„Berlin ist eigentlich nur ein Wasser-Rastplatz zwischen Spandau und Köpenick“ war mal ein Bonmot eines Historikers, denn Spandau und Köpenick sind beide etwas älter als die namens gebende Hauptstadt. Das Wasser in einer Stadt hat vielfältige Gesichter : einerseits hat Berlin ein beispielloses Wassersportrevier (was zunehmend entdeckt wird), andererseits haben wir derzeit wieder steigendes Grundwasser, so dass einige Keller in Rudow immer feuchter werden. Dieses Thema wird in einem Buch, das ich hiermit vorstellen möchte, spannend und verständlich beschrieben.
Der Durchschnittsbürger verkennt zumeist die historische Bedeutung der Wasserwege, zu sehr wird heute der Alltag von Auto und Flugzeug bestimmt. Doch selbst mit Beginn der Industrialisierung war der Wasserweg noch immens wichtig, denn die ersten Dampfmaschinen und Lokomotiven wurden ja noch aus England importiert – und wie anders als auf dem Wasserweg konnte z.B. die Adler nach Nürnberg kommen ?
In und um Berlin war und ist es besonders feucht. Sichtbarstes Zeichen ist die sog. Berliner Traufkante, welche besagte, dass früher die Wohnhäuser maximal 5 Vollgeschosse haben durften : Man traute dem sumpfigen Grund nicht, zuweilen mussten lange Pfähle eingerammt werden, um überhaupt eine solide Grundlage zu finden. Der Reichstag steht z.B. auf etliche (hunderten ?) Eichenpfählen, zusammengebrochene Häuser werden ironisch als „nasses Dreieck“ bezeichnet.
Wenn man sich in diese Thematik einlässt, wird es richtig spannend : Wie tief muss eigentlich ein befahrbarer Kanal sein, wo kann man in einer Stadt Staustufen einrichten, um die Fließgeschwindigkeit zu regulieren, seit wann gibt es eigentlich Kammerschleusen, wie kann man Überschwemmungen vermeiden und wie korrespondieren die Wasserwege mit der Abwasserbeseitigung. Alles Themen für einige Semester Studium, aber in dem o.a. Buch aus dem DSV-Verlag verständlich dargestellt.
Nur mal ein Detail, das in der Schule nie erwähnt wurde :
Die Keimzelle Berlins ist der Mühlendamm. Da gab es früher keine Schleuse, sondern nur ein Damm zum Anstauen des Oberlaufes für die Mühlen und die Schiffbarkeit (und natürlich zum Überqueren der Spree). Vom Oberlauf auf den Unterlauf musste die Ware dann mühsam umgeladen werden. Und der Errichter des Damms hat sich dann das Marktrecht (Stapelrecht) gesichert, d.h. alle umzuladenden Waren mussten drei Tage auf dem Markt angeboten werden. Von wegen „freie Marktwirtschaft“ . . . . . . . .