Das Amtsgericht Wedding steht auf sumpfigem Gelände

Die Albrechtsburg in Meißen stand Pate, als die Architekten Rudolf Mönnich und Paul Thoemer 1901 den Bau des Amtsgericht Wedding planten. Darum hat der fünfgeschossige Prachtbau im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen am Brunnenplatz 1 (Pankstraße) ein schmuckvolles Portal, mit Erkern, Giebeln und Zinnen bekommen.

Die Geschichte des Brunnenplatzes geht bis ins Mittelalter zurück. Wo heute das Gerichtsgebäude steht, soll eine Mühle im ehemaligen Dorf Wedding gestanden haben. 1251 wird sie in einer Urkunde der Markgrafen zu Brandenburg erwähnt.

Amtsgericht Wedding
Amtsgericht Wedding

Der Hauptflügel im Stil der sächsischen Spätgotik hat eine Länge von 120 Metern. Der fünfgeschossige Bau wurde von 1901 bis 1906 nach Plänen von Rudolf Mönnich und Paul Thoemer erbaut. Im linken und rechten Flügel seitlich des Portalbereiches befindet sich jeweils ein Treppenturm. Wegen des sumpfigen Geländes wurde beim Bau ein Fundament aus Eisenbetonpfählen gelegt, damals eine technische Neuheit.

Über den Eingangstüren mit Wappen- und Tierdarstellungen ist eine allegorische Figur der Justitia aufgestellt, die jedoch keine Waage, kein Richtschwert und auch keine verbundenen Augen hat, sondern die ein Gesetzbuch sowie ein Schild hält. Die 3,20 Meter hohe Figur wurde 1988 durch Vandalismus zerstört und 2006 durch eine Rekonstruktion ersetzt.

Im Nationalsozialismus wurde nach 1933 im Giebel des Portals ein Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenkranz angebracht, der sich – lediglich ohne Hakenkreuz – noch heute dort befindet. Darüber ist als Zeichen der Gerichtsbarkeit eine Rolandfigur angebracht. Hinter der Schmuckfassade des Hauptportals befindet sich eine ebenfalls neogotisch ausgeführte monumentale Treppenanlage, die dem Bau eine Ähnlichkeit mit gotischen Kathedralen verleiht.

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, jedoch nach Kriegsende wiederhergestellt und 1957/1958 erweitert. Der gesamte Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz und wird heute als Amtsgericht für den Bezirk Reinickendorf und die zum Bezirk Mitte zählenden Ortsteile Gesundbrunnen und Wedding sowie als Zentrales Mahngericht für die Länder Berlin und Brandenburg genutzt.

Text und Foto: Klaus Tolkmitt

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