Gefährlicher Trend: Berliner Männer gehen zu selten zur Vorsorgeuntersuchung

Von den 1.066.341 Menschen, die nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Jahr 2022 in Deutschland gestorben sind, erlagen 33,6 Prozent – und somit gut ein Drittel – einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bundesweit hat keine andere Todesursache mehr Menschenleben gekostet. An zweiter Stelle folgten mit gut einem Fünftel (21,7 %) aller Sterbefälle bösartige Neubildungen, das heißt Krebserkrankungen.

Nur diese beiden Todesursachen verursachten eine deutlich sechsstellige Zahl von Todesfällen, während alle anderen erfassten Todesursachen, darunter auch Krankheiten des Atmungssystems sowie COVID 19, maximal eine fünfstellige Zahl von Verstorbenen zur Folge hatten. Diese Daten machen auf drastische Weise deutlich, wie wichtig regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind. Denn sowohl bei Herz-Kreislaufkrankheiten als auch bei Krebs ist die Sterblichkeit in der Regel umso höher, je später die entsprechende Diagnose gestellt wird.

Doktor in Weiss (Quelle: Pixabay)
In guten Händen – der Arzt (Quelle: Pixabay)

Darm- und Prostatakrebs bei Männern im Fokus

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Reihe verschiedener Vorsorgeuntersuchungen, wobei in der Regel ein bestimmtes Mindestalter beziehungsweise ein gewisser zeitlicher Abstand zwischen den einzelnen Untersuchungen vorgesehen ist. Allerdings werden die entsprechenden Angebote nach wie vor zu selten genutzt, vor allem von Männern. Obwohl wahrscheinlich kein Urologe Berlin als in seinem Fachgebiet unterversorgt bezeichnen würde und im gesamten Stadtgebiet zahlreiche urologische Praxen existieren, geht lediglich ein Teil der Berliner Männer konsequent zur jährlichen urologischen Vorsorgeuntersuchung oder zur Darmkrebsfrüherkennung.

Dabei hat jeder Mann, der bereits das 45. Lebensjahr erreicht hat, jedes Jahr Anspruch auf eine Untersuchung zur Krebsfrüherkennung, die das Abtasten von Prostata, Enddarm und äußeren Geschlechtsorganen sowie der Leistenregion umfasst. Neben einem allgemein geringeren Interesse an Vorsorgeuntersuchungen als bei Frauen ist bei Männern auch zu beobachten, dass bereits vereinbarte Vorsorgetermine von ihnen häufiger wieder abgesagt werden. Eine mögliche Erklärung ist, dass Frauen schon seit ihrer Jugend an regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen gewöhnt sind, während Männer oftmals erst dann eine Arztpraxis aufsuchen, wenn sich bestimmte Symptome oder Beschwerden bemerkbar machen. Das ist besonders deshalb fatal und tragisch, weil gerade bei bösartigen Erkrankungen des Darmes oder der Prostata sehr gute Heilungschancen bestehen, wenn diese bereits in einem frühen Stadium entdeckt und behandelt werden. Da sie dann in der Regel noch keine Beschwerden verursachen, ist eine frühzeitige Entdeckung praktisch nur im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen möglich.

Keine falsche Scheu vor der Darmspiegelung

Im Falle des Darms wird Männern ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren neben dem Abtasten des Enddarms und der Untersuchung des Stuhls auf Blutspuren zur Krebsvorsorge auch eine Darmspiegelung empfohlen, die bei unauffälligem Befund erst zehn Jahre später wiederholt werden muss. Vor dieser etwas aufwendigeren Untersuchung schrecken besonders viele „Vorsorgemuffel“ zurück, obwohl gerade dabei eine besonders hohe Chance zur Früherkennung von Darmkrebserkrankungen besteht. Neben der detaillierten Betrachtung des Dickdarms erlauben die bei der Untersuchung verwendeten Instrumente auch das Entfernen sogenannter Darmpolypen.

Diese Vorwölbungen der Darmschleimhaut sind zwar meist gutartig, können sich jedoch im Laufe etlicher Jahre zu einer bösartigen Geschwulst entwickeln. Werden sie im Zuge einer Darmspiegelung entdeckt und beseitigt, lässt sich dieses Risiko wirkungsvoll reduzieren. Insgesamt betrachtet könnten Männer einige Lebensjahre hinzugewinnen, wenn sie regelmäßiger die ihnen sogar auf Basis gesetzlicher Vorschriften zustehenden Vorsorgemöglichkeiten nutzen würden. Dann ließe sich der nach wie vor bestehende deutliche Unterschied bei der Lebenserwartung von Männern und Frauen sicherlich zumindest etwas ausgleichen.

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