Pistachio Street Food Festival ( 28. und 29. August) in Kreuzberg

Der Gleisdreieck-Park ist, ohne jeden Zweifel, ein Gewinn für Bewohner*innen des Bezirkes Kreuzberg. Auch wenn der Biergarten, der direkt an der gleichnamigen U-Station angekoppelt ist, ein ziemlich 08/15er-Konzept aufweist, so ist es aber nur ein Katzensprung von dort bis zu einem Gelände mit einem außergewöhnlichen Namen: Jules B-Part.

Der bis zum Jahr 2019 leer gestandene Platz wird jetzt lebendig genutzt in einem Konzept, welches zu Ende gedacht worden ist. Jules B-Part ist der grastronomische Teil des Pionierprojekts B-Part am Gleisdreieck in Berlin-Kreuzberg – ein Labor des Projekts „Urbane Mitte“ und beinhaltet Cafe, Co-Working-Places, Platz für branchenbezogene Veranstaltungen wie das African Food Festival.

Am letzten Wochenende, wurde das Gelände die Heimat für das Pistachio Street Food Festival. In Zeiten der Pandemie kaum ein Event, welches nicht draußen stattfindet, hat eine Chance viele Besucher*innen zu bekommen. Das Merkmal Open-Air wurde zum Qualitätssiegel.

Sara Trovatelli
Sara Trovatelli

Alles Rund um Pistazien

Diese Zutaten kennen wir allzu gut aus der italienischen Eisdiele. Italienreisende werden sie auch aus anderen Köstlichkeiten kennen.

Das Event, zum ersten Mal mit diesem Schwerpunkt, wurde von Berlin Italian Communication organisiert – der Agentur, zu der die Marke True Italian und die Online-Zeitung Berlino Magazine gehören – und die inzwischen eine Bandbreite an Zielgruppe bedient (vom Food Truck bis zum Luxus-Segment) immer rund um gutes italienisches Essen. Dies alles, ohne den Ursprung, die Machart und die kulturellen Eigenschaften der jeweiligen Regionen ausser Acht zu lassen. Die Spezialitäten wurden nicht direkt bei dem Rundgang probiert. Aufgrund der Coronabestimmungen wurde davon Abstand genommen.

Anschließend bekamen die Presseverstreter*innen 3 Essensmarken und konnten sich selbst entscheiden. Ok. Der Glamour und das Ritual über die Vorbereitung und genauere Auskünfte über die regionalen Einzigartigkeiten, so wichtig, wie bei gastronomischen Verkostungen war nicht im großen Umfang drin, verständlich bei einem Street Food Format, welches mir zugegebenermassen sonst nicht besonders liegt.

Die Drei Mädels
Das Team von True Italien

Bei dem Street Food Festival hat die Location unter freiem Himmel, absolut überzeugt, das Kulinarische bezauberte mit grosser Vielseitigkeit, weit über Italien hinaus und das Team von True Italien & Berlino Magazin machte am fortschrittlichen Tag, am späten Nachmittag noch immer eine gute Figur. Gut gelaunt und bei strahlender italienischer Sympathie standen, wie viele andere, vorm Pizzastand von Trattoria Luna und warteten geduldig. Auch Alessandro, tapfer am Eingang bei der Menschenmenge zu Stoßzeiten gegen 14 Uhr verlor nicht die Geduld, hatte stets immer ein offenes Ohr und war eine gute Quelle von Infos über das weiträumige Gelände.

Horizonterweiterung

Überraschenderweise war sogar eine Erweiterung meines gastronomischen Horizontes zustande gekommen, in Sache Pistazie, noch ein Pluspunkt für ein gelungenes Event, auch wenn gegen 18:00 Petrus mal wieder seine Laune an Berlin ausgelassen hatte.

DJ Dito
DJ Dito

Die spannende musikalische Mischung und Sympathie des DJ’s Dito, der standhaft von 12 bis 22 Uhr das Publikum bei Sonne, Regen und Nieselregen bei Laune hielt, war ebenso ein Highlight. Von Lounge-Music über italienischen Rap und Hip Pop oder sogar das spanische Lebensgefühl „Olé“ auf italienisch gesungen oder Bossa Nova Instrumental hatte Dito im Gepäck. Sogar mehrmalige Rolling Stones Songs, wie er selbst sagte, als Hommage an den kürzlich verstorbenen Schlagzeuger Charlie Watts waren dabei. Auch wenn das überwiegend junge Publikum die Hommage nicht mitbekam, auch nicht beim Evergreen „Start me up. I’ll never stop“, macht das nichts. Die Geste zählt.

Zugegebenermaßen gehörte, bis zu diesem Event, die Pistazien nicht zu meinen Lieblingszutaten der italienischen Küche (auch nicht als Eissorte) und doch musste ich meine Wahrnehmung revidieren.

Bei einem Presserundgang, terminiert für 12 Uhr mittags, als die Sonne noch schien, sind Blogger*innen und Journalist*innen insgesamt 13 Food Trucks vorgestellt worden und oh Wunder nicht alle waren aus Italien.

Daniyal, der etwas schüchterne persische Koch, erzählt in Truck Tehran021, so wegen der telefonischen Vorwahl von Teheran getauft, gekonnt über den Unterschied zwischen Pistazien aus Italien und aus dem Iran. Die Spezialität, die er während des Presseganges schmackhaft machen möchte, sind 2 Juwelenreis mit Pistazien und Mandeln und Sholehzard (persischer Safran-Reispudding mit Pistazien und Mandeln).

Die Highlights

Der Pizzabäcker, der stolz erzählt, zum Team der Nationalmannschaft der Pizzabäcker*innen zu gehören und dies auch beweisen kann, wird gefragt, woher das Mehl kommt; einer der meist gestellten Fragen bei diesen Events und siehe da, immer mehr Meister*innen des Italienischen Nationalgerichtes nehmen das Mehl aus Germany.

Wichtig, erzählt er den neugierigen Augen, dass der Teig unbedingt 36 Stunden ruhen muss und dass die Hälfe des Mehls aus Vollkorn besteht. Und tatsächlich, der Teig kann sich sehen lassen. Davon habe ich mich später am Nachmittag selbst überzeugen können. Am Rande wirkt der luftige Charakter des Teiges, der sich später im Geschmack untermauern lässt, auch als ästhetisches Merkmal der Pizzasorte, deren Name glatt in einem italienischen Krimi auftauche könnte, „La Mortazza“, mit Mortadella und Pistaziencreme; ein gleichermaßen krosser und saftiger Genuss.

La Mortazza
La Mortazza

Wer Appetit bekommen hat oder sich an der Vielseitigkeit der Pizzen von Luigi erfreuen möchte, wird der Weg nach Schöneberg nicht weit sein, wenn der Hunger nach Pizza-Sorten mit Pistazien schreit. Link: Pizzeria Luna

Für grenzenlosen Geschmack sorgte der Chilene mit italienischen Namen, Gianfranco. Er bot Burritos mit Pistaziencreme an. Natürlich gab es auch klassisch pollo (Huhn). Allein das Lesen der Zutatenliste lässt das Wasser im Mund zusammenkommen. Mit Abstand der netteste Food Truck bei diesem Event. Auf Englisch erklärt Gianfranco der Presse, was nun Pistazien mit Burritos zu tun haben. Wer die Antwort wissen möchte, braucht nicht nach Santiago de Chile zu fliegen. Für das mondäne Herz, der Mauerpark tut es auch. Jeden Sonntag parken sie dort und verkaufen klassische, vegetarische und vegane Burritos mit Pistazien.

Der dritte Stand im Bund der herausragenden Ausstellern ist dafür verantwortlich, dass sich bei einem gewöhnlichen Event, die Horizonterweiterung ereignen konnte. Eine super sympathische Frau hinter dem Tresen erzählte begeistert über die unterschiedlichen Sorten von Pistazien, die verkauft werden. Sie stand nicht im Food Truck. Deshalb, weil das Produkt für den deutschen Markt nur vertrieben wird. Andrea Scafidi aus Sizilien ist der Inhaber der Firma und steht an der Seite, tritt nicht in den Vordergrund, aber ist ein aufmerksames Ohr, zum Beispiel als eine Teilnehmerin stolz erzählt, nächste Woche in Sizilien zu sein. Prompt stellt er ihr in Aussicht, einen Termin im Laden vor Ort für sie zu organisieren. Mit seiner Firma Mammafiore vertreibt er in Deutschland alle Produkte der sizilianischen Firma, Marullo: Pistaziencreme, Pistazienpesto, Pistazien-Patè, gehackte Pistazien.

Verkaufsstand Mammafiore
Verkaufsstand Mammafiore

Bevor mir die temperamentvolle und gesprächige Frau hinterm Tresen eine Probe Pistaziencreme überreichte, sagte sie: „Das ist unser Nutella!“. Als ich die Probe versuchte, spürte ich eine elegante Konsistenz auf der Zunge zergehen. Das aufblühende Aroma gab mir den Rest! Das war ein Gedicht!

Aus diesem Erlebnis, habe ich gelernt, dass Pistazien mit einer zuckenden Schulter zu begegnen, ein Fehler war. Die herzhafte Kombination, bestehend u.a aus Olivenöl und Parmesan, die mir auch überreicht wurde, war eine Offenbarung. Die buchstäbliche Dekonstruktion, Entfaltung des winzigen Stücken Parmesan lässt meinen elektrisierten Gaumen zurück. Link: Mammafiore

Einen weiteren Genuss, diesmal für den süßen Gaumen, bot Sicilian Eis Cream. Neben dem himmlisch schmeckenden Eis mit gehackten Pistazien oben drauf, haben sie die perfekten Produkte fürs Käffchen am Nachmittag: Granita, Pistaziencreme, Pistazienpesto, kleine Pistazien-Cannoli, Pistazienpaste, Pistazientorte.

Aus dieser Produktenliste ist die Pistazientorte, was diese Autorin aus tiefer Überzeugung empfiehlt, zu probieren. Mit einem etwas rebellisch-eleganten Aussehen (das ist kein Widerspruch) haben diese Torten wie hier vom Inhaber von Antonio Tomasello gezeigt einen eleganten Charakter und einen nicht penetranten Geschmack. Auch die Briochen mit Pistazien gefüllt, können sich sehen lassen und sind ein gerngesehenes Mitbringsel zum Kaffeekränzchen; auch ein Geschenk fürs Auge und für den gedeckten Tisch.

In Kreuzberg 36 gibt es diese kulinarischen Juwelen das ganze Jahr durch. Inhaber Antonio Tomasello, ein waschechter Sizilianer, machte sich mit diesem Laden einen Traum wahr. Link: Duoicecreme

Panzerotti
Panzerotti

Panzeratti (Mehrzahl) ist so etwas, wie der stolze „Cousin“ der argentinischen Empanadas und des, nach der Größe zu urteilen, bescheidenen brasilianischen Pastel.

Panzerrotto (Gefüllte Teigtasche) ist ein Riese, verglichen mit den beiden „Cousins“ aus Südamerika. Der Teig wird vor den Augen der Besucher*innen in einer großen Pfanne, auf der es so heiß sein dürfte, wie in der Hölle, frittiert.

Panzerotto mit Mortadella, Mozzarella und Pistazien, Panzerotto mit Rübengrün, Sardinen und Pistazien und klassisch gab es. Die Auswahl war groß.

Bitte schön...
Bitte schön…

Die beiden Herren Antonio Di Santo und Nicolas Avolos, die hinterm Tresen standen, sind zwar aus der Region Apulien, wirken aber stolz wie Spanier. Ihnen fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. Da ist immer gute Stimmung und immer was los am Stand. Auch der Name des Ladens „Der heilige Teufel“ passt, lädt zum Schmunzeln ein und das gleich hier in Kreuzberg. Zur Ladenphilosophie gehört auch der Humor. So lehrt ein Zitat auf der Webseite:

Der Teufel macht die Töpfe

Der Deckel macht der Heilige”.

Link: Zum Heiligen Teufel

Last but not least, gab es noch eine gute Wahl für Fleischliebhaber*innen. Auch wenn die Herren, aus gutem Grund, etwas spät beim Rundgang dran waren. Nämlich am Abend davor, war ihnen in den Food Truck eingebrochen worden und viele Kg Fleisch und andere Zutaten sind abhanden gekommen „Tipico Siciliano“ bietet an Arancine* mit Speck und Pistazien, verschiedene Arancine mit Pistaziensoße, Pistazien-Salsiccia, Stigghiola und Arrosticini (gegrilltes Fleisch) mit Pistaziensoße, Rindsteak mit Parmesan, Rucola und gehackten Pistazien, Pistazien-Hamburger und kleine sizilianische Süßigkeiten mit Pistazien.

Tipico Siciliano Vito
Tipico Siciliano Vito

Auch hier bedarf es keinen Flug nach Sizilien, sondern ein mondäner Weg zum Herrmannplatz im Bezirk Neukölln reicht aus. Dort steht der Food Truck vom Inhaber Giovanni. Und Sonntags steht er auf dem RAW-Gelände im Bezirk Friedrichshain.

Gemütlich Essen/Trinken und Chillen
Gemütlich Essen/Trinken und Chillen

Fazit

Natürlich gab es auch Spezialitäten, die nicht überzeugten und hier nicht erwähnt wurden, aber die Mehrheit der Produkte war gekennzeichnet von Diversität und Kreativität, auch dann wenn Pistazien, als thematischer Schwerpunkt, der kulinarische gemeinsame Nenner war.

Das Pistacho Street Food Festival in seiner 1. Ausgabe hinterlässt einen guten Eindruck und Lust auf mehr. Und wenn die zweite Auflage am selben Ort wieder stattfindet, DJ Dito mit einem coolen Hut, Gringo-Hemd und Top-Tracks wieder dabei ist, wäre dies ausdrücklich zu begrüßen.

Jules B-Part ist ein Ort zum geniessen, zu chillen mit Lärm, der auf der Brücke fahrender U-Bahn ertönt. Chillen auf Berlinerisch: unkonventionell, chaotisch, laut, hungrig und voller Lebenslust.

*Ein Arancino (Singular)/Arancini (Plural) ist ein frittiertes und gefülltes Reisbällchen. Arancini gehören unter anderem zur traditionellen sizilianischen Küche und werden je nach Provinz auch in konischer Form zubereitet. (Quelle: Wikipedia)

About Fatima Lacerda

Kultur, Fußball, Musik sind meine Leidenschaften. Reiseberichte sind ein Genuss!

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