Das alte Stadtbad an der Oderberger Straße in Prenzlauer Berg ist ein Juwel im Stil der Neorenaissance, ein Lost Place, welcher mich bei dem diesjährigen Tag des offenen Denkmals ins Staunen gebracht hat. Ich bin total geflasht worden von der riesigen Haupthalle, in der früher das 50m lange Schwimmbecken war, mit der wunderbar gewölbten Decke in 13m Höhe und den umlaufenden Seitenflügeln, von denen man von 2 Etagen aus durch kleinere Rundbögen auf das Wasser gucken konnte.
Dann ging es an die Entdeckung der Nebenräume. Die Treppe mit geschwungenem Geländer mit Fischmotiven hinauf fand ich einen langen Flur mit lauter kleinen gekachelten Kabinen. Wohl ehemalige Umkleide- und Duschräume und Räume für sog. „Wannenbäder“. Hier und dort waren noch Kleinigkeiten zu finden: ein Garderobenhaken, ein alter Stuhl, eine alte Temperaturanzeige. Die Farbe an den Türen blättert ab, an den Fenstern und in den Ecken haben Spinnen ihre Netze gebaut. Erstaunt hat mich auch die Größe des Gebäudes an sich. Ok, immerhin ist das viergeschossige Gebäude in seinen äußeren Abmessungen auch über 60 Meter lang und 43 Meter breit.
Und hier Geschichte des Bades: Ende der 1890er Jahre fing man damit an, Volksbadeanstalten als öffentliche Einrichtungen zu bauen – überwiegend aus hygienischen Gründen. Dieses Stadtbad wurde 1897 vom Architekten Ludwig Hoffmann entworfen und 1902 eröffnet. Alle Verzierungen und Skulpturen an den Brüstungen und Pfeilern wurden nach Vorlagen des Bildhauers Otto Lessing angefertigt. In der 3. und 4. Etage waren zuerst 7 Dienstwohnungen für den Baddirektor und Rektoren und Lehrer der benachbarten früheren Gemeindedoppelschule.
Die Kriege überstand das Bad ohne größere Schäden und wurde auch in der DDR weiter als Stadtbad genutzt, ab 1977 sogar mit Sauna. 1986 musste es aufgrund von Rissen im Beckenboden aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Ein Sanierungsplan der DDR wurde aufgrund der Wende nicht mehr umgesetzt. Eine Bürgerinitiative verhindert den Abriss des Stadtbades und organisierte später auch verschiedene Veranstaltungen im alten Schwimmbecken. 2002 kaufte eine aus dieser Bürgerinitiative heraus gegründete Genossenschaft das Stadtbad, 2007 erwarb es die Stiftung Denkmalschutz Berlin. Während der ganzen Zeit kamen geplante Sanierungen aufgrund mangelnder Geldmittel nicht zu stande. 2011 wurde es an das GLS Sprachenzentrum verkauft (hier unser Artikel dazu) – die Sanierung beginnt.
Das Bad ist bereits in den letzten Jahren für Events aller Art genutzt worden. Ob Firmenveranstaltungen, Partys, Ausstellungen oder Hochzeiten – auf jeden Fall empfängt einen eine ganz besondere Atmosphäre. Gebucht werden können die Haupthalle mit den Seitenflügeln und das Foyer – insgesamt 875 qm. In der Zukunft sollen auch weitere Räume des Bades genutzt werden – als Seminar- und Hotelräume der Sprachschule. Die Fertigstellung mit Wiedereröffnung des Bades und kleinem Wellnessbereich ist für 2014 geplant.
Hier noch eine kleine Foto-Galerie von meinem Besuch des Bades:
Oh haben die das nicht inzwischen zu einem Hotel umgebaut? Ich bin da letzten dran vorbei gelaufen, wenn ich mich nicht täusche :O Als „Neu-Berliner“ (besuche gerade eine Sprachschule in Berlin) bin ich übrigens ein Riesen-Fan deines Blogs 🙂 So informativ und hilfreich..ich bin fast täglich hier seitdem ich den entdeckt habe 😀 Mach weiter so .. wir lesen uns bestimmt wieder 😉