ein Alltagsmitschnitt: der Helmholtzplatz von 1980-89

Heute geht zum Helmholtzplatz bzw. dessen Kiez in der Jahren 1980-1989, die Zeiten waren damals noch andere, heute ist es immer noch ein beliebtes Wohnviertel im Stadtteil Prenzlauer Berg. Bloß hat sich die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren gravierend geändert, Stichwörter: Gentrifizierung, Schwabylon. Vieles war damals grau und kaputt und einiges hätte vllt. nicht gerettet werden können, wenn es nicht die Wende gegeben hätte. Die Musik im Video kommt von Reinhard Lakomy „Das Haus wo ich wohne“ (1974) mit Bezug zum Prenzlauer Berg. Viel Spaß beim anschauen der Zeitreise, vielleicht kommt einem das Eine oder Andere doch bekannt vor! Kommentare u.a. von Zeitzeugen sind ausdrücklich erwünscht!

 

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

Check Also

Die Schlüssel für den Umzug (Foto: mariskabloem / Pixabay)

Checkliste für den Umzug

Der Umzug in ein neues Haus oder eine Wohnung stellt für viele Menschen einen neuen …

4 comments

  1. Stefan Schneider

    Danke für den schönen Beitrag. Ich habe eben auch einen längeren Beitrag mit vielen Informationen zum Helmholtzplatz zusammen gestellt, es geht um sozialräumliche Perspektiven für Wohnungslose in dieser Gegend. Würde mich über Rückmeldungen freuen.
    Stefan
    http://www.drstefanschneider.de/publikationen/1217-sozialraumorientierte-wohnungslosenhilfe-helmholtzplatz.html

  2. 37 ° im Schatten – ICECREAM – EMERGENCY am Helmholtzplatz!!!

    „du mama!
    es ist heut´so furchtbar heiss,
    ich möchte bitte noch ein eis!“

    „mein liebes kind!
    vergiss es, du hattest doch schon eins!“

    „du mama!
    was ist eigentlich der unterschied,
    zwischen zellulitis
    und zelluloid?“

    „mein liebes kind!
    jetzt frag mich bitte doch nicht so ´nen scheiss!“

    „du mama!
    ich wette, dass der mann an der tischtennisplatte das weiss!“

    „mein liebes kind!
    die da an der platte steh´n,
    und niemals je zur arbeit geh´n,
    das sind penner, die sind dicht,
    schon vor dem ersten tageslicht.
    sie säen nicht, sie ernten nicht,
    sie sind einfach nicht ganz dicht.
    die saufen ständig sternipullen,
    bevor sie ins gebüsche strullen.
    die waren vor der wende
    schon am ende
    und haben je zwei linke hände.
    sie sind zu gar nix zu gebrauchen,
    ausser zum saufen und zum rauchen!“

    „du mama!
    selbst goethe schrieb, man glaubt es kaum
    seine poete nicht am schreibtisch vor ´ner tapete,
    sondern trunken unter einem lindenbaum.
    er hatte weder dienst – noch werkvertrag,
    weshalb er oft am donnerstag
    noch immer unter´m baume lag!
    schon er verkündete zu seiner zeit,
    dass alle tage gleich lang seien,
    jedoch verschieden breit.
    gell mama, ich bin ganz schön schlau,
    das kam neulich im te-vau!“

    ein querulierender passant
    ergänzt nun konsequent und penetrant,
    eloquent und wortgewandt,…

    – haha das war ein redundant –
    hand auf´s herz : wer hat´s erkannt? –

    …elegant und ganz galant,
    gekleidet von der kleiderkammer,
    im nadelstreifen, voll der hammer:

    „die eine hälfte vom jedicht,
    die schreibt man dicht,
    die and´re nicht!
    was jetzt nun jenau die hälfte ist,
    das int´ressiert hier kein jericht.

    wir dürfen hier,
    so ham wir´s festjelegt,
    die koordinaten auch schon mal verschieben,
    sitzen, knien, stehen, liegen,
    nur um einen punkt beim tischtennis zu kriegen.
    der rest gehört zu helmiwood,
    wie´s sandmännchen zu robin hood,
    und wir sind hier genau wie sie,
    die protagonisten der dramaturgie!“

    ein weiterer verteter dieser vielosophen,
    mit den soft – skillz einer heckenschere,
    kommt nun dem ander´n in die quere
    und verkündet gar ganz andere kata-ratta-ratta-strophen:

    „alta, bei mir brennt hier gleich die lunte,
    du quatschst wie ne latente tunte!
    fick dich alta, opfa, digga
    geht nach hause ihr scheiss schwaben!“

    ach du scheisse,
    „schwabe“ ** darf man ja nicht sagen –

    deshalb gehört dieser satz
    doch eher auf den kollwitzplatz!

    und obwohl wir grad bei witzen sind,
    nicht nur die kinder und die hunde
    in dieser familiären runde,
    bei der hitze voll am schwitzen sind!

    nun tut es plötzlich einen knall!!!

    man hört ihn bis nach schwäbisch hall,
    donauwörth und paderborn,

    stopp, der letzte satz nochmal von vorn,
    doch heisst es diesmal umgekehrt:

    paderborn und donauwörth.

    das ist nichts für zarte ohren,
    doch jeden den hier sowas stört,
    der ist wohl auch nicht hier geboren
    und hat wohl auch noch nie etwas
    vom polnischen peng shui gehört!

    als seien sie schon alarmiert,
    nun sich ein sixpack von A – FUFFZEHN *** auf dem platz platziert!

    blaue hemden, schwarze brillen –
    sind die nun hier, um kurz zu chillen?
    oder auf der flucht vor´m ordnungsamt,
    weil die parkraumüberwachung droht,
    und sie in ihrer kleingeldnot,
    um parkgebühren sich zu sparen,
    nur so mal über´n catwalk fahren ???

    um deren anliegen zu eruieren,
    einer derer, die hier fast täglich residieren,
    nuschelt mit seiner sternifahne
    in die voll besetzte wanne:

    „seid ihr nun von der blue men group
    oder die vom M.I.B.?“

    wie aus der dienstpistole geschossen,
    kommt prompt die antwort, unverdrossen:

    „das erfahrt ihr sicher nie!
    weil ihr gleich geblitzdingst werdet und dann pennt,
    weshalb ihr euch am nächsten tag,
    ohnehin an nichts erinnern könnt!“

    die handlung nimmt nun weiter ihren lauf,
    und insistierend in der gier nach eis,
    setzt das liebe kind nun noch ein´drauf:

    „du mama!
    vögeln vögel eigentlich beim fliegen,
    oder so wie ihr im liegen?
    papa hat mir letzens mal erzählt,
    ihr habt in diesem alten schiff aus holz, ****
    uns´ kinder allergrösster stolz,
    das sie neulich abgerissen
    und wir alle sehr vermissen,
    nicht nur gekifft oder gefickt,
    sondern auch noch nebenbei,
    dit ritalin von mei´m couseng vertickt“

    „mein liebes kind!
    wir waren damals auch noch jung
    und vielleicht ein bisschen dumm.
    der leichtsinn hat uns hingerissen,
    und in dieser schönen welt,
    brauchten wir auch jede menge geld.
    der vermieter hat uns auch beschissen,
    wir hatten damals keine wahl
    erwähn´ das bitte nicht noch mal!“

    „du mama!
    verrat mir bitte jetzt noch schnell:
    was ist eigentlich der unterschied
    zwischen lsd und dsl?“ *****

    „mein liebes kind!
    da wir jetzt alle w-lan haben,
    ist beides längst schon überholt,
    und hat sich einfach irgendwann,
    im laufe der geschichte umgepolt.“

    „du mama!
    neulich bei papa, der typ mit der krawatte,
    der hinterher am rad zwei platten hatte,
    der hat mir das noch kurz erklärt
    und dann gesagt, dass seine pappe jetzt gleich fährt,
    der war schon ganz schön verpeilt
    und hat sich dann auch sehr beeilt…

    gell mama,da staunste,
    was ich schon alles weiss!“

    „mein liebes kind!
    vergiss es,
    ich kauf dir noch ein eis!“

    (lars van core 2014)

    Erläuterungen:

    * http://prenzlauerberg-nachrichten.de/alltag/_/helmholtzplatz-trinker-polizei-unmut-am-helmholtzplatz-171503.html

    ** der Autor dieses Gedichts distanziert sich hiermit von jeglicher Art diskriminierender Äusserungen !!!
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schwabenhass

    *** Polizeidirektion 1, Abschnitt 15 in der Eberswalder Strasse

    **** das hier erwähnte Spielschiff fiel leider im Frühjahr 2014 einem mehrstündigen Kettensägenmassaker zum Opfer, wurde aber mit Hilfe von Spenden wieder errichtet
    http://www.prenzlauerberg-nachrichten.de/alltag/_/spielschiffe-weiter-spenden-benotigt-171496.html

    ***** http://wikimapia.org/26868164/de/LSD-Viertel
    Das LSD-Viertel wurde mittlerweile längst in DSL-Viertel umbenannt, aber dank W-LAN ist diese Bezeichnung auch nicht mehr aktuell 🙂

  3. Was für ein schöner Trip in die Vergangenheit. Ich bin 67 im Prenzlauer Berg geboren und in der Senefelderstrasse 14 aufgewachsen. Auch wenn alles marode und bröcklig war in unserem „Altbauzwerg“, missen möchte ich diese Kindheit nicht. Es war eine tolle unbeschwerte Zeit, die Erfahrungen, die Menschen, die kulturelle Bereicherung… All das gabs nur hier. Ich bin dann über Knast etc abgeschoben in den Westen gegangen. 2000 sind wir wieder zurück in den Prenzlauer Berg gezogen. Aber das ist er einfach nicht mehr… da ist nichts mehr übrig von dem Geist jener Zeit. Schade!

  4. Leute diese blöde Musik da drauf ist nervig!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.