Eine große Stadt wie Berlin hat unzählige Plätze und Straßen aufzubieten, die natürlich auch einen stattlichen Namen haben sollten. Im heutigen Fokus stehen die Revaler Straße und die Simon-Dach-Straße im alternativen Stadtteil Friedrichshain. Mittlerweile sehr bekannte Orte für das feierwütige junge Partyvolk aus der ganzen Welt. Oftmals sind sich Bewohner und Gäste nicht bewusst, was sich hinter den jeweiligen Namen verbirgt, wo sie sich gerade aufhalten.
Reval, soviel sei verraten – ist eine Stadt im Nordosten Europas und Simon Dach eine Person. Allerdings lebte Herr Dach nicht in Reval, es ist auch nicht überliefert, ob er auch jemals diese Stadt besucht hat. Gerade älteren Zeitgenossen und gerade mit Ursprung Ostpreußen, dürfte das Volkslied „Ännchen von Tharau“ bekannt vorkommen was in Verbindung mit dieser Person steht.
Simon Dach, war ein Dichter und wurde im Jahre 1605 in Memel geboren und 1659 in Königsberg verstorben. Der Ort Memel war bis 1920 eine Stadt in Ostpreußen und infolge des Ersten Weltkrieges dann an Litauen abgetreten worden. Zudem änderte sich der Name der Stadt in Klaipeda. Simon Dach ist auch noch heute dort anzutreffen, auf einem Marktplatz befindet sich eine Skulptur mit dem „Ännchen von Tharau“ ihm zu Gedenken. Wer diese Gegend im Baltikum mal proaktiv erkunden möchte, dem sei auch die naheliegende Kurische Nehrung empfohlen, eine schmale Landzunge (UNESCO Weltkulturerbe) und mit einem Abstecher zum Örtchen Nida (damals Nidden), u.a. der Sommerferienort von Thomas Mann, dem berühmten Schriftsteller. Zurück zu Berlin, seit 1905 trägt die Straße dessen Namen und war schon damals gut mit Gaststätten versorgt. Mehr Bilder aus Klaipeda und der Kurischen Nehrung gibt es hier.
Reval ist heutzutage besser bekannt unter dem Namen Tallinn und ist die heutige Hauptstadt von Estland, zuvor war Reval ein geläufiger Stadt-Name bis zum Jahr 1918. Ursprung dessen ist der Deutsche Orden, der große Landstriche im Baltikum seit dem frühen Mittelalter unter Kontrolle hatte, unterstützt mit dem Monopol der Deutschen Hanse in der Ostsee. Seitdem gab es deutsche Bevölkerungsgruppen in großen baltischen Städten wie Riga („Bremer Stadtmusikanten“ lassen grüßen) und Reval. Die heutige Stadt Tallinn wirkt im Vergleich zu den anderen baltischen Hauptstädten Riga und Vilnius, etwas verträumter, da vllt. auch die kleinste aller drei Orte, befindet sich dafür aber direkt an der Ostsee. Was auffällt, dass die estnische Sprache mehr mit dem Finnischen verwandt ist als mit den Sprachen der umliegenden Länder. Die Straße in Berlin gibt es seit dem Jahr 1903, eine Zeit als Berlin rasant wuchs in den Kennzahlen Stadtausdehnung und Bevölkerungswachstum. Mehr Bilder aus Tallinn per folgendem Link. Viel Spaß beim entdecken in Berlin und anderswo.
Bildergalerie Reval/Tallinn:
Sehr Cool!