Das Museum für Kommunikation und die Geschichte der Blauen Mauritius

Ein Museum für Kommunikation – was sich dahinter wohl verbergen mag? Das erste Erstaunen ist in dem großen Lichthof am Eingang garantiert, in der drei kleine Roboter mit den Besuchern interagieren und durch die Halle flitzen. Der eine spielt Ball, der andere begrüßt die Besucher, der dritte informiert über das Museum. Lässt man hier seinen Blick nach oben schweifen an den Balustraden der Stockwerke entlang, sieht man zum einen  antike Säulen und Figuren, auf der anderen Seite Begrifflichkeiten in modernen Neonröhren dargestellt. Von alt zu neu – dieser geschichtliche Ablauf zieht sich durch die einzelnen Sammelgebiete des Museums durch. Dabei lädt viel zum ausprobieren ein und interagieren ein – gerade auch für Kinder.

Das Museum in der Leipziger Straße in Mitte zeigt zum einen die Entwicklung der Kommunikationswege, d.h. von Briefen zu Telegrafie, Telefonen, Handys bis zu Videokonferenzen. Zum anderen die Entwicklung der Medien Rundfunk, Fernsehen und Computer (Radios, Fernseher, Videorekorder, Schallplattenspieler etc.).Ein anderer großer Schwerpunkt ist die deutsche Postgeschichte: wie die Post zugestellt wurde (von Kutschen über Fahrräder, Autos usw.), die verschiedenen Uniformen der Deutschen Post, Schilder, Briefkästen, Briefmarkenautomaten und natürlich das große Gebiet der Philatelie (Briefmarken).

Die Sammlungen gehen zurück auf das 1872 durch den Generalpostmeister des Deutschen Reichs Heinrich von Stephan gegründete Reichspostmuseum, eines der ersten technikhistorischen Museen der Welt. Heute bilden die seit dieser Zeit zusammengetragenen Objekte die größte und reichhaltigste Sammlung zum Thema „Kommunikation“ in Europa und der Welt. Neben dem Standort in Berlin gehört noch das  Museum für Kommunikation in Frankfurt und das Archiv für Philatelie in Bonn dazu.

Durch die Luftangriffen auf Berlin ab 1943 und im Rahmen der Häuserkämpfe im April/Mai 1945wurde das Reichspostmuseum bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Zahlreiche der nicht ausgelagerten Objekte wurden vernichtet, ein Teil in den Kellern des Museums verschüttet. Das kostbarste Stück der Briefmarkensammlung – die Blaue Mauritius – wurde 1945 in einem Bergwerksschacht in Eisleben versteckt, jedoch von den Amerikanern zusammen mit anderen Beständen beschlagnahmt. Zwar erhielt die Deutsche Post zahlreiche Objekte zurück – aber über 2.000 Briefmarken aus 35 Ländern – jeweils die größten philatelistischen Kostbarkeiten – fehlten – unter ihnen auch die Blaue Mauritius. Sie blieb verschollen, bevor sie 1976 auf einer Briefmarkenmesse zum Kauf angeboten wurde – durch denjenigen Leutnant der US-Army, der den Abtransport der Briefmarken aus dem Eislebener Bergwerk durchgeführt hatte. Der amerikanische Zoll beschlagnahmte die Marken. Da jedoch neben der BRD auch die DDR Anspruch auf die Marken erhob, kehrte die blaue Mauritius erst 1990 nach der deutschen Wiedervereinigung in das Archiv für Philatelie zurück.

Einen Teil der nach dem Krieg geborgenen Briefmarken musste als Reparationszahlung an die Sowjetunion, einige Objekte  an das Verkehrsmuseum in Dresden und an das Völkerkundemuseum in Leipzig abgegeben werden. Erst 1958 wurde am historischen Standort durch die DDR abermals ein Postmuseum eröffnet. Es fehlten jedoch die Mittel für umfangreiche Neuerwerbungen, zudem wurden alte Anlagen oft repariert und weiter genutzt, wohingegen sie in Westdeutschland ins Museum wanderten. Mit Blick auf die 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 beschloss die SED 1981, das Gebäude des alten Reichspostmuseums vollständig wieder herzustellen. Die Arbeiten wurden jedoch erst 1990 vollständig abgeschlossen. Nach einer umfangreichen Restaurierung und Erstellung eines neuen Nutzungskonzepts wurde das Museum für Kommunikation in seiner jetzigen Form im März 2000 eröffnet.

Hier noch eine kleine Galerie aus dem Museum, zum Vergrößern der Fotos einfach nur draufklicken.

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

Check Also

Hamburg 2024: Lokales entdecken und Weltbürger sein

„Die Welt liebt Berlin – Die Deutschen lieben Hamburg“.  Der Satz stammt von Thomas, einen …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.