Das Clubsterben in Prenzlauer Berg geht weiter! Nun gehen auch im Drum’n’Bass Club ICON die Lichter aus! Die letzte Party wird es am 31.12.2011 geben! Grund ist diesmal die Kündigung des Vermieters! Letztes Jahr stand das ICON auch schon kurz vor der Schließung durch den Baustadtrat, siehe Blogeinträge Link1 und Link2. Nun ist endgültig Schluss, wie es auch auf der Homepage vom ICON angekündigt ist. Eine Neuauflage scheint nicht geplant zu sein! Ein bisschen schmerzhaft ist es vielleicht schon, da in Kürze der 15. Jahrestag gefeiert werden soll!
Für einige Berliner, mich eingeschlossen, ist es ein Indiz der Gentrifizierung! Einerseits soll sich natürlich ein Quartier wie Prenzlauer Berg entwickeln, Stillstand wäre Veränderung! Aber so eine Veränderung ist eher eine Verschlimmbesserung. Das was den Kiez ausgemacht hat, wird nicht mehr da sein, in diesem Fall ein vielfältiges Kulturleben, wozu auch die Clubs gehören! Bei diesem Zeitungsartikel geht es um weitere Clubs, die vom Aussterben bedroht sind. Der Berliner Senat ist gefragt oder müssen die Bürger mal auf die Straße gehen?
ich wohnte von 1994 – 2010 im Prenzlauer Berg. Damals bin ich dorthin gezogen weil es kultig war und sich dort ein quirliges Leben gebildet hatte.
Schönhauser Allee Ecke Torstraße im Hinterhaus, für 250 DM eine Einraumwohnung mit Ofenheizung!
Direkt gegenüber hatte jemand in einem Mietshaus in der 2. oder 3. Etage eine Wohnung zur Kneipe umfunktioniert. Wahrscheinlich schwarz….. ein Geheimtipp, die Toilette eine halbe Etage tiefer. Am Kollwitzplatz gab es das Kaffee Westphal, eine Kultkneipe die in ganz Berlin als Geheimtipp gehandelt wurde. Zur Walpurgisnacht wurde auf dem Kollwitzplatz am Lagerfeuer getrommelt (bis die Polizei uns mit Tränengas verscheuchte).
Überall gab es Klubs wo es teilweise jeden Tag Konzerte gab. Ich konnte mir dann mit meiner Familie sogar eine Altbauwohnung in der Kollwitzstraße leisten, 3 Zimmer, 108 qm für 650 € warm.
Doch mittlerweile sind alle Häuser saniert, die Altbauwohnungen werden zu Höchstpreisen vermietet.
Es sind dort Leute hingezogen die aus der Mittel- bis Oberschicht kommen, die mit Designer-Kinderwagen und Latte Macciato (oder wie das heißt, ich kenne noch den Milchkaffee) in der Hand am Kollwitzplatz ihr Kinder ausführen oder in den Restaurants für teures Geld gleichmal frühstücken gehen.
Auf dem Nachhauseweg wird noch im Öko-Kinderladen nach nettem Spielzeug für den verwöhnten Nachwuchs geschaut, handgefertigt und aus fairem Handel, versteht sich……..
Im Gourmet-Delikatessen-Italiener noch schnell ein Stück Käse und lecker eingelegte Oliven mitgenommen, so lässt es sich leben im Prenzlauer Berg.
Wer so viel Geld für seine Wohnung nebst passendem Stellplatz in der Tiefgarage bezahlt, der möchte dann schon Abends seine Ruhe haben und nicht von feiernden manchmal doch recht alternativ gekleideten Partyvolk belätstigt werden.
Für Clubs mit Lifemusik ist da dann kein Platz mehr, selbst der Wochenmarkt am Kollwitzplatz stört da so langsam.
Wie praktisch dass man da gleich einen Anwalt in der Familie, zumindest aber im Haus hat.
Man trifft sich dann doch lieber im Literatencafè bei einer entzückenden Bücherlesung mit einem Glas erlesenem Rotwein in der Hand.
Gerüchte dass es sich bei der Bevölkerungsstruktur um viele zugezogene Schwaben handelt kann ich weder bestätigen noch dementieren.
Mittlerweile ist der Bezirk durchsaniert, selbst da wo früher besetzte Häuser in Wohnprojekte umgewandelt wurden sind Mieten unbezahlbar geworden.
Schade, ist aber irgendwie nicht mehr mein Bezirk, komme da auch eh nicht mehr rein, nicht mit meinem Geldbeutel…………
Authentische Zeitzeugenbeschreibung, Danke schön!