Die Berliner Wirtschaft ist viel besser durch das Krisenjahr 2022 gekommen, als viele Experten erwartet hätten. Die endgültigen Zahlen liegen zwar noch nicht vor, doch nach Angaben vom Wirtschaftssenator liegt das Wachstum bei etwa 2,5 Prozent und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,7 Prozent. Einen wichtigen Beitrag dafür leisteten auch die KMU, denen in der Hauptstadt schon seit langer Zeit eine enorme Bedeutung zukommt. Das zeigen auch die zahlreichen Erfolgsgeschichten dieser Unternehmen.
Berlin ist seit den 1990ern die Hochburg für Startups
Auch wenn andere Städte wie München und Hamburg mittlerweile stark nachziehen, gilt Berlin immer noch als Startup-Hochburg. Von den insgesamt drei Milliarden US-Dollar, die von den neuen Unternehmen als Risikokapital eingesammelt wurden, entfallen 1,5 Milliarden US-Dollar auf Berlin.
Dabei zeigt sich: Es reicht nicht aus, die jungen Gründer lediglich zu fördern. In weiterer Folge benötigen sie auch entsprechende Netzwerke, in denen sie voneinander lernen können, um sich schließlich zu beständigen KMU entwickeln zu können.
In der Hauptstadt ist vor allem die Anzahl an Mehrfachgründern sehr hoch. Durch ihre unternehmerische Erfahrung und die aufgebauten Kontakte haben diese einen klaren Vorteil gegenüber neuen Startern.
Zahlreiche Erfolgsgeschichten in der Bundeshauptstadt
Ein positives Beispiel dafür ist der Unternehmer Lawrence Leuschner, der den E-Roller-Anbieter „Tier“ mitgegründet hat. Dabei profitierte er nämlich vor allem von seiner Erfahrung, die er schon als Gründer des Gebrauchtelektronikhändlers Rebuy gesammelt hat. Als Leuschner 2018 den E-Scooter-Verleih Tier gründete, war er längst kein Unbekannter mehr in der Startup-Szene und konnte aufgrund der positiven Erfahrungen der Investoren bislang 388 Millionen US-Dollar an Risikokapital für Tier akquirieren.
Mittlerweile ist Leuschner sogar auf die andere Seite gewechselt und investiert selbst mit seinem Fonds Blue Impact in Startups. Einen ähnlichen Weg hat auch der Mitgründer der Berliner Digitalspedition Sennder David Nothacker gewählt. Frühinvestoren wie Leuschner und Nothacker helfen den Erstgründern nicht nur mit ihrem Kapital, sondern vor allem durch ihre Erfahrungen und ihr Netzwerk.
Zu den Berliner Erfolgsgeschichten zählt mit Sicherheit auch der dynamische Energiemarkt in Berlin. Bis zu den 1990ern wurde dieser von Unternehmen wie RWE und E.ON beherrscht, die ein Monopol auf die Energieversorgung in Berlin hatten. Mit der Schaffung des freien Energiemarktes sind viele kleine und mittelständische Energieversorger entstanden, die innovative Dienstleistungen und individuelle Tarife anbieten, wie zum Beispiel die 2006 gegründete Primaholding, die mittlerweile Strom und Gas für Privat- und Gewerbekunden in ganz Deutschland anbietet.
Das Gute ist der Feind des Besseren
Die Berliner KMU bilden das Rückgrat einer florierenden und innovativen Wirtschaft in der Hauptstadt und sind damit auch ein wichtiger Player auf dem Berliner Arbeitsmarkt. In diesem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass die Berliner Verwaltung bei der Digitalisierung ganz vorne liegt und Gründern dadurch das Leben erheblich erleichtert.
Dennoch ist es für die Stadt und ihre Unternehmen wichtig, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Denn in den nächsten Jahren warten einige Herausforderungen für die KMU, die es zu bewältigen gilt. Neben den gestiegenen Energiepreisen gilt es vor allem, das „grüne“ Wachstum weiter auszubauen und einen wichtigen Beitrag zum EU-Klimaschutzpaket „Fit For 55“ zu leisten.