Als Weltstadt von hohem Rang unterhält Berlin eine große Zahl von sogenannten Städtepartnerschaften. Doch was bedeutet das eigentlich und was haben wir als Bürger davon? Profitieren davon nicht nur die Wirtschaft und die Politik? Mitnichten! Denn vor allem vom kulturellen Austausch hat jeder etwas – sei es vom interkulturellen Fest, einem Studentenaustausch oder einer Sportveranstaltung.
Berlin – Paris – London – Moskau
Als wichtiges Mitglied der Europäischen Union ist für Berlin die Partnerschaft mit anderen Hauptstädten Europas selbstverständlich. Die meisten Partnerschaften kamen offiziell aber erst nach der Wiedervereinigung zustande. Es gibt allerdings Ausnahmen. Schon 1987 verkündeten die Regierungen von Berlin und Paris ihre Zusammenarbeit – pünktlich zur 750-Jahr-Feier der Spreestadt. Damals wurde sogar eine Etappe der Tour de France in Berlin absolviert, unter den wachsamen Augen des damaligen Pariser Bürgermeisters Jacques Chirac. 1988 folgte die Partnerschaft mit der spanischen Hauptstadt Madrid. Diese brachte unter anderem die Philharmonische Gesellschaft Madrid-Berlin sowie fruchtbare Kooperationen mit den jeweiligen Universitäten hervor.
Im Zuge der Wiedervereinigung wurde 1991 auch eine Partnerschaft mit Moskau geschlossen. Diese litt zwar in den letzten Jahren etwas an der Krimkrise, doch noch 2018 finden die „Moskauer Tage in Berlin“ mit einem reichhaltigen Kulturangebot und vielen Veranstaltungen für Unternehmer statt. Erst im Jahre 2000 folgte die formelle Städtepartnerschaft mit London, obwohl die Zusammenarbeit mit der englischen Metropole über Jahrzehnte eng war. Seit einigen Jahren arbeiten beide Städte in den Bereichen Sport, Mode und Klimaschutz zusammen.
Von Los Angeles bis Taschkent – Berlin weltweit
Natürlich geht die Globalisierung auch auf der Ebene der Städtepartnerschaften weiter. Berlin ist eine Weltstadt und hat aus diesem Grund natürlich auch eine Reihe von Partnern überall auf dem Globus – vom namibischen Windhuk über Buenos Aires und Mexiko City bis hin zur indonesischen Hauptstadt Jakarta und dem usbekischen Taschkent. Vor allem die Städte in den Schwellenländern profitieren vom Know-How der Berliner. So halfen hiesige Feuerwehrleute, Bauingenieure und Verkehrsexperten beim Aufbau von Taschkent nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Der vielleicht wichtigste überseeische Partner Berlins ist an der Westküste der USA zu finden. Los Angeles, die Stadt der Engel, ist seit 1967 städtepartnerschaftlich mit Berlin verbunden. Dies begann auf Initiative deutscher Emigranten in L.A. und konzentrierte sich zunächst auf den Bereich Kunst und Kultur. Heute arbeiten beispielsweise auch Technologieentwickler eng zusammen, etwa der Standort Adlershof und der Clean Tech Business Park Berlin. Wer sich einmal ein sichtbares Zeichen der Partnerschaft ansehen möchte, der kann sich wahlweise auf den Los-Angeles-Platz nahe des Kudamms stellen oder er besucht den Berlin Forest im Griffith Park in Los Angeles. Kleiner Hinweis: Wer dahin möchte, braucht kein Visum mehr, sondern ein sogenanntes ESTA für die USA.
Neue Partner in Ostasien
Was Berlin für Europa ist, nämlich die Szenestadt für Kunst und Kultur, das könnte Tokio für Ostasien sein. Die japanische Metropole ist seit 1994 formal mit Berlin verbunden und teilt erstaunlich viele Themen mit der fast 9000 Kilometer entfernten deutschen Hauptstadt. So haben beide Städte das Problem, dass ihre Bevölkerung rasant altert und gleichzeitig einen großen Energiehunger und den Bedarf an hoher Mobilität aufweist. In genau diesen Bereichen arbeiten Tokio und Berlin eng zusammen und entwickeln Lösungen für urbane Mobilität, Energieeffizienz und den Umgang mit der Alterspyramide.
Eine der aktivsten und ältesten Partnerschaften Berlins besteht mit Peking. Die Riesenstadt im Reich der Mitte ist seit 1988 Partner (und seit 1994 ganz formell) und pflegt einen regen Austausch auf vielen Ebenen, darunter vor allem im Bereich Schüler- und Studentenaustausch. Aktuell existierten 198 Schulpartnerschaften mit Pekinger Schulen. Des Weiteren bietet Berlin den Pekinger Verwaltungs- und Justizbeamten die Möglichkeit, an Fortbildungen und Seminaren teilzunehmen. Gerade das chinesische Rechtssystem und dessen Verständnis und Weiterentwicklung ist ein zentrales Anliegen im Dialog zwischen Peking und Berlin.