Am 16.02.2017 gab es eine Premiere, die erste Runde der Data Debates mit dem Thema „Die Zukunft der digitalen Gesellschaft: Wohin entwickeln sich Freiheit und Privatsphäre?“. Als Gastgeber fungierten die Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ und das Telefónica BASECAMP in Berlin-Mitte und eingeladen wurde zur Auftaktveranstaltung nicht weniger als der amtierende Innenminister von Deutschland – Dr. Thomas de Maizière.
Vor nicht allzu langer Zeit bezeichnete unsere Bundeskanzlerin das Internet als Neuland, das geschah im Kontext mit der NSA – BND Spionageaffäre, welche ja nie lückenlos aufgeklärt wurde. Andererseits sind wir Normalbürger schon aktives Mitglied dieser digitalen Gesellschaft, benutzen selbstverständlich unser Smartphone um im Internet zu surfen, Tickets zu buchen, schnell noch Geschenke im Internethandel bestellen uvm. Andererseits bestehen wir auch auf Privatsphäre, möchten wissen wo unsere Daten sind und was damit geschieht. Letztendlich haben Phising Mails und anderer SPAM mit personalisierten Daten in den letzten Jahren uns ziemlich misstrauisch werden lassen.
Das Thema „Digitalisierung unserer Gesellschaft“ ist ein weites Feld und entwickelt sich quasi täglich mit einer unglaublichen Geschwindigkeit mit vielen Vorteilen und leider auch Nachteilen. Da setzte auch die Diskussionsrunde mit Herrn de Maizière an, welcher gegen eine zu starke Internetregulierung ist und auch keinen „reinen Internetminister“ befürwortet. Dann letztendlich sind alle Lebensbereiche von der Digitalisierung betroffen, das Verkehrswesen, die Landwirtschaft, die Justiz und weitere Bereiche, somit auch alle Ministerien, in dessen Aufgabengebiet die jeweilige Angelegenheit fallen sollte. Eingangs ist der Innenminister ist seiner Keynote, sogar auf seine Brille eingegangen, diese ist für jedermann ersichtlich und könnte datentechnisch verwertet werden.
Entscheidend ist für ihn der Umgang mit den Daten und sieht dabei einen Konflikt zwischen Kommerz und Datenschutz (im Bund und in der EU). Die Privatsphäre, so wird angemerkt, ist auch nicht überall gleich. In Schweden sind die Gehälter öffentlich, in den USA werden verurteilte Sexualstraftäter zentral publiziert. Des weiteren appelliert er an die eigene Selbstverantwortung, wie gehen wir mit unseren Daten um auch in unserem Bezug mit dem „Internet der Dinge“. Brauchen wir einen Kühlschrank, welcher automatisch bestellt, wollen wir mit einer App die Temperatur im Haus regeln – das sind sogleich Einfallstore weil dies übers Internet kommuniziert wird.
Die eigentliche Diskussionsrunde spielte sich zwischen dem Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorf und Dr. Thomas de Maizière ab. Gewürzt mit Fragen an das Publikum, um mittels eines Votings-Pads innerhalb von 30 Sekunden, die jeweilige Frage beantwortet zu bekommen und diese weiter mit dem Studiogast zu diskutieren. So sahen u.a. eine Mehrheit im Publikum mehr Freiheiten als Einschränkungen im Zuge der Digitalisierungen für jeden Einzelnen. Knapp sah es hingegen aus bei der Frage „Braucht eine digitale Gesellschaft neue digitale Grundrechte“ 53% votierten mit NEIN und die restlichen 47% mit JA. Manche Frage sah unser Innenminister als ambivalent an, es könnte ja so oder so ausgelegt werden. Auf die Frage „Sind Sie bereit, für mehr Vorzüge im Alltag mehr persönliche Daten zur Verfügung zu stellen?“ waren alle Gäste (inkl. dem Minister) einer Meinung und sagten „eher Ja“ im Rahmen von vier Antwortmöglichkeiten.
Zum Abschluss gab es noch ein paar direkte Fragen vom Publikum mit folgenden Ergebnissen: das Verbraucherschutz den Datenschutz impliziert und das auch der Minister teilweise mit der Digitalisierung überfordert ist aber – sogleich hinterher geschoben – was er als normal empfindet weil bei jedem Menschen neue Dinge eine gewisse Lernzeit brauchen. In Bezug auf „die Daten gehören mir“ es eher darum geht, wer darf die Daten verwerten. An dieser Stelle wurde einige Minuten zuvor das Mietwagen Beispiel in den Raum geworfen, wo sehr wahrscheinlich das Fahrzeug per GPS überwacht wird, das Fahrverwalten analysiert wird bis hin zur Auswertung des Musikgeschmacks. Als Fazit der Erstausgabe dieser neuen Diskussionsrunde lässt sich festhalten, dass es eine kurzweilige Unterhaltung war, mit einem Minister – welcher persönliche Einblicke gab und rhetorisch zu überzeugen wusste. Gerne mehr davon, wir sind gespannt auf die nächsten Ausgaben.
Hintergrund der Veranstaltungsreihe „Data Debates“: ist eine neue Veranstaltungsreihe vom Tagesspiegel, bei der in monatlichen Debatten im Telefónica BASECAMP die Digitalisierung und ihre Bedeutung für unser Leben und das gesellschaftliche Miteinander thematisiert werden. Für das erste Halbjahr 2017 sind sechs Debatten im monatlichen Rhythmus geplant. Weitere Termine sind Wertewandel (30. März 2017), Digitale Souveränität (27. April 2017), Bildung und Arbeit (18. Mai 2017), Gesundheit (1. Juni 2017) und Mobilität (29. Juni 2017). Eintritt kostenlos bei registrierter Anmeldung, Angebot eines Livestreams.
Links:
Es nützt wenig, wenn nur Politiker zu solchen Veranstaltungen eingeladen werden. Denn diese haben von der Thematik „Internet und IT“ doch sowieso keine Ahnung und wissen im Grunde gar nicht, wovon sie da reden.
Hallo,
danke für den Artikel. Genauso sehe ich das auch. Wie sollen Politiker auf das digitale Zeitalter reagieren, wenn sie sich nicht mit der Materie auskennen…
Gruß,
Lars
Danke für den Artikel!
Da möchten wohl ein paar Politiker mal wieder so tun, als hätten Sie Ahnung von IT und Internet…