Das Restaurant Bellucci am Adenauerplatz: eine Luxusoase der italienischen Esskultur in der City-West

Eines der Highlights in der eingeschlafenen City-West, sind die italienischen Restaurants, die der Tradition der „Tischkultur“ noch nicht aufgegeben haben. Ich rede nicht davon, über die Vorstellung bei der man, so schnell wie möglich und am besten für einen „Spottpreis“ satt werden möchte. Ich rede von den Vorzügen der italienischen Lebensart. Dazu gehören, wohl unweigerlich, die Esskultur – verbunden mit langen Tischgesprächen zwischen den Menügängen und überhaupt das Genießen der Atmosphäre. Nicht erst beim Essen oder beim Anblick des eingereichten Tellers aber schon der Gang zum Restaurant gehört zu einem, in Italien, über Generationen, exerziertes Ritual.

Belluci
Belluci

Bellucci !

Der Adenauerplatz trägt zwar den Namen einer Schlüsselfigur der deutschen Nachkriegszeit, ist aber eher ein Ort der Hektik. Unweit von dort gibt es das Restaurant Bellucci, benannt nach der – von vielen – als schönste Frau der Welt erachtet, die italienische Schauspielerin. Ein Bild der Schönheit steht in Übergröße neben der Bar, die für ein italienisches Restaurant ziemlich schnell ins Auge sticht. Die Auswahl der Cocktails und Getränken kann sich sehen lassen. Bellucci soll auch als Bar eigenständig bestehen können, teilt uns der Besitzer Adriano Hess nach unserem Genuss der Antipasti, am Tisch mit. Meine Empfehlung hierzu ist Vitello Tonnato ala Piamontese (Dünnes Kalbfleisch mit Kapern in Thunfisch-Creme).

Dezent und unauffällig läuft Adriano  durch den Laden, bedient die Tische, spricht mit den Gästen, einige offenbar Stammgäste des Lokals. Von der Politprominenz soll der Ex-Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit Stammgast sein und wie wir Berliner nur allzu gut wissen, der Mann ist ein Lebenskünstler und mag es gediegen. Unter diesem Kriterium ist man bei Bellucci genau richtig. Die Kunden der gehobenen Küche sind hier in ihrem Element, in ihrem kulinarischen Zuhause.

Die Tische sind akkurat wie elegant gedeckt. Das dunkle Regal voller Weinflaschen sorgt für ein wohliges Ambiente von einem vertrauten Ort, auch dann, wenn man zum ersten Mal dort zu Gast ist. Direkt an dem Regal ist auch der beste Platz im ganzen Restaurant. Man hat alles im Blick und fühlt sich mitten im Geschehen. Auch dann, wenn zur späten Stunde der Kern des Raumes mehrere Lücken aufzeigt. Der einzige Wermutstropfen, hinsichtlich des Ambientes ist der „tote Tisch“ direkt vor der Treppe, die zur Toilette führt. Dort sitzen, im Laufe des Abends, Freunde des Hauses, Geschäftspartner. Dem Raum gerechter und schöner wäre es, wenn dort eine schöne große Blumenvase stünde, um diese „tote Ecke“ mit Charme zu versehen.

Belluci - Hugo Hess
Belluci – Adriano Hess

Warum der Weg in die Gastronomie überhaupt?

Am Tisch mit mir und meiner Begleitung – an einem wunderschönen Frühlingsabend wie aus dem Bilderbuch, erzählt Adriano Hess wie es zur dieser Berufung kam. Begeistert vom internationalen Publikum in den Gastronomie-Hotspots Nizza und in Moskau, fing er dann beim Onkel an, hieß es weiter.

Viele Sachen habe er ausprobiert. Pilot wollte er sein. Auch Schauspieler und Manager erzählt gerne der junge Mann voller Ideen und Ehrgeiz und dessen Vater Botschafter in Berlin war. Von ihm hängt an einem Ehrenplatz ein Bild.

In Nizza und in Moskau soll er sich in der Gastronomieszene ausgetobt und umgeschaut haben. In der russischen Metropole habe er den großen Bären Natascha erworben, der einen Stammplatz im Bellucci zugeteilt wurde.

Das Konzept

Alle zwei Monate werden die Menükarten gewechselt. Nicht nur Politiker brauchen Kontinuität. Die Köche sind immens wichtig für die Beibehaltung des guten Standards. Domenico ist seit 6 und Franco Colucci seit 2 Jahren dabei.

Auf meine Bemerkung hin, aus der Konserve laufen keine italienischen Lieder wackelt Adriano heftig mit dem Kopf, wahrscheinlich entsprungen aus einem Trauma von anderen Restaurants. Aus den Boxen kommen dezente Lieder aus dem Pop-Bereich und aus dem Jazz. Da ist noch viel Luft nach oben, bis die Musik sich als willkommene Ergänzung zu den vorzüglichen Essensgängen – voller Rituale und dem eleganten und dezenten Ambiente gesellt. Demnächst soll das Restaurant durch bereits einen beauftragten Innenarchitekt ein neuer Anstrich verpasst werden und beim Abscheid hat Adriano versprochen, inberlin erneut einzuladen wenn es soweit ist. Aber auch jetzt lässt das Bellucci keine kulinarischen Wünsche offen.

Die Brote, in Streifen, zum Antipasti kommen warm und kross auf den Tisch. Die grünen Oliven, gigantisch groß und sind herrlich knackig. Unter den vielen Weinsorten sind:

Weiß:

  • Lugana Doc, Cá dei Frati, Veneto
  • Brezza IGT – Lungarotti Umbria
  • Regeleali Bianco, Tasca d‘ Almerita, Sicilia
  • Monte Pietroso Bianco di Sicilia
  • Weißweinschorle gibt es auch

Rot:

  • Barbera d’Asti DOCG
  • Montepulciano d’Abruzzo
  • Ascheri, Barolo

Monte Pietroso di Puglia, eine Region – in der ich bis vor ein paar Tagen auf einer Pressereise war. Dort hat die Gruppe aus 10 Journalisten und Bloggern mehrere Weinplantagen- und Produktionsstätte besucht und feststellen können, dass bei den meisten Fabrikanten, ca. 60% der Produktion ins Ausland geht und die anderen 40% naheliegenderweise im Inland verbleiben.

Zum Hauptgang, aber auch zum Dessert, wählte ich den Härtetest, relevant für alle italienischen Restaurants die etwas von sich etwas halten. „Fettuccine con Salmone“ (Fettuccini mit Lachs). Die Gefahr, das der Fettinhalt, sowohl von der Sahne als auch vom Fisch selbst (der ja nicht „nackt“ sich zu den Nudeln gesellt) zu einem Unwohl im Magen wird, wenn insbesondere die Temperatur nicht stimmt. Und Bellucci hat dies souverän bestanden. Die schwierigste Variante überhaupt, Fettucini mit Lachs so zu kombinieren, dass die im Magen, „gut ankommt“, wie meine Oma zu sagen pflegte, ist eine Wissenschaft. Alle Zutaten sowie Temperatur müssen, insbesondere, bei DER Kombination miteinander harmonieren.

Dessert kann es fast nur eine Variante beim echten Italiener geben: Das Hebemichhoch-Dessert (Tiramisu). In dieser Etappe des Abends wurde die Vorfreude besonders groß, weil die Autorin dieses Textes ein Tiramisu macht, (Achtung Eigenlob!!!) die schon manche zum Niederknien animierte oder und zu einer Art Massenwanderung vom Wohnzimmer in die Küche im Rahmen eines runden Geburtstages führte. Ich habe also meine Begleitung angestiftet, Tiramisu zu bestellen und ich wollte mir Soufflé ao cioccolato con gelatto alla vaniglia (Schokoladensoufflé mit Vanille-Eis) zur Brust nehmen. Und dann dass! Nicht das Tiramisu war das Highlight des Abends, aber der Schokoladensoufflé. Schon ruhend auf dem Teller war es schon ein Hingucker. Auf einem weißen Teller lag souverän auf der linken Seite ein – gleichzeitig zerbrechlicher und an ästhetischer Schönheit nicht zu toppen – Stück Schokolade. Rechts am Teller, ein Petit Gateau, ein kleiner Schokoladenkuchen gefüllt mit warmer Schokoladensauce, die wie ein Vulkan aus dem Kuchen herausfließt. Dafür braucht man nur einen kleinen Stich mit der Kuchengabel und dann folgt der Augenschmaus bzw. ein Augenmerk für das Aroma und dann kann es losgehen mit dem Genuss der Superlative.

Während auf politischer Ebene sich Europa gerade schwer miteinander tut. Auf kulinarischer Ebene stolzieren Italien und Frankreich im Hause Belluccis miteinander, zelebrieren und praktizieren das Joie de Vivre mitten in Berlin. Laut Besitzer Adriano „die schönste Stadt der Welt“ und einer Stadt, in der man natürlich Urlaub machen könne (auch als ansässiger). Und dem italienischen Sprichwort „wer gut isst, lebt gut“ werden die Macher des Bellucci (Adriano, die Köche Domenico und Franco) und den herausragenden und stets aufmerksamen Kellnern, allemal gerecht.

  • Beim Portal Tripadvisor wurde das Restaurant am Adenauerplatz mit dem Prädikat „Ausgezeichnet“ bewertet.
  • Wer die Köstlichkeiten von Bellucci zu Hause genießen möchte, kann dies per Hotline bestellen.
  • Zu Mittagszeiten (außer Freitags) zwischen 12 – und 15 Uhr gibt es Business Lunch.
  • Gentleman aufgepasst: Wer seiner besseren Hälfte einem besonders schönen Abend machen möchte, kann einen romantischen Dinner an dem schönsten Tisch des Lokals bestellen.

 

About Fatima Lacerda

Kultur, Fußball, Musik sind meine Leidenschaften. Reiseberichte sind ein Genuss!

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