Mit dem Fahrrad sicher durch den Winter

Der Anteil der Radfahrenden in Berlin steigt seit den späten 1990er Jahren. Während einige das Fahrrad ab Herbsteinbruch lieber stehen lassen, steigt die Zahl der Ganzjahresfahrer*innen.

Diese Entwicklung kann positiv aufgenommen werden, denn der generelle Umstieg vom Automobil aufs Fahrrad hat großes Potential für die in den Großstädten dringend erforderliche Mobilitätswende: Weniger motorisierter Individualverkehr verringert den CO2 Ausstoß, die Lärmbelästigung sowie das steigende Problem der Raumnutzungskonkurrenz und verbessert so die Lebensqualität. Neben dem positiven Effekt für die Allgemeinheit bringt das Radfahren gerade in den kälteren Monaten auch viele Vorteile für das Individuum mit sich.

Fahrradfahren im Winter
Fahrradfahren im Winter

Bewegung ist gesund – auch im Winter

In kalten und dunklen Monaten, wo man sich die meiste Zeit drinnen aufhält, bietet Fahrradfahren einen guten Ausgleich durch Bewegung an der frischen Luft. Auch die üblichen Probleme mit dem Ausfall der öffentlichen Verkehrsmittel, Verspätungen sowie überfüllte Busse und Bahnen können so umgangen werden. Das Fahrrad ist auch im Winter ein flexibles Verkehrsmittel, welches individuelle Mobilität garantiert. Auch wissenschaftlich kann ein positiver Effekt des Radfahrens auf die Gesundheit nachgewiesen werden. Radfahren kann dazu beitragen, Übergewicht zu reduzieren, psychischen Stress abzubauen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen, den Fettstoffwechsel zu optimieren und die Ausdauer zu verbessern, wie eine Studie des Deutschen Institutes für Urbanistik zeigt. (Link) Vor Kurzem konnten Mediziner des Universitätsklinikums Tübingen darüber hinaus nachweisen, dass regelmäßiges Radeln an frischer Luft sogar Depressionen entgegenwirken kann. (Link)

Fahrradfahren im Winter: Was ist zu beachten?

Dennoch sollten während der kühleren Monate bestimmte Faktoren berücksichtigt werden. Wegen Regen im Herbst und Minusgraden im Winter sowie früher Dunkelheit sollte bei Kleidung darauf geachtet werden, dass diese gut sichtbar ist und ausreichend schützt. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass in den kalten Monaten die Sturzgefahr durch Nässe und Eis erhöht ist. Um Stürze zu vermeiden, sollte deshalb genau wie mit dem Auto prinzipiell langsamer gefahren und in Kurven nicht gebremst oder beschleunigt werden. Ein weiterer Faktor, der im Winter besonders wichtig ist, ist die Wartung des Fahrrads. Eine ausreichende Beleuchtung ist für die Verkehrssicherheit von zentraler Bedeutung. Bremsen müssen einwandfrei funktionieren und dürfen nicht eingefroren oder durch Nässe angerostet sein.

So macht Radfahren auch im Winter Spaß:

  • Wetterfeste und gut sichtbare Kleidung schützt vor Kälte und Feuchtigkeit
  • Reflektoren an Rad und Kleidung erhöhen die Sicherheit
  • Licht und Bremsen vor Fahrtantritt auf Funktionstüchtigkeit kontrollieren
  • Bei Feuchtigkeit und Minusgraden langsam und vorausschauend fahren
  • Ein Helm kann im Falle eines Sturzes den Kopf vor gefährlichen Verletzungen schützen

Die Vorteile der Sharing Economy

Das seit einigen Jahren in Berlin etablierte Bike-Sharing bringt viele Vorteile mit sich.

Geteilte Fahrräder reduzieren nicht nur den Flächenverbrauch und die Schadstoffemissionen. Sie legen bis zu 10.000 Kilometer im Jahr zurück und werden damit stärker genutzt als die meisten Privaträder. Wer ein Sharingbike nutzt, muss sich außerdem keine Sorgen um Diebstahl machen – kein unwesentliches Argument in Städten wie Berlin.

Insbesondere im Winter bringt Bike-Sharing außerdem eine Erleichterung für die Nutzer*innen mit sich. Das Fahrrad muss nicht eigenständig winterfest gemacht und instandgehalten werden, da sich der Anbieter des Sharing-Dienstes darum kümmert. Damit sind der richtige Reifendruck, ausreichend Licht am Fahrrad und gut funktionierende Bremsen gewährleistet. Ein Bremstest vor dem Fahrtantritt ist dennoch empfehlenswert. Jade Devey von Donkey Republic erklärt, wie sich der Bike-Sharingdienst auf die kalte Jahreszeit vorbereitet: „Donkey Republic hat seinen Ursprung in Kopenhagen, wo wir nasse und kalte Winter haben – mit Fahrradfahren im Winter kennen wir uns also aus. Vor der kalten Jahreszeit werden alle Räder sorgsam gewartet und winterfest gemacht. Und unsere Mechaniker werden alle mit schützender Kleidung ausgestattet.“

Fahrradfahren im Winter
Fahrradfahren im Winter

Häufig kommt es vor, dass sich Wetter und Temperatur über den Tag verändern und sich das Fahrrad als Verkehrsmittel nur für eine (der in Berlin am Tag durchschnittlich zurückgelegten drei) Strecken eignet. Hier hat Bike-Sharing ein großes Potential, da das Fahrrad nur für diese Strecke genutzt werden und danach einfach stehen gelassen werden kann. Die Unannehmlichkeiten, wie das Fahrrad über Nacht stehen zu lassen und zu einem späteren Zeitpunkt abholen zu müssen oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu befördern, entfallen. Da insbesondere bei schlechten Wetterbedingungen wie Glätte durch Vereisung das Fahrradfahren Sicherheitsrisiken mit sich bringt, kann Bike-Sharing nicht nur eine Bequemlichkeit und Flexibilität für die Nutzer*innen bedeuten, sondern sogar einen Beitrag zur allgemeinen Verkehrssicherheit leisten.

Leider kann das Bike-Sharing insbesondere unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit auch ein Risiko bergen: Ungenutzte Fahrräder, die achtlos auf dem Geh- oder Radwegweg abgestellt werden, können besonders bei Dunkelheit und Glätte eine große Gefahrenquelle für andere Verkehrsteilnehmende darstellen. Wo die Leihfahrräder abgestellt werden können, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Manche Leihräder sind dezentral im gesamten Stadtgebiet verteilt, andere, wie die des nachhaltig orientierten Bike Sharers Donkey Republic , sind stationsgebunden. Um sicherzugehen, dass das Fahrrad nach Benutzung immer so abgestellt wird, dass andere Menschen nicht gefährdet oder eingeschränkt werden, wird empfohlen, einen Anbieter zu wählen, der stationsgebundenes Bike-Sharing anbietet. Denn urbanes Zusammenleben erfordert gemeinsame Rücksichtnahme – die wichtigste Grundregel im Straßenverkehr und das nicht nur während der Weihnachtszeit.

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Liebe das Wasser und die Großstadt Berlin.

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3 comments

  1. Ganz entscheidend für sicheres Radfahren im Winter sind Spikereifen. Es gibt sie schon länger, sie sind aber kaum verbreitet – vielleicht, weil sie für Kraftfahrzeuge in Deutschland verboten sind.
    Für Fahrräder ist das gesetzlich nicht ausdrücklich geregelt. Spikes sind hier „geduldet”, da man davon ausgeht, dass sie durch das geringere Gesamtgewicht die Straßen nicht beschädigen können. Das ist gut so, denn am Fahrrad sind Spikes im Winter ein Segen. Du kannst damit sogar zugefrorene Seen und Flüsse locker befahren. Vorsichtig solltest du auf glatten Steinplatten sein. Dort haben auch Spikes keinen Grip und du kommst leicht ins Rutschen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, mit einer, zwei oder mehreren Reihen von „Nägeln“. Einreihige Reifen sind günstiger und leichter, aber du solltest es mit der Kurvenlage nicht übertreiben. Solltest du dir Spikereifen anschaffen, musst du diese unbedingt einfahren. Durch das Fahren auf dem normalen Radweg werden die einzelnen Spikes fest in ihre Halterungen gedrückt und fallen so im Winter, wenn du sie wirklich brauchst, nicht heraus.

  2. Ich finde Bike-Sharing ist eine gute Sache. Da ich oft in Berlin bin nutze ich die Gelegenheit und nehme den Dienst in Anspruch.

  3. Matthias Neumann

    Ob auf dem Weg zur Arbeit oder schnell zu Freunden zum Abendessen, ich bewege mich innerhalb der Stadt fast nur noch mit dem Fahrrad. Auf die Öffis weiche ich hin und wieder aus, wenn mich schlimmer Muskelkater plagt. Ansonsten ist das Fahrrad für mich die flexibelste und natürlich kostengünstigste Fortbewegungsmöglichkeit, vor allem in einer Großstadt. Ich muss mich nicht nach Fahrplänen richten oder Kleingeld bereithalten. Weiterer Vorteil ist die zusätzliche körperliche Bewegung, welche mir in meinem Bürojob ansonsten fehlen würde. Von schlechtem Wetter lasse ich mich grundsätzlich nicht abhalten, es gibt immerhin entsprechende Ausrüstung/Jacken.

    Die kalten Jahreszeiten halten mich definitiv nicht vom Radfahren ab. Sicherheitsmaßnahmen, wie Reflektoren an Kleidung und Fahrrad, hat man mir schon als Kind beigebracht. Das werde ich meinen Kleinen auch so weitergeben. Bei all den positiven Aspekten darf man allerdings eine Fahrradversicherung nicht vergessen. Egal, ob unteres oder hohes Preissegment, für Fahrräder blecht man ganz schön viel. Den kleinen Betrag im Monat zahle ich gerne, um in Berlin auf der sicheren Seite zu sein. Unter Website vermerke ich mal eine Übersicht zu den verschiedenen Tarifen – da dürfte für Jeden etwas dabei sein. Der Trend zum Fahrradfahren hin ist eine tolle Sache, die man ruhig öfter thematisieren sollte.

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