Filmlandschaft Berlin: Großstadtfilme und ihre Drehorte

Der Berlinstory Verlag hat ein Buch herausgebracht, welches ganz nach meinem Geschmack ist. Es geht um legendäre Filme, die in Berlin verewigt wurden. Der Verlag ist bekannt, seriöse und exzellent recherchierte Werke zur Deutschen Geschichte wie das „Hitler: Das Itinerat“ (2016) und „Hitler: Das Letzte Jahr“ (2018) zu publizieren. Aber die thematische Palette ist vielseitiger. Es gibt Bücher zum neuen Berlin, welche mit Blick bis hin zum „Westend“ oder aber Wegweiser für „Neuberliner“, um sich in der Kiez-Metropole zurecht zu finden.

Buchcover
Buchcover

Der Geschäftsführer Wieland Giebel ist eine immer dezente und freundliche Präsenz bei Presseterminen mit Journalist*innen, wenn es um die Veröffentlichungen des Verlags geht. Auf Anfrage per Email der Autorin, zum Selbstverständnis des Verlages zitierte er den deutschen Philosophen Immanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit” und fügte hinzu: “Das ist bei den Büchern für Kinder und deren Wissensdurst und Offenheit relativ einfach (…) , aber auch bei den Büchern über Berlin sollen die Leser sich erfreuen und nachher mehr wissen als vorher”.

Auch die Frage, wonach sich die thematische Fokussierung beim Verlag richtet, beantwortet W. Giebel: “Kriterien sind: Wenn mich etwas berührt, wenn ich mich mit einem Thema beschäftigen möchte, wenn ich meine, das sollte die Welt wissen”.

Ein sinnliches Erlebnis

Das Buch „Filmlandschaft Berlin“ wurde von Frauen gemacht. Nadin Wildt schreibt die Texte und Franziska Donath liefert die Fotos. Allein schon das Cover reizt die Neugierde der Filmliebhaber*innen und lässt die Herzen höher schlagen. Franka Potente, die Diva Dietrich und Horst Bucholz, der „Deutsche James Dean“, stechen ins Auge, machen Lust und Hunger auf mehr. Für die Detail Besessenen rund um Szenen und Dreharbeiten ist dieses Buch eine Delikatesse!

Ausschnitt aus dem Buch
Ausschnitt aus dem Buch

Die Graphik ist unprätentiös und geschmackvoll zugleich. Das zunächst grobe Schlendern durch die Seiten erlaubt ein subjektives Herantasten, während der Geruch der frischgedruckten Seiten in die Nase flattert. Die grünen Balken links auf jeder Seite lösen elegant, die Herausforderung der Übersichtlichkeit. Das fürs Buch gewählte Papier beschert Leser*innen ein sinnliches Erlebnis. Dies bevor En Detail, mit der Lektüre begonnen wird.

Schon beim aufschlagen sticht eine Berlinkarte hervor. In geradezu preußischer Akkuratheit sind die legendären Filme den jeweiligen Bezirken zugeordnet, in denen sie gedreht wurden. Oscar-Gewinner „Das Leben der Anderen“ (2007) wurde in Lichtenberg gedreht. „Emil und die Detektive“, „Christiane F“ und „Jenseits der Stille“ entstanden in Charlottenburg.

Miss Bowles, gespielt von Schauspielerin und Tänzerin Liza Minnelli in der Rolle ihres Lebens bei „Cabaret“ (1942) wohnte in der Pension in der Bleibtreustraße 48. Einer der wildesten Szenen des Kult-Films wurde unter einer S-Bahnbrücke am Savignyplatz des heute beschaulichen Bezirks gedreht.

Drehort Berlin

Die Leser*innen hier bei Inberlin wissen genau: Wenn es um Filme geht, bin ich mit Herz, Verstand und Leidenschaft dabei. Obwohl “Filmlandschaft Berlin” im Jahr 2016 veröffentlicht wurde, behält das Buch die Frische, sei es durch die kurz, aber fundierte Erzählung der Autorin Nadin Wildt oder durch die unsterblichen Werke und der Filmemacher*innen, die mit ihren Geschichten und Erzählungen Berlin in allen seinen Facetten in die weite Welt hinausgetragen haben.

Filmkarte Berlin
Filmkarte Berlin

Auf Seite 28 gibt es das beste Beispiel: “A Foreign Affair” vom Regisseur Billy Wilder. Der Film ist die Krönung einer lebenslangen Liebe, ja geradezu Besessenheit auf die Stadt Berlin mit allen seinen Macken und vor allem, Ruinen.

Sicher haben viele Regisseur*innen mit ihren Werken, sich in den Straßen und Ecken von Berlin verewigt, aber keiner war von dieser Stadt so besessen, wie der gebürtige Krakauer und Wahlwiener, Billy Wilder. Der Sohn einer Jüdin kam schon als 18-jähriger nach Berlin und verdiente sein Brot als Ghostwriter bis er Drehbuchschreiber bei der Ufa wurde. Auch „Emil und die Detektive“ (1931) basiert auf dem Roman von Erich Kästner, posaunte er seine Liebe zur Stadt Berlin.

Das Drehbuch wurde von Billy Wilder (damals noch als Billie Wielder bekannt) adaptiert. Um zu erläutern, wie sehr ihm das Drehbuch als Schlüssel für ein gelungenes Werk dient, pflegte er zu sagen: „Es ist sehr schwer, aus einem schlechten Drehbuch, einen guten Film zu machen. Umgekehrt ist das schon einfacher„. Um die gebürtige Schönebergerin Marie Magdalene Dietrich, die er schon aus der Zeit der Weimarer Republik kannte, für die Hauptrolle als Sängerin Erika von Schlütow zu überzeugen war dem Regisseur eine Reise nach Paris nicht zu mühselig. Dietrich machte ihrem Ruf als Diva, alle Ehren.

Billy Wilder 1993 ©Presse Berlinale
Billy Wilder 1993 ©Presse Berlinale

Die Vollendung einer lebenslangen Liebe

Als Krönung der Verbundenheit des Kult-Regisseurs war der 22. Februar 1993. An jenem Abend im Berliner Zoo Palast erhielt der Berlin-Besessene den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. In einem bis auf die Decke vollem Kino, damals noch Hauptkino der Berlinale, sammelten sich mehrere Personen auf der Bühne, darunter die Schauspielerin Corinna Harfouch, damals Mitglied der Internationalen Jury, es war so ein bisschen chaotisch wie viele Szenen von seinen Werken.

Ich denke dabei an das auch in Berlin gedrehte Meisterwerk „Eins, Zwei, Drei“. Ohne in Erinnerung rufen zu können, wie ich damals an die Eintrittskarten kam, saß ich in den oberen Rängen und hatte leuchtende Augen. Auch wenn ich damals noch keinen einzigen Film des Meisters gesichtet hatte, allein der Stimmung im Saal nach zu urteilen, war mir klar, es handelte sich um einen historischen Moment und wie ich später merkte, an jenem Abend schloss sich ein Kreis mit der Auszeichnung für sein Lebenswerk.

Als Wilder den Goldenen Bären überreicht bekam, machte er einen Schritt nach vorne und ließ uns an seinen Überlegungen teilhaben. In einem kaum auszuhaltenden und eiskalt gewählten Spannungsaufbau sagte er: „Als ich angerufen wurde, fragte ich mich: Verdiene ich das? Dann fragte ich. „Werde ich das wirklich verdienen (?) und anschließend sagte ich zu mir selbst: Ja, ich verdiene ES.“ Der ganze Zoo-Palast brach in Lachen aus.

“Olympia” ästhetischer machen

Das Buch widmet sich auch der ehrgeizigen Regisseurin, Schauspielerin und Fotografin Leni Riefenstahl (1992-2003) und ihrem Film „Olympia“ (1938). Legendär ist die Gage sowohl fürs Werk selbst, als auch für die Regisseurin persönlich wie es in Buch von Oliver Helmes “Berlin 1936” thematisiert wird. Sage und schreibe 2,8 Millionen Reichsmark erhielt sie allein fürs Projekt.

Auf Seite 24 schreibt die Autorin Nadin Wildt über die Tage im Sommer 1936: „Die Innenstadt war aufwendig dekoriert, insbesondere die zentrale Verkehrsachse vom Alexanderplatz durchs Brandenburger Tor zum Olympia-Gelände„.

“Filmlandschaft Berlin” ist ein Nachschlagewerk, ein Must Have für Filmliebhaber*innen.

Ein Extra-Genuss, ist das Buch unter die Arme zu nehmen und bewusst beim Ausflug Filmschauplätze zu besuchen und sich daran zu erfreuen, welche elektrisierende und spannende Filmkulisse Berlin ist und immer sein wird.

Film is a City Art“ lehrt uns Filmikone Wim Wenders. Und wie er Recht hat.

Link: berlinstory-buch.de

Titelbild in Szene gesetzt
Titelbild in Szene gesetzt

About Fatima Lacerda

Kultur, Fußball, Musik sind meine Leidenschaften. Reiseberichte sind ein Genuss!

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