Das U-Bootmuseum in Hamburg lässt die Gäste in eine Welt voller Abenteuer eintauchen

Mit diesem 4. Artikel endet die Reiseberichterstattung über den Sommer in Hamburg, mit dem Beusch des U-Bootsmuseums. Das liegt in Höhe des St. Pauli Fischmarktes und ist eine Einladung zur Kenntnisgewinnung über eine seltsame Welt, aber auch zu einem unvergesslichen Abenteuer.

Das U-Boot in Hamburg
Das U-Boot am Hamburger Hafen

Die Eckdaten

Das prachtvolle Ding wurde im Jahr 1976 gebaut und ist 14, 5 m hoch, 90,16 Länge sowie 8,5 m breit.

Tiefgang: 6, 60 Meter

Bootsklasse: Tango-Klasse (Projekt 641 B)

Bauwerft: Krasnoe Sormovo in Gorki (heute Nishny Novgorod)

Verdrängung; aufgetaucht 2000t /getaucht 3630 t

Das U-Boot 434 war ganze 26 Jahre im Dienst der russischen Marine. Die von außen eingeschweißte Gummihülle verhindert, dass das Boot geortet werden kann.

Das U-Boot, gebaut für Aufklärungsdienste, war an der Ostküste der USA unterwegs und ist Zeitzeuge des Kalten Krieges. Als es zu alt wurde, ging es zunächst wieder in den Heimathafen Murmansk (Russland) und dort war es zwischen 1995 bis 2002 ein Ausbildungs-Boot für angehende U-Boot-Offiziere, bevor es dann vom U-Bootmuseum Hamburg GmbH 2002 gekauft wurde.

All the Way to Hamburg

„Das Boot wurde verkauft für 800.000 Euro, hierher gebracht und hat man darauf ein Museum gemacht“. (…) hören wird gleich zu Anfang. Weiter hieß es; „Das hierher Bringen und die Umsetzung in ein Museum hat nochmal 1 Mio. Euro gekostet. Das Boot durfte nicht mit eigenem Antrieb durch Nato-Gewässer fahren. Es gibt den Kriegswaffenkontrollgesetz zwischen NATO und Russland, dann gibt es in Deutschland noch das Kriegswaffenkontrollgesetz. (…) Zuerst musste alles demilitarisiert werden, damit man es hierher bringen und zum Museum umbauen konnte“. Dies erfahren wir gleich zu Beginn welches ein bemerkenswertes Erlebnis werden wurde.

Die Museumsleitung liegt in der Verantwortung von Harald Büttner, der freundlicherweise dem Blog die Bilder zur Verfügung stellte.

Ist nicht ohne eine eine große Portion Ironie, dass der zweite Name der Stadt Hamburg „Das Tor zur Welt“ ist. Dann kommt ein U-Boot, welches die Welt bereits kennt und verbringt sein „Rentendasein“ direkt am Hamburger Hafen.

Die Eintrittskarte
Die Eintrittskarte

Das richtige Abenteuer allerdings beginnt beim Hineingehen und mit dem Beginn der geführten Tour mit Dauer von 45 Minuten. Länger dürfte sie aber auch nicht sein und wer Platzangst hat, sollte auf dem Balkon des Museums verweilen, den Hafenblick genießen. Aber wen die Enge nicht stört, wird den Besuch hier nicht so schnell vergessen.

Von Franken nach Hamburg

Der Mann, der eine sehr kleine und feine Gruppe von 5 Personen in die weitreichende Wissenschaft der U-Boote führt ist Paul Klein und kommt aus dem Süden der Republik, nämlich aus Franken, wie sein Akzent nicht leugnen lässt. Weil die Liebe keine Grenzen kennt und im Süden für ihn alles doch alles räumlich sehr eng wurde, beschloss der kommunikative und engagierte Guide, nach Hamburg zu ziehen. Ob es Liebe auf den ersten Blick (wie so oft bei der schönsten Stadt der Republik) wollt ich nach der Tour, trotz des stürmischen Regens vorm Eingang des Museums, noch in Erfahrung bringen: „Ich kannte hier schon Leute aus dem Urlaub in Griechenland und habe sie hier öfters besucht und bin hierher gezogen„. Und ich frage: „Und nicht bereut? „Nein!“ antwortet er und lachte herzlich dabei.

Während der Tour werden wir mit fundierten Erzählungen über das Boot bereichert. Wir erfahren, wie es nach Hamburg kam und welche logistische Herausforderung notwendig war, um es im Betrieb halten zu können.

Der Montag kann beginnen!

Die Führung durch die super engen Schachteln des U-Bootes samt toller Geschichten und Anekdoten ließen mich an jenem Montag nicht mehr aus dem Staunen kommen.

Auch im Sommer bei Regen, wie so oft in Hamburg, kann ein kein Montag schlechter beginnen, als bei einem Besuch eines bemerkenswerten Ortes, der Besucher*innen mit Geschichten über strategisches Handeln, während des Kalten Krieges, aber auch jede Menge Überraschungsmomente beglückt.

Der enge Raum bietet eine Herausforderung in Sache Fortbewegung, die nicht vorsichtig genug sein kann. Parallel dazu wird der Hunger nach Details immer größer. Die ganze Zeit läuft eine sehr spezifische Geräuschkulisse, um den Gästen die Atmosphäre eines U-Bootes während des Betriebs sinnlich erfahrbarer zu machen. Die Dramaturgie geht auf.

Noch vor Beginn der Tour lässt sich Paul von der netten Tresenkraft bestätigen, ob sein Pulli mit den Schriften „U-434“ gut aussieht, was sie amüsiert bejaht. Corporate Design erhöht die Glaubwürdigkeit bei den Gästen. Auch wenn der Pulli, erhältlich im Museum (wie andere sehr hübsche Artikel auch zum Verschenken) gut aussah, hätte Paul es gar nicht nötig. Er machte eine sehr gute Figur im freundlichen, aber auch sehr bestimmen Ton, denn in so einem engen Ort muss auf einiges aufgepasst werden und der hatte bei jeder Passage durch einen Schacht, die Vorsichtsbotschaft lauten lassen: „Vorsicht! Erst das Bein bitte, dann der Kopf!“ Wie ein Gentleman half er auch den Damen in der Gruppe und streckte die Hand bei der unsäglichen Treppe, die nach ganz oben leitete oder er bot auch an, dass er die schwere Tasche kurzzeitig nehmen würde. Die Kunst Gastgeber zu sein liegt den Hamburger*innern einfach. Ohne roten Teppich, unprätensiös, im übertragenen Sinne bodenständig (bei dem Anlaß besonders willkommen) und pragmatisch.

Insbesondere die sehr steilen Treppen zu besiegen, ist eine Herausforderung für sich. Eine große Tasche dabei zu haben, ist wahrlich keine gute Idee!

Zum Betrieb

Der Guide erzählt weiter: „Die Schaufenster Puppen sollen darstellen, wie die Matrosen hier Dienst gemacht haben. 10 Mann waren hier 3 Monate lang stationiert (..) und mit dem Boot auf einer Patrouille unterwegs“ Und er fügt weiter hinzu: .“Sie wurden aufgeteilt auf 2 je 12 Stunden Schichten. 5 haben davon Dienst gemacht und 5 zwischen den Torpedos geschlafen (…) und hatten ungefähr 15 cm Platz unter der Nase. (…) Aus diesem Raum heraus gehen, durften sie nur, um auf die Toilette zu gehen oder in der Küche Essen zu holen. „Essen, arbeiten, schlafen, Feierabend hier drin verbringen“, so lautete die Erzählung über den Tagesablauf der Matrosen im U-Boot.

Wenn die Umgebung abgehört wurde und ein Schiff im Anmarsch festgestellt wurde, dann war lautes Reden oder Husten verboten. Schraubenschlüssel fallen lassen, wäre ganz schlecht!

Wie die Torpedos reinkamen

Als wir im Torpedoraum eintrafen, hieß es: „Hier kamen die Torpedos rein. Diese schräge Lucke wurde aufgeklappt und man hat die langsam reingelassen. Die hingen mit dem Seil am Krachen. Dann hat man diese Torpedos in die Mitte gefahren, die daraufgelegt, drei nebeneinander in drei Schichten übereinander. (…) Insgesamt 24 Stück, jedes Stück wiegt knapp 2 Tonnen, also 50 Tonnen Ladung hier drin.“

Als wir den nächsten Raum betreten, umrundet von vielen Zimmern und Türchen, sitzen wir beim Meeting und erfahren den ersten Höhepunkt der Tour, im übrigen gekonnt und strategisch klug gestaltet. Damit ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, dass während der 45 Minuten sich elektrisierende Momente aneinander reihen, die kaum auszuhalten sind, weil es einem immer wieder vorgeführt wird, wie besonders dieser Ort ist und der Hunger nach mehreren Geschichten ins Unermessliche reicht, so dass dem Guide Fragen in den Bauch gelöchert werden. Noch dankbarer sind wir, dass der vermittelte Inhalt einem das Gefühl gibt, dass jede Minute gut investierte Zeit ist.

Paul erzählt weiter zu den Hierarchien im U-Boot: „Es gab unter den Offizieren zwei leitende Ingenieure, zwei Chef-Ingenieure. Die waren für das Boot zuständig. Dann gab es zwei Schiffs-Ärzte, die für die Mannschaft zuständig waren.(…) Hier sind schöne Lämpchen.

Wenn jemand einen akuten Blinddarm hatte, der durfte hier Platz nehmen. Besonders steril war es hier nicht. Hier waren um die 40 Grad. (…) Überall war hohe Luftfeuchtigkeit. Es roch nach Öl, nach Diesel, nach 80 schwitzenden Männern, nach Batteriesäure, Küche, richtig dicke Luft“.

„Der ideale U-Boot-Fahrer sollte 1,68 groß sein und zwischen 55 und 60 Kilo wiegen. Die Betten sind 1.80 m lang. Da könnte man die Beine nicht so ausstrecken.“, wie Frank mitteilte.

Über die Innen- und Außenhülle erfuhren wir vom Guide: „Die Innenhülle ist das U-Boot, da sind wir gerade drin. Die Außenhülle ist das, was wir anfangs gesehen haben. Dazwischen sind Ballasttanks. Die sorgen dafür, dass das Boot wieder auftauchen kann. Da sind noch Tanks für Trinkwasser, Treibstoff und Pressluft.“

Fazit

Ein Besuch des U-Bootsmuseums ist mit Sicherheit einer der besten Stationen im Portfolio des Tourismusangebots der Stadt Hamburg. Auch dann im Hinblick auf das umfangreiche Angebot an Tourist*innen aus nah- und fern.

Eintrittspreise

Erwachsene: 9,00 €
Kinder*, Schüler & Studenten: 6,00 €
Senioren (ab 65 Jahre): 7,00 €

Gruppen ab 8 Personen: 8,00 €
Familie – 2 Erwachsene + 2 Kind*: 22,00 €
Familie – 2 Erwachsene + 1 Kind*: 20,00 €

Führung – Preis pro Person**: 4,00 €
Foto- und Videoerlaubnis: 1,00 €

*Kinder 6 bis 12 Jahre
**Besichtigungen der Kommandozentrale nur mit Führung möglich.

Link: U-434

About Fatima Lacerda

Kultur, Fußball, Musik sind meine Leidenschaften. Reiseberichte sind ein Genuss!

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