Geschichte der Berliner Taxis: Von der Sänfte zum E-Auto

Berlin ist die Stadt mit der größten Taxiflotte und einer der höchsten Taxidichten in Deutschland. Doch wie hat sich das Taxigewerbe in der Hauptstadt entwickelt? Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte der Berliner Taxis von den Anfängen im 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Taxi wartet (Symbolbild) - Foto: Waldemar bei unsplash
Taxi wartet (Symbolbild) – Foto: Waldemar bei unsplash

Die Sänftenzeit: Die ersten öffentlichen Taxis

Mittlerweile kann man sich jederzeit ein Taxi per App bestellen und weiß dank dem Taxi Preis Rechner vorher sogar, was man für die Fahrt bezahlen muss. Um bis hierhin zu kommen, musste das Taxigewerbe zahlreiche Entwicklungsschritte durchlaufen. Die früheste Vorform des Taxis war die Sänfte, ein Sessel, der an Stangen getragen wurde. Sänften waren zunächst nur einer reichen Oberschicht vorbehalten, die sich damit von dem Schmutz und Unrat der Straßen fernhielt.

Im 17. Jahrhundert wurden Sänften auch zur allgemeinen öffentlichen Nutzung in größeren Städten angeboten. So auch in Berlin. Hier ließ der Kurfürst Friedrich Wilhelm ab 1638 nämlich 12 Sänften anschaffen, deren Träger vor dem Rathaus auf Kunden warteten. Die ersten Angestellten in diesem Gewerbe waren Hugenotten, die aus Frankreich eingewandert waren – die Sänftenträgerei stellte auch eine staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für sie dar. Die Sänftenzeit in Berlin endete im 18. Jahrhundert mit dem Aufkommen der pferdebespannten Taxis.

Die Pferdekutschenzeit: Die ersten motorisierten Taxis

Pferdebespannte Taxis waren eine Weiterentwicklung der Sänften, die mehr Platz, Komfort und Geschwindigkeit boten. Die bekanntesten Formen waren der Fiaker, die Pferdedroschke und das Cab.

  • Der Fiaker war ein vierrädriger, offener oder geschlossener Wagen mit einem Kutscher auf dem Bock, der seinen Namen von der Pariser Rue de Saint-Fiacre erhielt, wo die ersten Fiaker vermietet wurden. Der Fiaker kam im 18. Jahrhundert nach Berlin und wurde vor allem für längere Fahrten außerhalb der Stadt genutzt. Er konnte bis zu fünf Fahrgäste aufnehmen.
  • Die Pferdedroschke war ein vierrädriger, offener Wagen. Sie kam im 19. Jahrhundert nach Berlin und wurde vor allem für kurze Fahrten innerhalb der Stadt genutzt und eignete sich auch für größere Gruppen von Fahrgästen.
  • Das Cab war ein zweirädriger, offener Wagen, der ebenfalls ab dem 19. Jahrhundert in Berlin unterwegs war und in dem zwei bis drei Gäste mitfahren konnten.

Die pferdebespannten Taxis waren die ersten, die ein Taxameter einführten, um den Fahrpreis zu berechnen. Berlin war 1896 die erste Stadt, die ein Taxameter vorschrieb. Auch die Pferdekutschenzeit dauerte natürlich nicht ewig. Sie endete im frühen 20. Jahrhundert mit dem Aufkommen der motorbetriebenen Taxis. Der “Eiserne Gustav” kämpfte damals gegen den Niedergang des Droschkengewerbes. Ohne Erfolg.

Die Autotaxizeit: Die modernen Taxis

Die motorkraftbetriebenen Taxis waren eine Revolution in der Geschichte des Taxis, da sie deutlich mehr Sicherheit, Schnelligkeit und Flexibilität boten. Die ersten Automobile kamen Ende des 19. Jahrhunderts auf, doch motorkraftbetriebene Taxis setzten sich erst nach dem Ersten Weltkrieg durch, als die Benzinmotoren leistungsfähiger und billiger wurden. Die ersten Autotaxis waren meist umgebaute Personenwagen, die oft noch mit einem Taxameter auf dem Dach ausgestattet waren. Später wurden spezielle Taximodelle entwickelt, die mehr Platz und Komfort boten.

Verschiedene Entwicklungen in Ost- und Westberlin

Durch die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in vielen Bereichen in Ost- und Westdeutschland zu unterschiedlichen Entwicklungen. So war es auch im Taxigewerbe. In Berlin waren die Unterschiede besonders gut zu sehen, da hier bekanntlich Teile der Stadt zur DDR und andere zur BRD gehörten. So entwickelte sich die Taxibranche quasi direkt nebeneinander jeweils ganz anders. Aber wie sah das konkret aus?

Ost-Berlin: Staatliche Taxis

In Ost-Berlin wurde das Taxigewerbe nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht und zentralisiert. Die Taxis gehörten zu einem Volkseigenen Betrieb (VEB), der auch den Busverkehr betrieb. Die Taxis waren größtenteils sowjetische oder ostdeutsche Modelle, wie der Wolga oder der Trabant, und deren Fahrer waren Angestellte des Staates, wodurch sie wenig Entscheidungsfreiheit hatten.

Tarife waren niedrig und subventioniert, aber die Nachfrage war hoch und das Angebot knapp. Taxi-Wartezeiten waren lang und die Qualität der Fahrzeuge schlecht.

Nach dem Mauerfall im Jahr 1989 wurde das Taxigewerbe in Ost-Berlin privatisiert und liberalisiert. Viele Fahrer nutzten die Gelegenheit, um sich selbstständig zu machen oder sich anderen Taxizentralen anzuschließen. Die Taxis wurden modernisiert und an die westdeutschen Standards angepasst.

West-Berlin: Freie Taxis

In West-Berlin blieb das Taxigewerbe nach dem Zweiten Weltkrieg frei und dezentralisiert. Die Taxis gehörten zu privaten Unternehmen, die sich verschiedenen Taxizentralen anschlossen. Die Taxis waren meist westdeutsche oder ausländische Modelle, wie der Mercedes-Benz oder der Peugeot. Taxi-Fahrer waren nun selbstständig oder angestellt und hatten mehr Entscheidungsfreiheit, und die Tarife höher und marktgerecht. Das Angebot war groß und die Nachfrage geringer, wodurch die Wartezeiten kürzer waren und die Qualität der Fahrzeuge besser war.

Im Zuge der Wiedervereinigung wurde, wie eben erwähnt, auch das Taxigewerbe in West-Berlin mit dem Ostteil vereinigt. Das bedeutete für die Westberliner Taxis mehr potenzielle Kunden, aber auch mehr Konkurrenz.

Die Zukunft: Die ökologischen Taxis

Klassische Taxis stehen heute vor neuen Herausforderungen, wie dem Klimawandel, der Luftverschmutzung und der Konkurrenz durch andere Verkehrsmittel oder Anbieter. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzen viele Taxiunternehmen auf ökologische Alternativen, wie Erdgas-, Hybrid- oder Elektroautos.

Ein Vorreiter in diesem Bereich war das Projekt TUT (Tausend Umwelt-Taxis für Berlin), das von 2000 bis 2006 in Berlin durchgeführt wurde. Das Projekt förderte den Einsatz von Erdgas-Taxis, die weniger Schadstoffe ausstoßen als Benzin- oder Dieselfahrzeuge.

Ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist der Einsatz von Elektroautos, die keine direkten Emissionen verursachen. Die Internationale Energieagentur erwartet eine Verzehnfachung der E-Autos bis 2030. Diese Entwicklung geht natürlich auch nicht an der Taxibranche vorbei.

Mittlerweile fördert das Land Berlin den Kauf von E-Taxis mit bis zu 15.000 Euro. Die ökologischen Taxis sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Kunden, die sich nun ohne schlechtes Gewissen fahren lassen können. Die Zukunft der Berliner Taxis ist wohl elektrisch. Davon geht man in der Taxizunft aus. Der Tagesspiegel zitiert den Chef der Taxi-Innung Berlin, Leszek Nadolski, mit den Worten: “Das ist ein Quantensprung in unserer Branche”.

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