Im Hinterhof der Rosenthaler Straße 39 erzählt das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt in seinen ursprünglichen Räumlichkeiten von den brutalen Machenschaften der Nazis während des Zweiten Weltkriegs und den damaligen Lebensumständen und Schicksalen der Juden.
Otto Weidt gehört zu einem der vielen stillen Helden der Nazizeit. Trotz des hohen Risikos drakonischer Strafen beschäftigte und versteckte er jahrelang hauptsächlich blinde und gehörlose Juden in seinem „wehrwichtigen Betrieb“, der Besen- und Bürstenbinderei am Hackeschen Markt, und schützte sie so vor Verfolgung und Deportation. Eines der Verstecke befand sich sogar direkt in den Räumen der Blindenwerkstatt, die Öffnung getarnt durch einen Kleiderschrank.
Der mutige Weidt kümmerte sich auch um falsche Papiere, besorgte Nahrungsmittel für seine Arbeiter und ihre Angehörigen. Durch Bestechung der Gestapo konnte er lange Schlimmeres von seinen Arbeitern abwenden. 1942 gelang es ihm so sogar, abgeholten Arbeiter aus dem Sammellager in der Großen Hamburger Straße zurückzubringen. Auch bereits deportierten Juden stand er noch bei. So schickte er zwischen 1943 – 1944 über 150 Päckchen in das KZ Theresienstadt oder versuchte, Hilfestellung zur Flucht zu geben, was teilweise auch gelang.
Das Museum zeichnet seit 1999 anhand von erhalten gebliebenen Briefen, Fotografieren oder Gedichten verschiedene Lebensschicksale nach. Neben Judenausweisen gibt es auch Postkarten aus Theresienstadt und Berichte über gescheiterte, aber auch geglückte Rettungen. Eine, die mit Hilfe von Weidt überleben konnte, ist Inge Deutschkron, die am 30.01.2013 im Deutschen Bundestag bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus eine bewegende Rede hielt (hier der You Tube Link).
Der Eintritt in die Blindenwerkstatt ist kostenlos.
Vor Verfolgung konnte er sie nicht schützen. Die fand ja weiterhin statt.