Die Geschichte des Olympiastadions beginnt mit einer Pferderennbahn. 1909 wurde die Berliner Grunewald-Rennbahn eröffnet, die Platz bot für 40.000 Zuschauer. In der Mitte der Rennbahn begann man 1912 mit den Ausschachtungsarbeiten für das Deutsche Stadion, 1913 war es fertig. 11.500 Sitz- und 18.500 Stehplätze, dazu 3.000 Zuschauer im Schwimmstadion – für damalige Verhältnisse eines der größten Stadien auf der Welt. Zur Austragung der Olympischen Spiele kam es aufgrund des Ausbruchs des 1. Weltkriegs nicht mehr, ab 1915-1916 diente es als Lazarett.
Gegen Ende der 20er Jahre erwachte der Traum von den Olympischen Spielen in Berlin erneut – doch diesmal kam die Weltwirtschaftskrise dazwischen. Dann die Zusage für 1936. Unter Hitler einigte man sich darauf, das alte Stadion abzureißen und ein neues zu bauen. So entstand der Olympischer Vorplatz, das Olympiastadion mit 100.000 Plätzen, das Aufmarschgelände mit „Führertribüne“, der Glockenturm mit Langemarckhalle auf der Ost-West-Achse und der Coubertinplatz und das nördlich gelegene Schwimmstadion auf der Nord-Süd-Achse. Architekten waren die Brüder March. Die Arbeiten begannen 1934, zeitweise waren bis zu 2.600 Personen und 500 Firmen beschäftigt.
Schließlich im August 1936 die XI. Olympischen Sommerspiele mit fast 4.000 Sportlern aus 49 Nationen. Der Star der Olympiade war Jesse Owens mit 4 Goldmedaillen. Während der Spiele hatte die SA Anweisungen, jegliche antisemitischen Übergriffe zu unterlassen. Unter Hitler wurde das Maifeld zwischen Glockenturm und Stadion zu Aufmärschen genutzt, es fanden Hitlerjugend- und Wehrmachtssportfeste statt. Ab Kriegsbeginn wurden in den Katakomben von Blaupunkt Zünder für Flugabwehrwaffen gebaut, es wurde Munition, Nahrungsmittel und das Reichsfilmarchiv eingelagert.
Nach dem Krieg besetzten die Briten ab 1945 das Gelände und beanspruchten die Anlage für sich. Erst 1949 wurde das Olympiastadion an die deutschen Behörden zurückübergeben, 1962 war der Wiederaufbau des Glockenturms abgeschlossen. Anlässlich der Fußball-WM 1974 erhielt das Stadion eine Teilüberdachung der Nord- und Südtribüne. Von 2000-2004 wurde das Olympiastadion nach und nach bei laufendem Betrieb saniert und modernisiert. Neu hinzu kam im Inneren eine Kapelle für die Sportler (die größte Stadionkapelle der Welt), die aber auch zu Hochzeiten oder Taufen genutzt werden kann.
Im Laufe der Jahre fanden im Olympiastadion denkwürdige Ereignisse statt. Max Schmeling hatte auf der Waldbühne 1948 seinen letzten Boxkampf. Die Fußball-WM 2006 und die Leichtathletik WM 2009 fanden statt und immer wieder das DFB-Pokalfinale, UEFA-Cup Heimspiele, das Internationale Deutsche Turnfest, das Internationale Stadionfest ISTAF und die Pyronale. 2011 die Messe mit Papst Benedikt XVI. Konzerte von U2, Robbie Williams, Pink, den Rolling Stones, Madonna, Depeche Mode usw. Und natürlich die Spiele des Hertha BSC!
Insgesamt besitzt das Olympiastadion über 74.000 Sitzplätze, bei Konzerten passen bis zu 25.000 Zuschauer in den Innenraum. Jährlich wird es von ca. 300.000 Menschen besichtigt.
Hier noch eine Galerie von Fotos von meiner Besichtigung des Stadions und des Glockenturms:
Ein wunderschönes Stadion!!! Habe schon 4-Mal dort das DFB-Pokalfinale schauen dürfen! Wusste gar nicht, dass es ursprünglich eine Pferderennbahn war …
@sunnycat: Klasse Artikel!
Danke Thomas!! 🙂
Vielleicht wären einige kritische Gedanken zur Langemarck-Halle auch angebracht gewesen : Das NOK (oder der DSB !?) hat erst relativ spät diese unsägliche Opfermentalität der angeblichen Helden des 1. WK hinterfragt. Bis weit in die 80er Jahre wurde dort ein Sportler-Image gepflegt, dass ein bisschen an die Vergleiche „Flink wie die Windhunde – hart wie Kruppstahl“ usw. erinnert. Und alles gipfelte in der Verherrlichung der Selbstaufopferung fürs Vaterland. Kamikaze lässt grüßen.
Erst mit der Renovierung vor 2006 ist das relativiert worden.