Kanonenkugel erinnert an die französische Belagerung

Wer mit offenen Augen durch die Spandauer Altstadt geht, wird an der gotischen Backstein-Hallenkirche St.-Nikolai am Reformationsplatz eine interessante Entdeckung machen. In zirka 3 Meter Höhe befindet sich eine Kanonenkugel, die an der Nordfassade des Gotteshauses eingemauert wurde.

Die St.-Nikolai-Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Spandauer Altstadt. Sie war die mittelalterliche Pfarrkirche von „Spandow“ mit dem Patrozinium des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, des Schutzpatrons der Seefahrer, reisenden Händler und Kinder.

Spandau, Nikolaikirche mit Kanonenkugel
Spandau, Nikolaikirche mit Kanonenkugel

Von der St.-Nikolai-Kirche breitete sich die Reformation in Brandenburg und Berlin aus. Kurfürst Joachim II. vollzog dort am 1. November 1539 seinen Übertritt zum evangelischen Bekenntnis. Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs, sie hatte sich bereits 1527 für die evangelische Kirche entschieden.

Die 1839 in die Außenmauer des Kirchengebäudes eingemauerte Kanonenkugel soll an die Kirchen-Kämpfe erinnern, die in der Zeit der napoleonischen Eroberungszüge in Europa stattgefunden haben.

Trotz Napoleons Niederlage im Russlandfeldzug besetzten französische Truppen 1812 die Zitadelle Spandau, eine der bedeutenden und besterhaltenen Festungen der Hochrenaissance in Europa, nordöstlich der Spandauer Altstadt am Havelufer.

Preußische Truppen beschießen die Gemäuer der St. Nikolai-Kirche

Ab März 1813 belagerten und beschossen verbündete russische und preußische Truppen die Zitadelle, weil der französische General Bruny keine Anstalten machte, sich bedingungslos ergeben zu wollen. Im April explodierte dort dann ein Pulvermagazin. Während der Gefechte um die Zitadelle wurde im April 1813 die Altstadt und auch die St.-Nikolai-Kirche von preußischen Truppen beschossen.

 

Es war nicht die einzige eingemauerte Kugel in Spandau. Nach der Befreiung der Zitadelle durften Hauseigentümer, die Schäden durch den Beschuss zu verzeichnen hatten, beim Kommandanten der Zitadelle beantragen, eine Kugel an der Hauswand anbringen zu dürfen. Nur die Kugel an der St.-Nikolai-Kirche existiert heute noch.

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Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

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Hallo! Mein Name ist Klaus und ich bin seit einigen Jahren im Ruhestand. Ich bin gern unterwegs, genieße die Natur oder erkunde auf Reisen Land und Leute. Der Schwerpunkt der Unternehmungen liegt in Berlin und Brandenburg. Ich will von Stadtspaziergängen und Radtouren durch den „Dschungel“ der Großstadt berichten und dabei Tipps geben und Hintergründe erklären. Berlin hat viele Persönlichkeiten, deren Spuren ich aufnehme, Geschichten die erzählt werden müssen und unzählige Ansichten, die es lohnt im Bild festzuhalten.

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