Die „Versunkene Bibliothek“ am Bebelplatz – Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung

Die „Versunkenen Bibliothek“, das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung, befindet sich auf dem Bebelplatz am Anfang der Straße Unter den Linden. Hier wurden am 10. Mai 1933 über 20.000 Bücher „undeutschen Geistes“  verbrannt. Die Bücher der vor allem jüdischen, kommunistischen, liberalen und sozialkritischen Autoren stammten aus der Alten Bibliothek der Universität. Unter den 24 durch Goebbels vor Ort ausgerufenen Schriftstellern befanden sich u.a. Heinrich und Thomas Mann, Erich Kästner, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky, Berthold Brecht, Heinrich Heine und Siegmund Freud.

Die Bücher wurden von Mitgliedern des Nationalsozialistischen Studentenbundes und viele Professoren der Friedrich-Wilhelm-Universität (heute Humboldt-Universität) unter musikalischen Begleitung von SA- und SS-Kapellen herbeigeschafft, in der Mitte des Bebelplatzs (früher Kaiser-Franz-Josef-Platz) aufgeschichtet und unter dem Gejohle eines großen Publikums verbrannt. Einer der „Feuersprüche“ war: „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner“. Das Feuer kam allerdings zuerst nicht so richtig in Gang, da es in Strömen regnete. Erst als die Feuerwehr Benzin ins Feuer goß, schlugen die Flammen hoch.

Verborgen in der Zuschauermenge war Erich Kästner als einziger Autor bei der Verbrennung seiner Bücher anwesend. In seiner Erinnerung schildert er das Erlebnis: „Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners (gemeint ist Goebbels). Begräbniswetter hing über der Stadt.“

Das eigentliche Denkmal an die Bücherverbrennung wurde nach einem Entwurf des israelischen Künstler Micha Ullman errichtet und 1995 eingeweiht. Es ist ein 5 × 5 × 5 m großer unterirdischer nicht betretbarer Raum unter dem Bebelplatz mit weißen Wänden und leeren Regalen, die Platz für 20.000 Bücher bieten und deren Verlust symbolisieren. Durch eine Glasplatte erhält man von oben einen Blick hinein, zwei Bronzeplatten liefern Erklärungen. Auf Ihnen steht auch folgendes Zitat von Heinrich Heine (1820): „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

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War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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