Bücher über Berlin gibt es ja wohl wie Sand am Meer, ja es gibt sogar eine Buchhandlung, die sich ausschließlich mit Berlin/Preußen/Brandenburg beschäftigt, und da kann man schon mal den Überblick verlieren. Um so schöner, wenn man einen Architekturband in die Hände bekommt, der schnell auf den Punkt kommt, übersichtlich ist und endlich einmal alle Gebäude erklärt, die einem beim Gang durch die Stadt schon immer aufgefallen sind.
Architektur in Berlin heißt das im Jaron-Verlag erschienene Buch und hier gehen Text und Bild eine gelungene Synthese der Informationsvermittlung ein. Jedes Bild wird mit einem knappen 10-Zeiler beschrieben, ohne langatmige Erklärung des Baustils (also Jugendstil und Gründerzeit sollte man schon ein bisschen auseinander halten können) und gebündelt sind die 500 vorgestellten Objekte in 12 innerstädtische Spaziergänge, die auf einer 2-seitige Karte aufgeführt werden. Hoppla, fast hätte ich das 13. Kapitel vergessen, das sich den Objekten in den Außenbezirken widmet (der Autor ist demnach nicht abergläubisch !).
Mein Lieblingsobjekt – die Kreuzkirche in Schmargendorf mit ihren dreieckigen Klinken – das Olympiastadion und die Hufeisensiedlung sind jedenfalls auch drin – wenn auch nicht als kompakte Tour, aufstöbern kann man die ja selbst mit den allgegenwärtigen Smartphone-Apps.
Jede dieser Touren hat eine farbige „Bauchbinde“ mit einem Fließtext, der die Gegend mit ihren Besonderheiten vorstellt – so präzise und knapp habe ich das bisher selten erlebt, denn einen typischen Berliner Baustil gibt es eigentlich nicht. Das – manchmal sehr schmerzhafte – Nebeneinander von Klassizismus, Art Déco, Nierentisch-Moderne und internationalem Stil ist ja auch schwer zu beschreiben, macht aber eben den besonderen Reiz von Berlin aus.
Gibt es gar nichts zu kritisieren?
Ich habe nun nicht jeden Text im Einzelnen analysiert, ab und zu stellt man etwas fest, was nicht mehr aktuell ist (so schnell ändert sich in Berlin eben alles) und deshalb habe ich nur kleine Verbesserungsvorschläge: Die Farbe der Touren im Stadtplan würde ich auch als Farbcode für die Bauchbinde übernehmen, und fürs Format würde ich fast das Hochkantformat (DIN lang o.ä.) vorschlagen, dann passt es besser in die Jackentasche – möglicherweise leidet darunter aber das Layout. Alles hat eben immer seine zwei Seiten.
Zu erhalten beim Verlag oder beim guten Buchhandel.
ISBN 978-3-89773-692-4