Buchbesprechung: Ost-Berlin, die verschwundene Stadt

Von den Autoren Harald Hauswald und Lutz Rathenow stammt das heutige vorgestellte Werk, ein Fotoband mit dem Titel „OST-BERLIN: Die verschwundene Stadt“. Tatsächlich ist es schon eine Weile her, als Ost-Berlin sowie West-Berlin gängige Alltagsbegriffe waren, speziell zur Zeit der Berliner Mauer (1961-1989). Ost-Berlin war die Hauptstadt der DDR von 1949-1989, somit das geopolitische Zentrum dieses sozialistischen Konstruktes, welches die Zeit nicht überdauert hat. Somit wohl auch die Mutmaßung Ost-Berlin wäre auch verschwunden. Aber ist nicht alles und jeder einem Wandel unterworfen?

Cover - Ost-Berlin
Cover – Ost-Berlin

Das Buch wird eingeleitet mit einem Vorwort von Ilko-Sascha Kowalczuk, einem Mitarbeiter der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Tatsächlich ist das Werk schon 1987 erstmalig erschienen aber nicht auf Wohlwollen der DDR-Behörden gestoßen, da die Fotos wohl einen zu realen Sozialismus zeigen, welcher nicht dem Ideal entsprach. Seit dem gibt es ein Für-und-Wieder, was das Buch eigentlich darstellt, die ungeschönte DDR-Alltagswelt oder eine Glorifizierung der ehemaligen DDR und im speziellen (Ost-)Berlin.

Zu sehen sind im Detail ein oder bis zu vier Bilder auf einer Seite, quasi typisch für die DDR, in Schwarz/Weiß. Anfangen von normalen Alltagsszenen beim Einkaufen, im Innenhof, aus dem Fenster gucken, beim warten auf die öffentlichen Verkehrsmittel im Wartehäuschen, Punks in Friedrichshain bis hin zu uniformierten DDR-Bürgern, ob Polizei, Armee oder die jungen Leute in Ihren FDJ-Hemden.

Aufbauende oder geschlossene Kapitel als solches gibt es in diesem Werk nicht aber thematische Bilder werden gebündelt angezeigt. Zudem gibt es Kontraste und Gegensätze u.a. wie ein Punk links (Bildseite) und ein Transportpanzer (beim Tag der offenen Tür) rechts sich gegenüber stehen oder Trabis für das Volk und als Gegenstück die Panzerlimousinen des Politbüros. Die einzige Serienbildabfolge in diesem Buch ist die Sprengung des Gasometers im Stadteil Prenzlauer Berg.

Der Autor dieser Rezension brauchte mehrere Anläufe um das Werk zu durcharbeiten, weil die Bilder sehr tiefgehend sind und es nicht möglich war, das Werk in einem Rutsch zu „durchlaufen“ und es wurden immer wieder neue Details sichtbar. Abschließend sei gesagt, die Fotos sind in der Regel aus den Jahren 1985-1987, die aktuelle Auflage enthält zusätzlich auch Bilder aus den Jahren 1988 bis 1990, welche es naturgesetzgemäß in der Erstausgabe von 1987 nicht gab. Erhältlich im gut sortierten Buchhandel oder direkt beim Jaron Verlag, für jeden Berlin-Fan ein Muss, ideal auch als Geschenk.

Titelinfos:
Harald Hauswald (Fotos), Lutz Rathenow (Text)
OST-BERLIN Die verschwundene Stadt
Mit einem einführenden Essay von Ilko-Sascha Kowalczuk
Gebunden, ca. 128 Seiten, ca. 130 Fotos, Format: 22 x 27 cm
Ausgabepreis: 20,– Euro
ISBN 978-3-89773-821-8

Hintergründe zu den Personen:

  • Harald Hauswald ist einer der bedeutendsten Fotochronisten der späten DDR. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und erhielt 2006 den Einheitspreis der Bundeszentrale für politische Bildung.
  • Lutz Rathenow, in der DDR einer der bekanntesten Dissidenten, setzt sich als Journalist und Schriftsteller für die Aufarbeitung der SED-Diktatur ein und ist seit 2011 Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
  • Ilko-Sascha Kowalczuk ist Mitarbeiter der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Der promovierte Historiker verfasste zahlreiche Publikationen zur Geschichte der DDR.

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

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One comment

  1. Robert Nabenhauer

    Das sehe ich mir doch gerne an.

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