Das Zelt im hohen Norden

Berlin hat eigentlich eine lange Zelt-Tradition, schon unter Friedrich II. wurde am Rande des Tiergartens Zelte aufgestellt. Das wissen aber nur ganz alte Berliner, den jüngeren ist gerade mal noch das erste Tempodrom (1980) in Erinnerung. Das stand dann auch richtigerweise an der Straße „In den Zelten“ – fand Irene Moessinger – aber weil Kanzler Kohl sowas nicht vor seiner Haustür haben wollte, musste es verschwinden. (Und löste folgerichtig einen Bauskandal aus, aber das ist man ja gewohnt in Berlin). Hätte man stehenlassen können, denn heute steht da wieder ein Zelt, das Tipi.

Etwas unbekannter, weil außerhalb am U-Bf. Holzhauser Straße, steht MADI – Das Zelt. Also nichts wie hin, Madi ist kein Kunst- sondern ein Familienname, Hamdan ist der Chef und Regina seine Frau. Er stammt aus Palästina, sie aus Fürstenberg und was in einer Famile klappen kann, könnte wohl auch als Kultur-Event klappen, sagte man sich – und so gibt es diese Verbindung von Abend- und Morgenland als Veranstaltungsort schon seit etlichen Jahren. Angeboten wird ein bewährter Mix aus Gaumen- und Augenfreuden, der ein bisschen an die Märchen aus 1001 Nacht erinnern wird.

(Wasserpfeife gibt es nur in Verbindung mit dem Menue)

Es könnte alles so schön sein, wenn einen die Realitäten nicht immer wieder einholen würden. Zum einen das Krisengebiet Nahost mit dem „arabischen Frühling“ und seinen Folgen und dann noch die Corona-Krise (wird wahrscheinlich das Unwort des Jahres 2020).

Ich bewundere den Mut der Veranstalter, trotz allem noch auszubauen und jetzt wieder aufzumachen: Seit kurzem ist eine gastronomische Freiluft-Veranda geöffnet mit allerlei Spezialitäten,

und ab dem 18. September soll das Programm wieder beginnen. Natürlich nur mit Hygiene-Konzept und Anmeldung und stark reduzierter Platzzahl im Hauptzelt.  Ich denke, dass Kultur genauso wichtig für unsere Gesundheit ist wie Hygiene – also traut euch !

Und noch ein nachträglicher Hinweis :

Dar Märchenbrunch, der an  Sonntagen ab Oktober wieder stattfindet, ist keine reine Kindervorstellung, sondern ein phantasievoller Erlebnistag für die ganze Familie, denn mit Netflix u.ä. macht man immer nur die falschen Leute reich.

About Wolfkamp

Uralter Urberliner. Taxifahrer, Eisenbieger, Schneeschipper, Student, Wagenwäscher, Bananenverkäufer, Bauleiter, Ausbilder, Dozent, Hilfsarbeiter, Operator, Systemanalytiker, Autor, Stadtführer, SES-Experte, Seniorenfahrer, Berliner Schnauze, usw. usw. Ich glaub´, ich habe nichts vergessen . . . . . .

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2 comments

  1. Na dann, auf ins Zelt!

  2. Danke, ich habe wieder etwas über die Stadt gelernt, in der ich 35 Jahre lang wohne!

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