Digital Eatery im Microsoft Cafe in Berlin-Mitte. Was ist da passiert?

Es fing vielversprechend an, damals im November 2013, als das erste Microsoft-Café weltweit in der prestigeträchtigsten Ecke Berlins, Unter den Linden 17 Ecke Charlottenstraße, feierlich eröffnet wurde. Microsoft-Mitbringsel von der Eröffnung, eine weiße Tasse, liegt noch im Küchenschrank und wird nicht selten, für den Teegenuss, gern wieder hervorgeholt. Auch bei einem einjährigen Jubiläum genau ein Jahr später (Photo) war die Freude über das gewagte Konzept noch unbetrübt. Der #Hashtag #dankeberlin gehörte damals zu den Trending Topics an einem Abend der Superlative.

Eröffnung Digital Eatery © Sascha Raschke
Eröffnung Digital Eatery © Sascha Raschke

Henrik Tesch, der Niederlassungsleiter, erzählte stolz über das geglückte Konzept: Technologie im Format Show Room, aber ohne Zwang, die Geräte zu kaufen. Im Gegenteil, dort sollen Interessenten beraten werden durch die IT-Experten im roten Hemd. Gekauft werde woanders, so Tesch bei der Eröffnungsrede 2014.

Was die Gastronomie betrifft, die von der Catering Firma Fuchs & Gans vertreten wurde (und noch immer wird), war das Konzept mit Begeisterung aufgenommen worden. Produkte aus der Region und Rezepte, unterschiedlich interpretiert, sollten für ein leckeres Mittagessen – auch für Vegetarier – sorgen. Auch die Vielseitigkeit, sichtbar in der Vitrine, die mit vielen Kuchen- und Tortenangeboten für ein Käffchen mit Freunden oder Geschäftspartnern aufwarten konnte, sorgte für Gaumenfreunde plus ein schönes Klima im Cafe-Bistro.

Martin, die gute Seele des Digital Eatery, war die Schlüsselperson für eine angenehme Atmosphäre, die zum Verweilen einlud. Den älteren Semestern hat er das Tablet(t) persönlich an den Tisch gebracht, und für einen netten Plausch oder einfach ein freundliches Wort zwischendurch hat er immer die Zeit gefunden. Unprätentiös und bestens gerüstet mit kommunikativem Talent, sorgte er für ein gutes Klima im gesamten Bistro und war ein wichtiges Vorbild für seine Kollegen – auch dann, wenn es während der Mittagszeit hektisch wurde. Businessleute, Startups, Hipster und Studenten der Humboldt-Uni, denen das Essen in der Kantine zu einseitig war, kamen vorbei.

Veränderungen sind nicht immer positiv

Anfang dieses Jahres hatte Martin sich beruflich neu orientiert. Eine längerfristige Perspektive musste her, hieß es, als sich der Abschied andeutete. Seitdem ist die personelle Fluktuation im Bereich Catering zu groß, und die Servicequalität des Restaurant-Bistros leidet ganz erheblich darunter. Die Vorbildfunktion, wichtig für die neuen Angestellten, ist dem Anschein nach, in die Bedeutungslosigkeit gedriftet. Es drängt sich der Eindruck auf, man habe Charaktere zusammengewürfelt, ohne ein Auge dafür zu haben, welche Konsequenzen sich für das Konzept ergeben – das zeitweise unverschämte Verhalten gegenüber Kunden leider eingeschlossen.


In den letzten zwei Jahren war ich sehr oft bei Digital Eatery. Gerne habe ich bei Leerlauf zwischen zwei Terminen dort zu Mittag gegessen oder ein Stück Rhabarberkuchen mit Baiser (Baiser ist eine süße Masse aus Eischnee und Zucker, die im Ofen getrocknet wird) und Rhabarberschorle genossen.

Corporate Identity? Fehlanzeige!

Durch offenbar falsche personelle Entscheidungen im Cateringbereich hat sich der Service zusehends verschlechtert auch wenn der Tresen (Photo) schön aussieht. Oft habe ich in Gesprächen am Nebentisch oder im Vorbeilaufen Unmut bei Kunden wahrgenommen, zuletzt sogar im begehrten Séparéebereich, wo die großen Leinwände stehen und Fußballfans Fifa 17 spielen können.

Seit die wichtigsten Säulen wie Freundlichkeit und Kundenorientierung zu kurz kommen, nehme ich vom Catering Abstand. Als ich nach einem langen und stressigen Vormittag Pennenudeln mit Tomatensauce bestellt hatte – die Gerichte wirken nicht mehr ansatzweise so ansprechend wie früher – wurde mein Wunsch nach etwas Parmesan mit einem arroganten und kurz angebundenen „Ist Käse drin!“ quittiert. „Ich hätte gerne Parmesan“, wiederholte ich. „Ist Käse drin“, hieß es erneut. Kundenorientierung sieht anders aus, insbesondere wenn man den Vergleich mit der früheren Cateringbelegschaft hat. Der Laufkundschaft, größtenteils Touristen aus aller Herren Länder, ist das Wurscht. Die kommen sowieso nicht wieder. Darüber hinaus wird es immer Kunden geben, die die Unfreundlichkeit und Arroganz in der Berliner Gastronomie in die Kategorie Berliner Schnauze einordnen. Neulich saß ich dort und ein Schild kündigte an, der Bereich wäre ab 12:30 Uhr reserviert. Bis 13:30 kam niemand der noch – ansatzweise – den Wunsch äußerte, den Tisch belegen zu wollen. Dann hieß es durch eine Servicekraft, ab 14 Uhr aber! „Bis dahin können Sie hier sietzen“, verkündet sie. Ob wirklich jemand gekommen ist oder nicht habe ich nicht mehr miterleben können. Wir, die Tischnachbarn und ich sind zeitgleich kurz davor aufgebrochen. Es scheint das Verständnis zu fehlen, dass das Bistro von Gästen besucht wird und diese Gäste sollen gut und freundlich behandelt werden. Die hohen Preise des Bistros verpflichten dazu. Allemal.

im Digital Eatery Cafe (Foto: Fatima Lacerda)

Für Freundlichkeit und Kundenorientierung ist schon nach 12

Vor kurzen, als ich mich wieder zwischen zwei Terminen im Digital Eatery aufhielt, saß ich im Séparéebereich mit zwei sehr sympathischen und anspruchsvollen Kundinnen und angehenden Rechtsanwältinnen, wie ich zum Ende des Gespräches erfuhr. Sie hatten eine Suppe bestellt. Eine stellte fest „Die waren wahnsinnig unfreundlich!“ Wer denn unfreundlich sei, fragte ich nach. „Alle! Sie haben alle keine Lust!“, antwortete sie, und ihre Kollegin war entsetzt darüber, dass man einen solchen Service überhaupt dulde. Meine Überraschung bestand nicht darin, dass ich wieder mal diese Art von Unzufriedenheit mitbekommen hatte, sondern dass zwei Kundinnen während ihres einzigen Besuches der Digital Eatery den vollen Umfang einer falschen Personalpolitik erleben mussten. „Man vermittelt schlicht eine Marke! (Microsoft)“, stellte die angehende Rechtsanwältin fest.

Die IT-Engel

Wie schön, dass wenigstens das IT-Personal im Café unter der direkten Leitung von Microsoft nach wie vor eine sehr gute Arbeit leistet. Wer Probleme mit den MS-Geräten hat, ist dort gut aufgehoben. Das Team ist gut aufgestellt. Patrick, der Chef, ist zwar wortkarg, aber immer eine erste Hilfe, wenn die Geräte streiken. Besonders Lob gibt es für die IT-Engel Christian, Mariuz und Cem. Es ist eine Freude, mit ihrer Kompetenz rechnen zu können. Hier wird die Marke Microsoft gut vertreten: Kundenorientiert. Freundlich,  kommunikativ, kompetent. Das kann man vom dortigen Bistro nicht sagen. Leider.

The Digital Eatery

About Fatima Lacerda

Kultur, Fußball, Musik sind meine Leidenschaften. Reiseberichte sind ein Genuss!

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6 comments

  1. Ein Tolles Konzept anders kann man das nicht sagen.

    • Hmhm. Also ich war jetzt zum ersten Mal dort und war/bin begeistert!
      Die Kommentare der Artikelverfasserin hören sich etwas nach Beleidigtsein an, sorry.

      Mit freundlichen Grüßen
      Clemens Dillmann

      • Nicht dafür, Clemens.
        Du warst ein einziges Mal da. Ich würde nicht allzu schnell urteilen.
        Ich, für meinen Teil, war schon bei der aller ersten Eröffnung dabei und habe mehrere CateringmitarbeiterInnen erleben können, müssen.
        Also, erst einmal fundierte und robuste Erfahrungen sammeln. Dann, urteilen. Im Übrigen: wenn Berliner anspruchsvoller wären, und nicht schlechten Service auch noch mit Trinkgeld belohnen würde, wäre die Stadt eine vorzeige Stadt in Sache Gastronomie anstatt Schlußlicht in der Freundlichkeitsliste.

  2. Das ist ein großer Fehler zu denken, der Kunde habe keinen Einfluß auf personelle Entscheidungen. Das Verständnis welches in Deutschland herrscht ist dass der Kunde das alles gefallen lassen soll, nach dem Motto. Entschuldige bitte, dass ich hier mein Geld lassen möchte. Ganz im Gegenteil. Der Kunde kann sehr viel bewirken, wenn er/sie das notwendige Selbstbewußtsein mitbringt und sich auch so verhält und so kommuniziert. Wenn ich in eine Bäckerei hineingehe und die Mitarbeiterin hinter dem
    Tresen nicht einmal einen Guten Tag hinbekommt und weiter den Boden fegt ohne mir einens Blickes zu würdigen, dann drehe ich mich und gehe.

  3. Erstmal sollte man sich fragen, warum die Mitarbeiter so mies gelaunt sind…Gastropersonal verdient meist sehr wenig, und trotzdem sind die Leute auf den Job angewiesen. Niemand hat mal nachgefragt, wie das Personal dort behandelt wird. Das Servicepersonal einfach so mal zu verurteilen finde ich nicht fair. Es gibt Betriebe, die zahlen Mindestlohn, und Trinkgeld muss man komplett abgeben. Wer mag da noch freundlich sein? Bitte erstmal fair recherchieren….

    • Vielen Dank für Dein Kommentar. Denn an ihm wird sehr deutlich, dass zur Kundenemanzipation, noch ein langer, steiniger Weg vorliegt.

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