ist nicht etwa ein Industriebetrieb wie Siemens, AEG oder Borsig, sondern eine Baumschule, nach der auch die S-Bahnstation Baumschulenweg benannt wurde. Die Späth´schen Baumschulen existieren seit 1720, sind also fast 300 Jahre alt. In einer Stadt, die wegen ihrer vielen Grünflächen und Bäume gerühmt wird, ist das nur allzu logisch, vielleicht hat sogar das eine das andere bedingt – das konnte ich aus der Firmengeschichte nicht sofort ermitteln. Diese wiederum hat einige spannende deutsch/deutsche Kapitel, denn wir Deutschen lieben es ja besonders gründlich. Wir haben nicht nur eine, sondern eben auch zwei deutsche Vergangenheiten zu bewältigen. Aber ich will hier nicht nur Historiker bedienen, es gibt für Neuberliner auch ein bis zwei Ausflugstipps der unbekannten Art.
Vom Bahnhof Baumschulenweg in die Baumschulenstraße gelangt man zu einer efeubewachsener Gründerzeitvilla an der Ecke Königsheideweg. Die Späth-Villa wird heute von der Humboldt-Uni bewirtschaftet, denn schon die zweite Gründergeneration von Späth hat den Gewerbebetrieb mit Wissenschaft und Forschung vernetzt, was sich in etlichen Neuzüchtungen niedergeschlagen hat. Auch hat L. Späth zu der Zeit damals eine Art Botanischen Garten (= Arboretum) anlegen lassen, den man gegen Eintritt besichtigen kann. (1. Tipp)
Der gesamte Betrieb dagegen ist ohne Eintritt zu besichtigen – Ladendiebstahl ist bei den doch etwas größeren Pflanzballen kaum zu befürchten – und inmitten von Blumen und ihren Düften befindet sich ein kleines, feines Café, das täglich geöffnet hat und mein Geheimtipp (der 2.) für eine ruhige Kaffee- oder Imbisspause im Südosten Berlins ist. Ein kleiner Hofladen ergänzt das Ganze harmonisch.
Ach ja, und hier der historische Nachtrag: Die Fa. Späth ist sowohl durch das 3. Reich als auch durch sozialistische Enteignung ziemlich gebeutelt worden, ein Stolperstein weist auf den gewaltsamen Tod von Hellmut Späth am 15.2.1945 hin, und auch die Rückübertragung hat sich über 7 Jahre hingezogen. Was zwischen 1933 und 1955 in der Fa. Späth alles abgelaufen ist, hat das Ausmaß eines antiken Dramas, und ich weise vorsorglich schon einmal Drehbuchschreiber darauf hin, denen ja scheinbar nicht Neues mehr einfällt. Genaueres ist dann der bereits in Arbeit befindlichen Historie zum 300.sten Jahr der Firma zu entnehmen.
Da nach sieben Späth-Generationen in den 50er Jahren keiner mehr den Gartenbau betreiben konnte, ist nunmehr der letzte Erbe – Dr. Manfred Späth – kein Gärtner und nur einer innerhalb eines Konsortiums. Aber das geht ja auch anderen großen deutschen Namen so, dass sie irgendwann von anderen verdrängt oder geschluckt werden. Man kann nur hoffen, dass hier die „Heuschrecken“ nicht einfallen werden, denn gerade einem Gartenbaubetrieb würde das nicht gut bekommen.
Für einen ersten Besuch bietet sich das Traditionsfest am 24./25. September an, hier der Link.
Und fast hätt´ ich´s vergessen: Hier ist auch eine kleine Galerie für Freiluft-Objekte angesiedelt, derzeit stellt der Südtiroler Franz Christanell aus – und obwohl ich zu „moderner“ Kunst gelegentlich eine ironische Distanz habe, finde ich die Objekte aus alten Gartengeräten gar nicht mal schlecht. Upcycling heisst das wohl, odr ??
One comment
Pingback: Tipp für Anhänger der alten "Holzmedien" - Blog@inBerlin