Ein Ort der Ruhe wie kein anderer – Friedhof Heerstraße

In der Nähe des bekannten Olympiastadions, welches sich mindestens alle 14 Tage dank Fußball zahlreichen Besuchern erfreuen darf, befindet sich ein Ort der Stille – der Friedhof Heerstraße (Hinweis: Nicht zu verwechseln mit dem Jüdischen Friedhof Heerstraße im Grunewald). Der Eingang an der Trakehner Allee ist verhältnismäßig klein, fast unscheinbar mit angrenzenden roten kleinen Klinkerbauten. Wer dann zum ersten Mal dieses Areal betritt – ist sogleich überrascht von der Vielfältigkeit – sei es von der Geländeanordnung oder von den zahlreichen Künstlerischen Grabsteinen.

Friedhof Heerstraße Berlin
Friedhof Heerstraße Berlin – der Sausuhlensee

Das Gelände ist wirklich einzigartig, um den ausgebauten Sausuhlensees herum entstand in den Jahren von 1921-1924 dieser Friedhof, federführend war dabei Erwin Barth. Zuerst wurde die Westseite des Sees bebaut, Planungen für die Ostseite lagen auch schon vor. Die letztendliche Gestaltung der Ostseite erfolgte dann nach dem zweiten Weltkrieg, vornehmlich um den Kriegstoten die letzte Ehre zu erweisen. Der Friedhof hat aktuell eine Fläche von ca. 150.000 qm und beherbergt dabei eine große Anzahl von Ehrengräbern.  Interessant zu erwähnen, ist die Namensvergabe bei Hauptwegen – der Namenspatron ist dabei in Stein gemeißelt und am Wegesrand zu finden. Die Gebäude innerhalb des Geländes entstammen der Feder Erich Blunck, dazu gehört u.a. die Trauerhalle und das Verwaltungsgebäude an der Trakehner Allee 1. Eine ungewohnte räumliche Dimension: vom Rand des Friedhofs bis zur Seeoberfläche gilt es einen Höhenunterschied von 20 Meter zu bewältigen. Zusammen mit dem kleinen See und den schön angelegten Wegen in Terrassenform sowie den hohen Bäumen kann das Areal fast schon als Park bezeichnet werden.

Da verwundert es kaum, dass viele prominente Mitbürger diesen Platz als letzte Ruhestätte auserkoren haben. Vertreten sind Schauspieler wie Horst Buchholz, Klausjürgen Wussow, Vicco von Bülow alias Loriot, Künstler wie Leo Blech, George Grosz, Maximillian Harden sowie Ärzte, Architekten, Politiker und Direktoren. Besonders das Grab von Vicco von Bülow alias Loriot ist reichlich verziert dank vieler Spenden seiner Fans. Unzählige gelbe Quietsche Entchen schmücken das Grab, Loriot hätte wahrlich seine Freude daran, denn Humor stirbt bekanntlich nie. Die Quietsche-Entchen wurden durch Loriots Badenwannen-Sketch berühmt, bei dem sich zwei Herren nicht darauf einigen konnten, ob die Ente in die Badewanne rein darf oder nicht.

Friedhof Heerstraße Berlin
Friedhof Heerstraße Berlin – Grab von Vicco von Bülow

Auch andere Grabsteine sind auffällig, wie das nackte Paar auf dem Grab von von Franz Ullstein (Sohn von Leopold Ullstein) oder das „Mahnende Zeichen“,  eine Metallskulptur auf der Grabstelle von Familie Seidler. Manchmal sind auch kleine Steine auf den jeweiligen Grabsteinen zu sehen, was ein Hinweis darauf sein könnte, das es ein jüdischer Mitbürger war. In der jüdischen Religion ist es Brauchtum, bei einem Besuch einen kleinen Stein zu hinterlegen. Tatsächlich war dieser Friedhof interreligiös angelegt worden, egal ob Katholik, Evangelist oder Jude – erst die Nationalsozialisten störten sich daran. Des Weiteren ist heute ein Teil des Friedhofes den gefallenen deutschen Soldaten des zweiten Weltkriegs gewidmet, wenn auch mit kleinen schlichten Grabsteinen.

Gerade im Herbst, wenn die Blätter der Bäume ihr Farbenspiel zelebrieren, wirkt der Friedhof, wie ein Ort der liebevollen Begegnung, ob der Natur oder der Erinnerung an die Verstorbenen oder einfach für die Besucher die dieses Areal zu schätzen wissen und inne halten können. Apropos schätzen, ab und zu verirren sich Wildschweine in dieses schöne Areal, daher ist das Eingangstor auch mit einer Bitte versehen, das Tor geschlossen zu halten. In der Vergangenheit musste tatsächlich der Friedhof kurzweilig wegen Wildschweine geschlossen werden. Da Bilder bekanntlich mehr sagen, als Worte, im Folgenden eine umfangreiche Bildergalerie.

 Bildergalerie (klicken zum vergrößern):

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Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

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