Wieviel gefakte italienische Restaurants gibt es in der Hauptstadt, die Pizza und Pasta zum Spottpreis und einen schnellen Genuss mit dem Ergebnis des noch schnelleren Sattwerdens versprechen? Ob in Friedenau, Wedding oder in der Stresemannstraße am Anhalter Bahnhof – dort laufen gestresste und schweißgebadete Kellner durch den Laden und bedienen wie am Fließband? Es sind leider zu viele.
Dieser Artikel wird sich nicht damit befassen, die Vorzüge und Merkmale der italienischen Küche en Detail zu schildern, insbesondere weil der reine Genuss der Lebensmittel ja nur die halbe Miete ist. Das italienische Essen, ihre Vorbereitung, die Tischbedeckung, die Wahl der Gläser für das jeweilige Getränk, die Gesprächeskultur am Tisch verbergen eine ganze Lebensweise, ja wohl, eine Philosophie. Wer sich gerade in der Hauptstadt befindet oder hier zum Glück beheimatet ist und eine gleichwohl bewusste und genüssliche Reise in die Italienische Lebensart unternehmen möchte, sollte sich den gehobenen Bezirk Charlottenburg vorknöpfen. Nicht nur Sophie Charlottes Residenz und ihre beliebte Orangerie strahlen ein königliches Flair aus. Nicht nur nach einem langen Spaziergang auf dem Schlosshof können Liebhaber der italienischen Kultur sich richtig gut gehen lassen, als Kunde endlich König sein! Nicht etwa per Dekret oder per Dienstanweisung sondern ganz natürlich und selbstverständlich. So ist es im Restaurant Opera-Italiana.
Über mehrere Räume verteilt, bietet das Restaurant sowohl laute Ecken im Durchgang, gerne genutzt für Gruppenfeiern aber auch leisere, für mögliche Rendezvous, die Zweitischvarianten über den Laden verteilt. Beim reinkommen wird der Gast vom Mitarbeiter hinter dem Tresen begrüßt, oder von den gerade vorbei laufenden Kellnern. Es wird nicht lange gefackelt, bis Mann/Frau an einen Tisch verwiesen/begleitet wird. An vielen Abenden ist Ximena, die Frau des Geschäftsführers diejenige, die sich persönlich um die Gäste kümmert und auch nicht zickig wird, wenn der zuerst vorschlagende Platz dem Kunden nicht gefällt. Sie ist sich auch nicht zu Schade, zum Tisch zu kommen und den Kunden zu fragen, ob dieser Parmigiano möchte oder einfach zu fragen, ob alles zur Zufriedenheit läuft. Diskret, gleichzeitig agil, bestimmt und mit höchster Effizienz und Leidenschaft fungiert sie wie ein Maestro bei der Koordinierung der vielen Kellnern. Es macht Spaß dabei zuzuschauen.
Im Opera Italiana herrscht eine lebhafte, kommunikative, manchmal auch laute Atmosphäre. Für die leisen Genießer, empfiehlt es sich einen Tisch zu reservieren. Das geht am besten, wenn man den Laden kennt. Wer es leiser haben möchte und rechtzeitig reserviert, kann beim Abendlicht auf die Kuppel des Schlosses schauen, was als ein zusätzlicher Genuss nicht zu verachten ist.
Als das Menü in der Karte mir neulich nicht allzu viel zusagte, schlug der jüngere Kellner die hausgemachte Pasta, mit Lachs und Artischocken und roter Sauce vor. Als ich dann wegen den Artischocken Bedenken anmeldete und anstatt dessen Brokkoli vorschlug kam sein ganzes Temperament zur Geltung: Lachs mit Artischocken! „Okay“ fügte ich vertrauensvoll hinzu und habe es nicht bereut. Die meisten Kellner sprechen italienisch, was nicht nur eine großartige Möglichkeit ist, die eigenen Sprachkenntnisse aufzufrischen. Auf Italienisch ist es authentischer und macht einfach mehr Spaß.
Für manche mag das Restaurant unzureichend beleuchtet sein aber genau das erinnert an Restaurants der italienischen Hauptstadt und deren unwiderstehlichen Charme. Opera Italiana ist längst kein Geheimtipp mehr. Auch wenn die Besucherzahl sich sehen lässt und die Beliebtheit unumstritten ist, hat die Qualität im Laufe der Jahre nicht gelitten. Noch dazu gibt es dort, mit hoher Wahrscheinlichkeit, als Vorspeise die besten Bruschette (Mehrzahl von Bruschetta) der Stadt: Der Kontrapunkt zwischen dem heißen knusprigen Brot rustikaler Art und den kalten, geschnittenen Tomaten versehen mit einer geradezu perfekten Dosierung von Olivenöl und Knoblauch ist ein wahres Gedicht.
Die Visitenkarte des Hauses lügt nicht wenn dort zu lesen ist: Opera Italiana, non solo Ristorante. Herzlichkeit, ein bisschen Dekokitsch, einen Service, der diese Bezeichnung wirklich verdient und ein authentisches italienisches Lebensgefühl.
Nichts wie hin und Bruschette essen und das Ambiente genießen. Man merkt, dass der Artikel von einer Genießerin und Kennerin geschrieben wurde. BraVO; mehr davon!
Daher vermeide ich sogut es geht Restaurants, welche von fremden Inhaber geführt werden 🙂
Egal ob italienisch, indisch und asiatisch usw ist.
Übrigens wurde aus dem Beitrag falsch verlinkt, die richtige Webseite lautet: http://www.opera-italiana.com . Leider kann man sich nicht die Galerie genau anschauen, das mache ich so gerne bevor ich ein Restaurant besuche
Danke für den Hinweis, Link ist angepasst!
Sehr vernünftig, lieblose Restaurants zu vermeiden.
Verlinkung korrigiert. Mille Grazie !
Wird dann wohl mein nächster Besuch werden. 🙂 Einen richtig guten Italiener bzw. generell richtig gute internationele Küche ist schwer zu finden, finde ich. Und das nicht nur in Berlin. Ich muss da direkt an die vielen „Pizzerien“ denken, wo es dann auch gleich noch türkisch, chinesisch und Co. gibt. Schuster bleib bei deinen Leisten sag ich da nur. 😉
Na dann…Guten Appetit !