Das Stasi-Museum und das Stasi-Unterlagen Archiv

Für jeden, der sich für die Geschichte der DDR und den Stasi-Bespitzelungen  zu der Zeit interessiert, lohnt sich ein Besuch im Stasi Museum und des Stasi-Unterlagen Archivs. Für den Besuch des Stasi-Museums würde ich jedem empfehlen, sich einer Führung anzuschließen. Ich habe so anhand verschiedener Exponate einen super interessanten Bericht über die Arbeit der Stasi, ihre Ideologie und den Aufbau des Staatsapparates der DDR bekommen.

Ein Modell des ehemaligen Gebäudekomplexes des MfS-Areals zeigt die Gewaltigkeit der Stasi, alleine dort am Standort waren bis zu 8.000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Diktatur der SED durchdrang alle Lebensbereiche in der DDR. Dass die Partei ihren Bürgern nicht traute, wird anhand des sehr durchdachten Bespitzelungssystems der Stasi deutlich. Das Museum zeigt hierzu verschiedene Ausstellungsstücke und Filme: Lieferwagen, in denen Kameras eingebaut waren, beobachteten ganze Straßenzüge (ähnlich den Kamerawagen für google maps heute). Versteckte Ton- und Bildaufnahmegeräte in Krawatten, Handtaschen und Aktentaschen oder Bewegungsmelder in Bahnschwellen oder in Baumstümpfen zeigen den Erfindungsreichtum der Stasi und den für damalige Verhältnisse hohen Stand der Technik. Ein etwas skurriles Ausstellungsstück sind die „Geruchskonserven“ für Hunde zum Auffinden und der Identifizierung von gesuchten Personen.

Ein weiterer Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit dem Widerstand gegen das Regime, ein anderer damit, wie die Propaganda-Maschine der DDR bereits in früher Kindheit eingesetzt wird, z.B. mittels Mitgliedschaft in der FDJ – so wird die „Erziehungsdiktatur“ des Systems doch recht deutlich. Das Stasi-Unterlagen Archiv durfte ich mittels einer Sonderführung betreten (öffentliche Führungen werden auch immer mal wieder durchgeführt, hier die Termine). Eindrucksvoll wurden uns zunächst Tonband-Aufnahmen von verdeckten Wohnungsbespitzelungen vorgespielt – der Abhörapparat war z.B. in einer Steckdose versteckt – oder Filmausschnitte von Verhören gezeigt. Dann ging es ins Archiv. Im Karteikartenarchiv wurde uns gezeigt, wie die Identität und Tätigkeit der Spitzel auf verschiedenste Karteikarten verteilt wurde, so dass für einen Stasi-Mitarbeiter nie alle Informationen auf einer Karteikarte ablesbar waren.

Dann ging es weiter ins Archiv der Stasi-Akten, wo die Akten in großen Schränken gebündelt oder in Kuriertaschen verpackt lagern. Mehr als 20 Jahre nach Einrichtung der Stasi-Unterlagen-Behörde ist das Interesse an der Akteneinsicht ungebrochen. Insgesamt 6,7 Mio. Anträge gingen von 1991 bis Ende 2011 bei der Behörde ein. Insgesamt 111 km Akten und Karteikarten des ehemaligen DDR-Geheimdienstes sind mittlerweile im Zentralarchiv und den Außenstellen archiviert, außerdem gibt es mehr als 1,7 Mio. Bilder (Fotos, Negative, Dias), sowie eine große Anzahl Tondokumente sowie Filmaufzeichnungen. Außerdem gibt es mehr als 15.000 Säcke  mit handzerrissenen Dokumenten, die die Stasi zur Zeit der Erstürmung der Ministerien noch schnell vernichten wollte. An der Rekonstruktion dieser Unterlagen wird noch gearbeitet.

Beide Gebäude befinden sich auf dem Gelände des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Ruschestr. 103.

About sunnykat

War 4 Jahre lang "Berliner" - im Moment hat es mich ins Rheinland verschlagen. Aber mein Herz geht immer noch auf, wenn ich nach Berlin komme! :-)

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2 comments

  1. google = MfS? Gehts noch?

  2. @Jon Wetzlar: Natürlich können google und das MfS nicht direkt miteinander verglichen werden. Aber was das Daten sammeln angeht ist wohl Google die Nummer 1 in der Welt!

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