Es gibt vieles, was jeder sofort mit Berlin verbindet. Den Fernsehturm am Alex, den Berliner Bären, das Brandenburger Tor, Schloss Bellevue… Für mich als Neu-Berliner gehört ganz klar auch die Oberbaumbrücke dazu! Oft bin ich schon unter ihren Bögen entlang geschritten, wo immer mal wieder Straßenmusiker z.B. auf der Geige spielen, oder habe vom Spreeufer aus an der East Side Gallery auf die Brücke geblickt. Gerade zur Zeit des Sonnenuntergangs ein echt schönes Bild. Richtig vollständig ist für mich übrigens dieser Anblick erst mit der darüberfahrenden gelben U1 – warum auch immer 🙂
Und hier ein paar Details zur Oberbaumbrücke:
Fast jedem dürfte bekannt sein, dass dieses Wahrzeichen Kreuzberg und Friedrichshain verbindet. Woher der Name stammt, ist schon spannender. Eine erste Brücke in der Nähe gab es schon seit dem frühen 18. Jahrhundert, damals noch aus Holz, um Zölle einztutreiben. Nachts wurde der Durchgang durch einen Baumstamm versperrt, den sog. Baum. Da es im Westen eine ähnliche Konstruktion gab, wurde diese Unterbaum, im Osten Oberbaum genannt. So ist der Name Oberbaumbrücke entstanden.
Die neugotische Steinbrücke wurde ab 1894 gebaut und zur Zeit des 2. Weltkriegs auf einen Befehl Hitlers gesprengt, um die sowjetischen Truppen am Vormarsch zu hindern. Nach Beendigung des Krieges verlief hier die Grenze zwischen dem sowjetischen und amerikanischen Sektor und die Brücke wurde ab 1963 als Grenzübergang für Fußgänger genutzt. Nach der Wiedervereinigung wurde sie aufwendig saniert, seit 1995 fährt hier wieder die U-Bahn.
Wer sich wundert, was an der Oberbaumbrücke nachts rechts und links des Mittelstücks so neon blinkt: Dies sind Hände, die Schere, Stein und Papier aus dem bekannten Kinderspiel nachformen und per Zufall alle 6 Sekunden wechseln. Dies soll frühere politische Entscheidungen symbolisieren, die eher zufällig und willkürlich erfolgten.
Seit 1999 ist die Oberbaumbrücke jedes Jahr Austragungsort der bekannten Wasserschlacht zwischen Friedrichshain und Kreuzberg um die „Vorherrschaft“ zwischen den beiden Bezirken. Die Bezirke sehen dabei den jeweils anderen Bezirk als „abtrünnig“ an – für die Friedrichshainer ist Kreuzberg „Unterfriedrichshain“, für die Kreuzberger ist Friedrichshain „Ostkreuzberg“. Da sich die Teilnehmer vor allem auch mit faulem Obst und Gemüse bewerfen, heißt dieses Event auch Gemüseschlacht. Erlaubt ist alles, was nass ist, matschig, glibbert, wabbelt und/oder stinkt und keine nachhaltigen Schäden hervorruft 🙂 2011 gewannen übrigens erstmals die Kreuzberger. Hier klicken für ein Video der Schlacht 😉
Als Berlinerin finde ich es immer spannend zu sehen, wie die Stadt von anderen wahrgenommen wird. Ich freue mich schon auf deine Posts. Vor Kurzem hatte ich auch mal ein Projekt gefunden bei dem dokumentiert wurde wie ein Berliner und ein Nicht-Berliner Fotograf die Stadt wahrnimmt. http://www.smart-urban-stage.com/blog/change-of-view/berlin-copenhagen/ Ich finde das total spannend, wie unterschiedlich Berlin wirken kann.