Zwischen den Gräbern auf dem Südwestfriedhof ist viel Platz für Skulpturen und kleine Kunstwerke, und es wird bewusst Wert daraufgelegt, nicht alles zu ordnen und die Wege akkurat zu pflegen. Man „stolpert“ schon mal über Putten, zerbrochene Gedenktafeln oder kleine Pflastersteine, die als Gedenksteine unter Bäumen und Büschen an Verstorbene erinnern.
So muss man das Grab von Manfred und Ottilie Krug schon ein wenig suchen, um es auf der weitläufigen Anlage zu finden. Mit der kostenlosen Web-App von lialo.com ist die Suche allerdings recht einfach. Auf einem Rundgang über die weitläufige Friedhofsanlage werden die Gräber weiterer bekannter Persönlichkeiten aufgesucht und deren Geschichte erzählt. Mit diesem Link kommt man direkt zur Tour.
Manfred Krug war Schauspieler, Sänger und Schriftsteller und bis zu seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik im Juni 1977 einer der bedeutendsten Künstler der DDR. Eine Legende im Osten, wie im Westen.
Als Chanson- und Jazzsänger tourte er erfolgreich durch einige Ostblockländer und hatte in seiner Glanzzeit in der DDR ca. 30 eigene TV-Shows und besang unzählige Langspielplatten mit seinen Liedern, die er zum Teil auch selbst schrieb, allerdings unter einem Pseudonym. Als Songschreiber nannte er sich Clemens Kerber. Seine Alben wurden hunderttausendfach verkauft.
Mit dem Pseudonym Isa Karfunkelstein interviewte er sich selbst, denn Krug gab sehr ungern Interviews. Da er aber dennoch durchaus mitteilungsbedürftig war und seinen Fans Einblick in sein Denken und in seine Werke geben wollte, beschloss er, sich 1974 im Rundfunk der DDR kurzerhand selbst zu befragen. Die etwas naive, aber liebenswerte junge Frau durfte ihm bereits auf dem Cover seiner ersten Schallplatten Fragen stellen, berichtete einst der Deutschlandfunk in einem Podcast.
Seine erste Filmrolle hatte Manfred Krug als Gitarrenspieler in dem 1956 gedrehten „Verbotsfilm“ Die Schönste, der erst 2002 wieder rekonstruiert werden konnte und niemals in der DDR gezeigt wurde.
Krug wohnte nach seiner Ausreise im Westteil der Stadt in Berlin-Schöneberg. In der Bundesrepublik setzte er seine Karriere nahtlos fort. In einer seiner ersten Rollen war er von 1977 bis 1992 als Fernfahrer Franz Meersdonk in der ARD-Serie Auf Achse zu sehen und drehte in Südafrika oder in der Atacamawüste in Südamerika. Länder, die ihm in der DDR verwehrt waren, wie er später in einem Stern-Interview bekundete.
Große Popularität erlangte Krug in der Rolle des eigenwilligen Rechtsanwalts Robert Liebling in der Fernsehserie „Liebling Kreuzberg“. Beliebt war er auch als Kommissar Paul Stoever an der Seite von Charles Brauer als Peter Brockmöller im Tatort des NDR. Diesen verkörperte er von 1984 bis 2001 41-mal, womit Krug zeitweise der „dienstälteste“ Tatortkommissar war und 2008 in einer Umfrage zusammen mit Brauer zum zweitbeliebtesten nach Götz George gewählt wurde.
Manfred Krug war auch als Schriftsteller tätig. Seine Biografien „Abgehauen“ (1996) und „Mein schönes Leben“ (2005) wurden zu Bestsellern. Zuletzt trat Krug zusammen mit der Jazzsängerin Uschi Brüning und seiner Band auf unter dem Titel „Manfred Krug liest und s(w)ingt“. Sein letztes Konzert gab er am 5. August 2016 auf der Burg Storkow.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt