lautet eine Ausstellung, die noch bis zum 21.8. im Haus am Kleistpark zu sehen ist. Der ziemlich sperrige Titel wird durch eine Unterzeile ergänzt: Die Berliner Mauer aus anderer Sicht (gemeint ist : Die der Bewacher). Ich hätte mir einen anderen Titel gewünscht – und zu dem Thema auch eine bessere Ausstellung, doch dazu komme ich gleich.
Die Mauer aus der Sicht ihrer Bewacher ist natürlich ein spannendes Thema, und einige Fotos aus Berlin – als Panorama aneinandergeklebt – sind regelrechte Suchbilder, weil die Perspektive eben eine sehr ungewohnte ist. Ostberliner waren nie so nah herangekommen, Westberliner kennen nur die Außenansicht. Da hätte ich mir aber schon ein bisschen bessere Betitelung gewünscht, liebe Macher.
Und was an über 50 fast gleich aussehenden Wachtürmen und ebensolchen Passfotos vom Wachpersonal so spannend sein soll, entzieht sich meiner dilettantischen Phantasie.
Noch rätselhafter sind hunderte von Hundemarken der armseligen Grenzhunde, die ihr Leben an einer Laufleine fristen mussten. Dramatisch dagegen ein aufgebahrter Toter, aber jegliche Erklärung fehlt.
Auf Nachfrage erfahre ich, dass es sich um einen (versehentlich ?) erschossenen Grenzer handelt, aber warum steht das nicht neben dem Bild ??
Die echte Brutalität dieser Grenze eröffnet sich – etwas versteckt – in einigen ausgelegten Ordnern, in denen Protokolle und Skizzen zu „Grenzzwischenfällen“ vermerkt sind. Allein diese im Bürokratendeutsch verfassten Schicksale lassen einen im heißen Sommer frösteln – und die sollten eigentlich mal alle separat lesbar gemacht werden – also entweder auf Holzmedien (= Buchform) oder im Internet. Deshalb wäre mein Wunschtitel für diese Ausstellung : Die Innenansicht einer Wunde und ihrer Bewacher (o.Ä.), womit die Verletzungen einer Stadt besser getroffen wären.
Aber so nebenbei erfahre ich eben auch, dass das Ganze ein Kunstprojekt ist und in seiner Monotonie und Rätselhaftigkeit auch so gewollt. Gewollt ist auch der zweisprachige Katalog, der mit dem stolzen Preis von 98,- € ziemlich aus dem Rahmen fällt und damit einer weiten Verbreitung nicht gerade dienlich ist.
Trotz allem war der Besuch lohnend, der Eintritt ist immerhin gratis.