Die weißen Kuppeln über Berlin – im Inneren der alten Abhöranlage auf dem Teufelsberg

Man sieht sie schon von weitem, wie sie über dem Grunewald aufragen – die weißen Kuppeln der ehemaligen Abhöranlage der Briten und Amerikaner. Sie steht auf Berlins größter Erhebung, dem Teufelsberg. Da dieser jedoch ein Trümmerberg ist und daher von Menschenhand aufgeschüttet, zählt der Große Müggelberg offiziell als höchste natürliche Erhebung Berlins.

Die Geschichte der Abhöranlage ist spannend. Vor dem 2. Weltkrieg hatte Hitler an dieser Stelle Großes vor: Er wollte im Rahmen des Germania-Projekts dort seine Wehrtechnischen Fakultät bauen. 1937 ging’s los. Doch mehr als der Rohbau wurde nicht draus – der Krieg kam ihm dazwischen. Nach dem Krieg wurde gesprengt und abgerissen und das noch verwertbare Material zum Bauen verwendet. Die Reste wurden mit Trümmerschütt aufgefüllt. Dann luden 22 Jahre lang bis zu 800 Lkw täglich Unmengen von Schutt ab – bis 1972 ungefähr ein Drittel der Trümmer der zerbombten Häuser Berlins. Darauf kamen rund 1 Mio. Bäume, es entstand ein Skihang, eine Sprungschanze und eine Rodelbahn und es wurde sogar Wein dort angebaut – das Wilmersdorfer Teufelströpfchen.

Dann kamen 1957 die Amis und Briten und meinten – hey, das ist doch ein guter Standort für eine Abhöranlage. Schwupps standen 5 Kuppelgebäude, die den Funkverkehr bis weit in die Sowjetunion hinein abhörten. Armee-Übungen der DDR wurden argwöhnisch verfolgt, wollte man sich doch nicht von einem plötzlichen Angriff überraschen lassen.

Nach der Wiedervereinigung und dem Abzug der Briten und Amis 1991 wurde die Anlage durch die Bundeswehr bis 1999 zur Überwachung des Flugraums genutzt. Seitdem stehen die Gebäude leer – im Inneren weist nix mehr auf ihren ursprünglichen Zweck hin. Die Türme sind nur noch Gerippe, zerfetzte Stoffbahnen flattern im Wind.

Das Gelände der ehemaligen Abhöranlage steht inzwischen unter Wachschutz, kann aber am Wochenende im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Schleppt man sich die ganzen Stufen des höchsten Kuppelturmes hoch, wird man mit einem fantastischen Blick über Berlin belohnt. Und die Zwischenetagen sind voll von toller Streetart – die wohl laut unserem Guide ständig wechseln. Unsere Tour hatte übrigens Glück: unser Guide war ein Amerikaner, der selbst mal in der Abhöranlage gearbeitet hatte. Der erzählte spannende Storys über Abwerbungsversuche der Stasi, Spionage und Gegenspionage.

Besitzer des Areals ist seit 1996 eine Kölner Investorengruppe. Hochtrabende Pläne wie der Bau eines Hotels und exklusiven Lofts und und und scheiterten an den Denkmalschutzauflagen. Das Projekt einer „Friedensuniversität“ der esoterischen Maharishi-Stiftung platzte auch. Inzwischen haben es sich die Investoren anders überlegt: Jetzt sollen u.a. eine Aussichtsplattform mit Café, ein Ausflugslokal, Veranstaltungssäle für Events, Kongresse und Hochzeiten und ein Museum entstehen. Aber noch sind sie sich mit Senats- und Bezirkspolitikern nicht einig. Zumal das von Naturschützern, Bürgerinitiativen und den Grünen gegründete „Aktionsbündnis Teufelsberg“ die komplette Renaturierung und die Einbeziehung in das Landschaftsschutzgebiet Grunewald fordert. Und als vierte im Bunde gibt es noch die „Initiative Teufelsberg“, in der die Pächter des Geländes und Sympathisanten organisiert sind. Die wollen einen „Ort der Erinnerung“ schaffen. Wir sind gespannt, wie’s ausgeht.

Hier eine Bildergalerie von meiner Führung auf dem Gelände der Abhörstation.

Ein Video sowie eine Bildergalerie mit weiteren Außenaufnahmen gibt es noch hier.

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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3 comments

  1. Meine Fotostrecke: Teufelsberg Berlin

    Am Rande von Berlin inmitten tiefer Wälder – auf der “höchsten Erhebung vor Moskau” – erheben sich fünf gigantische Radarkugeln gen Osten. Die Reste der NSA Field Station Berlin Teufelsberg sind surreale Pilze und ein Monument des Kalten Krieges.
    http://www.formfreu.de/2014/11/06/teufelsberg/

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