Ausflugstipp: Das Wassermuseum Friedrichshagen

Wer Friedrichshagen und die Bölschestraße nicht kennt, sollte sich mal den (ziemlich schrägen) Film „Hai-Alarm im Müggelsee“ ansehen, da hat die halbe Bevölkerung als Statist mitgespielt. Und er lernt einen der vielen, liebenswürdigen Vororte Berlins kennen, in dem sich auch ein völlig unterschätztes Museum mit einer traumhaften Aussicht auf den Müggelsee befindet, das Museum im Alten Wasserwerk.    Frisches Wasser aus der Wand hat scheinbar die gleiche Bedeutung wie der kleine Finger an der Hand : Erst wenn er weg ist merken wir, wie wichtig er war. Das Wassermuseum wird kaum von Touristen besucht, die Wasserwerke wollten nicht mehr und so hat sich dann der Verein „Berliner Unterwelten“ Ende 2014 des Museums erbarmt und betreibt es seitdem voller Idealismus im privatisierten Stil.

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Teile eines „Dückers“ (eine Art Syphon)

Dabei macht sich kaum Jemand klar, wie katastrophal noch vor ca. 100 Jahren die Situation in Berlin (und anderen Ballungsgebieten) war: Das Wasser aus Ziehbrunnen hatte mitunter alle die Bakterien und Keime parat, die kurz zuvor über die Gosse und Sickergruben ins Grundwasser gelangt waren. Erst die Forschungsergebnisse von Virchow und Koch führten zur strikten Trennung von Trink- und Abwasser, und es bedurfte dann einiger Katastrophen*, bis sich die hohe Politik dieses Problems annahm. (* Die große Cholera-Epedemie von 1892 in Hamburg hatte ca 17.000 Erkrankte und über 8.000 Todesopfer zur Folge und wurde durch die Unfähigkeit der Stadtregierung verschlimmert und sogar nach New York exportiert.) Das Radialsystem war eben eine Idee von Hobrecht und keine Kulturbühne. Interessanterweise wurde versucht, den Bau von Abwässerkanälen mit dem Argument zu verhindern, dass dadurch die Arbeitsplätze der Jauche-Fahrer gefährdet wären. Kommt einem irgendwie alles bekannt vor.

Dies alles und noch viel mehr kann man sich bei einem Besuch im o.a. Museum erlesen und interessante Details auch der neueren Technologie erfahren, z.B. eine Fahrt mit einer Kanal-Kamera zur Aufspürung von illegaler Giftentsorgung erleben.  Irgendwann einmal wird man – mittels automatisierter, blitzschneller DNA-Analyse – mit Sicherheit sogar Personen an ihren Hinterlassenschaften aufspüren können (diese Idee für ein zukünftiges Horror-Szenario melde ich hiermit zum Patent an !).

Hier lieber noch – statt vieler Worte –  ein paar Bilder aus Friedrichshagen.

Nachbemerkung :  Mir ist immer wieder unverständlich, wieso man sich für die Betrachtung eines Kunstwerks (z.B. 14 Variationen von schwarz) stundenlang anstellt (MOMA in Berlin) und diese Ausstellung über lebenswichtige Innovationen links liegen lässt. Aber die angesagte  Kulturszene benimmt sich wahrscheinlich ähnlich wie einst der Konsument im guten alten Ostblock : Wo eine Schlange ist, stellt man sich erst einmal an !

About Wolfkamp

Uralter Urberliner. Taxifahrer, Eisenbieger, Schneeschipper, Student, Wagenwäscher, Bananenverkäufer, Bauleiter, Ausbilder, Dozent, Hilfsarbeiter, Operator, Systemanalytiker, Autor, Stadtführer, SES-Experte, Seniorenfahrer, Berliner Schnauze, usw. usw. Ich glaub´, ich habe nichts vergessen . . . . . .

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One comment

  1. Danke für diese tolle Empfehlung,
    Ich bin auch demnächst für 2 Wochen in Berlin und habe vor verschiedene Museen zu besuchen. Das Wassermuseum Friedrichshagen hört und sieht sehr Interessant aus und außerdem war ich noch nie in ein Museum, was so ein Thema behandelt von daher werde ich es aufjedenfall besuchen gehen.
    Ich habe außerdem auch noch vor in Berlin, dass Museum für Naturkunde zu besuchen. Wer in Hamburg zufälligerweise ist, denn kann ich das Zoologische Museum empfehlen, denn dort sind beeindruckende Präparate von Tieren und Pflanzen vorhanden, die sehr empfehlenswert sind. Danke für diesen tollen Artikel und für diese schöne Bilder und mach weiter so!
    Mit besten Grüßen ! Das Team von Sixpack !

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