Vom Risiko der Freiheit – Sonderausstellung zur Fluchthilfe für DDR-Bürger

Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde eröffnet die erste umfassende Sonderausstellung zur Fluchthilfe für DDR-Bürger. Seit Freitag, dem  22. August 2014 wurde  in der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde die Sonderausstellung „Risiko Freiheit – Fluchthilfe für DDR-Bürger 1961 – 1989“ eröffnet. Es handelt sich um die erste umfassende Ausstellung zum Thema Fluchthilfe für DDR-Bürger. Anlässlich der Ausstellungseröffnung berichteten mehrere Zeitzeugen von ihren Erfahrungen; unter ihnen auch der heutige Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Moskau, Rüdiger von Fritsch. Er verhalf 1974 drei Jugendlichen zur Flucht über Bulgarien in die Türkei.

Homepage - Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde
Homepage – Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde

Die Sonderausstellung ist vom 22. August 2014 bis zum 28. Juni 2015 jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Am Sonntag, 24. August, findet um 15.00 Uhr eine Kuratorenführung statt. Begleitend zur Sonderausstellung bietet die Erinnerungsstätte einen theaterpädagogischen Workshop für Schulklassen und Jugendgruppen zum Thema Fluchthilfe an, der Fragen aus der Ausstellung aufgreift und vertieft. Die Ausstellung wird mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.

„Für die Ausstellung haben wir ein multimediales Konzept gewählt. Die Besucher können an Terminals Texte, Fotos und Filme studieren und finden gleichzeitig an einer Regalwand die dazugehörigen Ausstellungsstücke der Fluchthelfer beleuchtet. So erhalten sie einen vielseitigen Einblick in die einzelnen Phasen der Fluchthilfe“, erläutert Dr. Maria Nooke, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.

In fünf Kapiteln werden Fluchthilfeaktivitäten aus der Zeit zwischen 1961 und 1989 gezeigt. Anhand von Originalobjekten, Fotos und Dokumenten, die zum Teil erstmals zu sehen sind, präsentiert die Ausstellung einzelne Fluchthilfegruppen oder Fluchthelfer mit ihren Aktivitäten. So wird ersichtlich, unter welch schwierigen Bedingungen Fluchthilfe überhaupt nur möglich war.

Zu den Highlights zählen ein handgezeichneter Plan der Transitstrecken mit Anmerkungen zu Gefahrenstellen für Fluchthelfer und ein originales Stück Holz, das zum Abstützen eines Fluchttunnels diente. Rüdiger von Fritsch hat die gefälschten Reisepässe für seinen Vetter und zwei Freunde zur Verfügung gestellt, sowie die Utensilien zur Fälschung der Passstempel. Neben Zeugnissen aus der frühen Phase der Fluchthilfe werden die Kommerzialisierung der Fluchthilfe und die Veränderungen nach dem Transitabkommen 1972 sowie Fluchthilfe im Jahr 1989 thematisiert. Der privaten Fluchthilfe ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Ausstellung erzählt dabei spannende, aber auch tragische Fluchthilfegeschichten, wie die von einem der bekanntesten und effektivsten Fluchthelfer der 1970er Jahre, Kai Mierendorff: Gegen Geld verhalf er DDR-Bürgern zur Flucht über die Transitstrecke. 1982 versuchte die Stasi ihn durch einen Sprengstoffanschlag, bei dem er schwer verletzt wurde, zu stoppen. Sein Bruder wurde 1973 bei einer Fluchthilfeaktion verhaftet und blieb über zehn Jahre in Haft.

Link: Erinnerungstätte Notaufnahmelager Marienfelde

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