals ein individuelles (Kunst-)Werk ist.

Einstimmig war die Meinung, das alle Menschen essen müssen, andererseits es natürlich wieder ein Genuss sein kann, etwas Delikates zu konsumieren. War es vor Zeiten des Internets entsprechende Mundpropaganda und wohlwollende Kritiken mit Auszeichnungen, welche für ein volles Haus sorgten, weil das Essen so gut war. So sind heutzutage vermehrt „Food-Blogger“ unterwegs und spielen bei der Beurteilung eines Gerichts/Restaurants ein immer größer werdende Rolle. Zugleich fördert das Medium Internet auch den schnellen Ausstausch und ist eine gute Plattform für die Verbreitung neuer Gerichte, was u.a. bei Veganern sehr gut ankommt – da die Zutatenauswahl bekanntermaßen bei dieser Gruppe etwas eingeschränkter ist. Die Teilnehmer sehen das Internet gemischt, es kann nützlich sein aber auch ausarten. Bloggerin Sophia Giesecke macht keinen Unterschied, damals haben sich Menschen auf dem Marktplatz unterhalten, heutzutage halt mehr im Internet. Sehr kontrovers trat Peer Kusmagk auf, er ist überrascht über die Schnelligkeit des Feedbacks, welche vermehrt im Internet stattfindet und nicht mehr „offline“ direkt im Restaurants selbst. Weitere Kritikpunkte seinerseits ist die oftmals anzutreffende Anonymität und das Blogger meistens auf eine Geschichte aus sind, was sich in den publizierten Blogartikeln niederschlägt.

Eine weitere Frage des Abends: Ist Essen eine „Ersatz“-Religion, dort kann die Diskussionsteilnehmer weitgehend überein, dass Veganer und Vegetarier – Essen teilweise zu einer Religion erheben. Auf die Allgemeinheit, kann die Aussage getätigt werden: Es wird bewusster gewählt und es wird Wert darauf gelegt, zu erfahren wo der Ursprung der Zutaten ist – Stichwort BIO und Fairtrade. Wobei Sterneköche von Haus aus eine noch höhere Messlatte haben, welche dann auch entsprechend vergütet wird. Da kann ein Bring/Abholservice wie Home eat Home nicht ganz mithalten, bei dessen Kreationen muss letztendlich der Preis und die Haltbarkeit stimmen. Auf die Frage: „Was ist Foodporn“ kam die Antwort, es ist ein Ausdruck und ein Statement – „man ist, was man isst“; so wie es Jahrzehnte üblich war, sich über extravagante Haarschnitte auszudrücken. Dies teilen viele Menschen gerne Ihrer Umwelt mit, per Foto auf den verschiedenen Social Media-Kanälen. Es gab einen kurzen Einwand bzgl. dem Urheberrecht, letztendlich ist der Urheber der Essenskunst der Koch. In der Praxis ist ein Foto zumeist eine Weiterempfehlung, daher ist nicht mit Einwänden zu rechnen. Und man kann den Menschen diese Angewohnheit sowieso nicht abgewöhnen.

Es war ein unterhaltsamer kurzweiliger Abend mit anschließenden leckeren Büffethäppchen. Ein Wunsch an die  Diskussionsrunde: gerne mehr Länge und Tiefgang. Mehr hitzige Momente wären auch konstruktiv, wie bei Peer Kusmagk, dessen Aussagen nicht unbedingt jedermanns „Geschmack“ sind aber er hat sich klar positioniert. Zusätzlich erfolgte an diesem Abend die Verleihung der Food Porn Awards. Die Berlin Food Week und die Foto-Sharing App EyeEm prämierten zusammen in Kooperation mit dem BASE_camp die besten Smartphone-Fotos aus mehr als zehntausend eingegangenen Einsendungen zu „Summer of Food“. Voila die Sieger:

  • Platz 1: Ölspritzer auf eine Pizza (siehe folgendes Bild)
  • Platz 2: Pastagenuss auf einen Käserohling
  • Platz 3: Fisch im Metallgitter auf einem Grill
mobile living - Event (im BASE_camp) - Verleihung des Food Porn Award
mobile living – Event (im BASE_camp) – Verleihung des Food Porn Award

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

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