In ganz Deutschland fehlen Hunderttausende von Wohnungen. Besonders groß ist das Problem in den deutschen Metropolen wie Berlin. Hier ist die Situation stark angespannt. Dabei sind in Berlin Menschen aus beinahe allen Einkommensgruppen von dem knappen Wohnungsangebot betroffen – doch am meisten fehlt es an bezahlbaren Wohnungen und Sozialwohnungen. Wird eine Anzeige für eine bezahlbare Wohnung auf einem der großen Immobilienbörsen im Netz geschaltet, werden nicht selten innerhalb von wenigen Minuten hunderte Anfragen von Wohnungssuchenden gestellt.
Hohe Mietpreise für Neuvermietungen
Die Leerstandsquote ist in Berlin schon seit längerer Zeit ziemlich niedrig. Sie lag im Jahr 2021 gerade einmal bei ungefähr 0,8 Prozent – in ganz Deutschland betrug die Quote circa 2,8 Prozent. Dementsprechend sind in Berlin beinahe alle Wohnungen besetzt. Es stehen also nur wenige Wohnungen auf dem Berliner Wohnmarkt zur Verfügung.
Dabei bestehen inzwischen sehr große Unterschiede zwischen den Bestandsmieten und den Angebotsmieten. Die Angebotsmieten sind in Berlin (und auch in vielen anderen deutschen Städten) in den letzten Jahren stark gestiegen. Inzwischen befindet sich Berlin sogar auf Platz zwei, wenn es um die teuersten deutschen Städte in Bezug auf die Angebotsmieten geht. Vor Berlin liegt lediglich München mit einem Quadratmeterpreis von 21,01 Euro für Neubauten – in Berlin beträgt der Quadratmeterpreis 17,64 Euro.
Aufgrund der hohen Mietpreise für Neuvermietungen haben viele Menschen keinen großen Anreiz mehr, sich nach einer neuen Wohnung umzusehen und umzuziehen. Selbst wenn eigentlich eine andere Wohnung besser zu den aktuellen Lebensbedingungen passen würde, bleiben viele Menschen lieber in ihrer aktuellen Wohnung und zahlen die meist günstigeren Bestandsmieten, statt eine teure Neuvermietungsmiete in Kauf zu nehmen. Die Folge: Einige Haushalte haben zu viel Platz, sodass ungenutzter Wohnraum verloren geht – andere haben zu wenig Platz, finden aber wegen der großen Wohnungsknappheit keine bezahlbare Wohnung mit einer größeren Quadratmeterzahl.
Wenig Sozialwohnungen in Berlin
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der deutschen Hauptstadt hat viele verschiedene Ursachen. Eine davon sind die Entscheidungen der Politik, die vor vielen Jahren getroffen wurden: In den 2000er-Jahren hat die Stadt viele Wohnungen verkauft – unter anderem aufgrund der hohen Schulden. Die Wohnungen, die damals in der öffentlichen Hand lagen, wurden von verschiedenen Unternehmen aufgekauft. Hierdurch reduzierte sich die Anzahl an Sozialwohnungen.
Inzwischen gibt es in Berlin weniger als 100.000 Sozialwohnungen. Vor etwa 30 Jahren sah das noch anders aus: Hier standen mehr als 350.000 Sozialwohnungen zur Verfügung.
Durch den Neubau von Wohnungen könnte sich der Wohnungsmangel in Berlin reduzieren lassen. Aufgrund dessen wollte der Berliner Senat 20.000 neue Wohnungen pro Jahr schaffen. Doch schon letztes Jahr konnte dieses Ziel nicht erreicht werden: Im Jahr 2022 wurden lediglich etwa 17.000 Wohnungen fertiggestellt.
Höchstwahrscheinlich wird es in den nächsten Jahren dazu kommen, dass noch weniger Wohnungen gebaut werden – das liegt insbesondere an den gestiegenen Zinsen und den höheren Baukosten. Es gibt inzwischen immer mehr Firmen, die ihre Bauprojekte einstellen oder verschieben. Überdies gehen immer mehr Bauunternehmen pleite.
Hinzu kommt die starke Zuwanderung in Berlin, durch die Wohnraum für immer mehr Menschen benötigt wird. Auch viele Flüchtlinge aus der Ukraine sind im letzten Jahr in die deutsche Hauptstadt gekommen. Im Jahr 2022 lag die Einwohnerzahl in Berlin sogar bei etwa 3,76 Millionen.
Kein Ende der Wohnungsknappheit in Sicht
Durch Neubauprojekte gehen die Mietpreise allerdings nicht automatisch herunter. Das liegt mitunter an den hohen Kosten, die für die Erstellung der Neubauwohnungen anfallen. Gerade wenn ein Neubau frei finanziert wurde, beeinflusst es nicht die Anzahl an bezahlbarem Wohnraum. Stattdessen werden gerade für Neubauten in Berlin hohe Mietpreise verlangt.
Da Berlin noch immer sehr beliebt ist, ist es höchstwahrscheinlich, dass es zukünftig noch viele weitere Menschen nach Berlin verschlägt – sodass die Nachfrage nach Mietwohnungen vermutlich noch weiter ansteigen wird. Die Wohnungsknappheit wird also wohl noch längere Zeit ein großes Problem sein.
Aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Wohnraum in Berlin sind aber nicht nur die Mieten gestiegen: Auch die Preise für Immobilien haben sich in den letzten Jahren erhöht. Zuletzt gab es hier jedoch leichte Preissenkungen: Während man im Jahr 2021 beim Hauskauf noch 5.453 Euro pro Quadratmeter zahlte, lag der Quadratmeterpreis im Jahr 2023 bei 4.947 Euro pro Quadratmeter.