Am Rande der heutigen Justizvollzugsanstalt Plötzensee im Berliner Ortsteil Plötzensee im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, liegt die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus aus dem In- und Ausland. Zwischen 1933 und 1945 wurden hier Menschen nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz hingerichtet. Der Raum, in dem die Hinrichtungen stattfanden, ist heute Gedenkraum.
Die Strafanstalt Plötzensee wurde 1868 als Gefängnis vor den Toren Berlins gebaut. Auf einem Areal von über 25 Hektar entstand ein Gebäudekomplex mit vielen Freiflächen für 1.200 Gefangene. Außerdem wurden Verwaltungs- und Betriebsgebäude, zahlreiche Arbeitsbaracken, ein Haftkrankenhaus, eine Kirche und Beamtenwohnungen als rote Ziegelbauten errichtet.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Strafgefängnis nicht nur Freiheitsstrafen vollzogen, sondern es diente auch als zentrale Hinrichtungsstätte der vom Berliner Kammergericht und vom 1934 errichteten Volksgerichtshof zum Tode Verurteilten.
Plötzensee wurde außerdem als Untersuchungshaftanstalt des Volksgerichtshofs und anderer politischer Sondergerichte genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden dort zudem zahlreiche ausländische Zwangsarbeiter inhaftiert. Fast die Hälfte der in Plötzensee Hingerichteten stammte nicht aus Deutschland.
Zwischen 1933 und 1945 wurden 2.891 Todesurteile vollstreckt, unter anderem an Mitgliedern der Roten Kapelle, Teilnehmern des gescheiterten Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 und an Mitgliedern des Kreisauer Kreises. Darunter waren auch über 300 Frauen, die zur Hinrichtung aus dem Frauengefängnis Barnimstraße nach Plötzensee überführt wurden.
Hinrichtungen erfolgten zunächst mit dem Handbeil auf dem Gefängnishof. Am 14. Oktober 1936 ordnete Adolf Hitler an, dass die Todesstrafe mit der Guillotine vollstreckt werden sollte. Ende 1942 wurde in dem Hinrichtungsschuppen ein Stahlträger eingezogen, an dem acht Opfer gleichzeitig durch Erhängen hingerichtet werden konnten.
Bei einem Luftangriff im Herbst 1943 wurde auch das Strafgefängnis Plötzensee schwer getroffen. Der große dreiflügelige Zellenbau, in dem die zum Tode verurteilten Gefangenen inhaftiert waren, wies erhebliche Beschädigungen auf. Durch Überbelegung, eine einseitige und oft nicht ausreichende Ernährung sowie verzögerte oder nicht gewährte medizinische Hilfe verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Gefangenen in der zweiten Kriegshälfte permanent.
Im Frühjahr 1945 wurden die Gefangenen nach und nach entlassen. Als die Rote Armee die Anstalt am 25. April 1945 einnahm, war sie weitgehend menschenleer. Die Guillotine wurde im Sommer 1943 bei einem Luftangriff beschädigt und seitdem nicht mehr benutzt.
Der Hinrichtungsschuppen wurde 1951 zum Teil abgerissen; an seiner Stelle steht heute eine Mauer aus Bruchsteinen. Der Hinrichtungsbalken mit heute fünf statt der damaligen acht Fleischerhaken ist noch vorhanden, der Estrich unter dem Träger verläuft mit einem leichten Gefälle in Richtung der Mitte des Raumes. Dort befindet sich ein Bodenablauf, in den die Körperausscheidungen der Opfer gespült wurden, die sie im Todeskampf verloren hatten.
1945 bestimmten die Alliierten, dass Plötzensee künftig als Jugendgefängnis fungieren soll. Der große Zellenbau wurde nicht wieder aufgebaut, das Haus III abgerissen. Stattdessen entstanden Neubauten für jugendliche Strafgefangene.
1951 beschloss der Senat von Berlin, in Plötzensee eine Gedenkstätte einzurichten. Teile des Hinrichtungsschuppens wurden abgerissen, davor wurde eine Gedenkwand errichtet. Der Grundstein für die Gedenkstätte wurde im September 1951 gelegt; die feierliche Einweihung erfolgte am 14. September 1952. Seither befindet sich hier ein Ort der Erinnerung und des stillen Gedenkens an alle Opfer der nationalsozialistischen Diktatur.
Text und aktuelle Fotos: Klaus Tolkmitt