Sonntags auf den Flohmarkt gehen ist in Berlin eine veritable Freizeitbeschäftigung. Auch mich überkommt am Wochenende die Ödnis, weshalb ich gern in verstaubten Kisten und den ollen Beinkleidern anderer Leute wühle. Hier kommen nun in loser Folge alle (interessanten) Berliner Flohmärkte. Da ich in der Regel nach alten Einrichtungsgegenständen und Vintage-Klamotten Ausschau halte, fällt mir die Dichte an Märklin-Waggons und Selbstgetöpfertem eher peripher auf.
Das Beste am Boxhagener Trödelmarkt ist, dass man sich jederzeit und an jeder Ecke bei Ermüdung oder zur Entscheidungsfindung (nehm ich das 250 Euro Fifties-Küchenbüfett nun und wenn ja, wer trägt’s mir die Treppen hoch) auf einen Kaffee zurückziehen kann. Der übersichtliche Platz liegt nämlich mitten im neuen Epizentrum Friedrichshains, und ist von seiner Anlage nachgerade ideal für die groovy Klientel: In der Mitte ein großer Kinderspaßplatz, umkränzt von den Ständen im ordentlichen Karree, das alles unter Bäumem, während jenseits die große Weite Welt der Friedrichshainer Gastronomie lauert: Burgerschuppen, Frühstückbuffetts, Hot-Dogs, klassische Deutsche Küche, Heißgetränke allen Inhalts – wenn man sich in konzentrischen Kreisen einmal vom Ausgangspunkt durchisst, stößt man nach einer Weile sogar auf den zweiten Vertreter im Bezirk, den erst bei wärmen Temperaturen geöffneten Markt dem RAW-Gelände, auf den wir noch kommen werden.
Angekündigter Start ist zu nachtschlafener Zeit um zehn , daher tut sich vor 11.30 noch nicht allzu viel. Es gibt im Schnitt 5 professionelle Altmöbelhändler, die mit meist recht ausgesuchten aber nicht billigen Waren im shabby chic aufwarten, daneben Haushaltswaren bei denen man durchaus ein italienisches Pop-Art Badschränkchen für 15 und eine gelben Keramikkrug aus den 20ern für 2 Kröten mit Heim nehmen kann, große Bücherstände, Schallplatten, selbstgemachte Kunst, reduzierte Kapuzenpullis vom Lokalmatador YackFou (dessen Hauptgeschäft eine Querstraße weiter liegt), und einige Privatleute, die gerade ihre Keller ausgeräumt haben. Vintage-Liebhaber müssen die Augen schon ordentlich aufsperren, denn echte Entdeckungen macht man durch desinteressiertes Kramen und gnadenloses Runterhandeln, da einige Händler ihre Warenanordnung nicht unbedingt dem preußischen Ordnungsprinzip unterwerfen beziehungsweise jede 10 Jahre alte Plastetasche für „echtes Leder und original aus den Siebzigern“ ausgeben. Davon ausgenommen ist der Mann mit den Portemonnaies – der weiß was er hat und kennt sich aus. Schöne Dinger, die er nicht unter Wert verkauft. Wer auf dem Boxhagener seine Waren feilbietet, rechnet mit kauffreudigen Touristen, die vor dem Abflug noch fix das im alternativen Reiseführer propagierte Berliner Schnäppchen unter den Arm klemmen wollen.
Boxhagener Platz, Friedrichshain, Sonntags ab 10 Uhr. U1 oder S-Bahn bis Warschauer Str., M10 bis Warschauer Str/Grünberger Str.
Wenn man gemein wäre, könnte man sagen: Das Coolste am Boxhagener Flohmarkt ist, dass ihn alle cool finden…
Könnte man sagen und ich bin auch immer fest zu dieser Einstellung entschlossen. Und dann komm ich hin und finde blöderweise wieder was Unwiderstehliches zum Heimtragen. Der Mauerpark dagegen …
Es macht immer wieder Spaß, auf Flohmärkten zu stöbern und das Eine oder Andere findet sich oft.
Ich werd bald Mama und hab schon entlos viele Kleider, sogar Abendgarderobe für Schwarngere auf diesem flohmarkt gekauft… Auch ganz viel für den Nachwuchs…
Sieht doch schick aus, da bekommt man sicher das ein oder andere charmante Vintage-Möbelstück. Muss ich mir bei meinem nächsten Berlin Besuch, auf jeden Fall mal anschauen. Wie sieht denn das Sortiment aus? Gibts auch größere Möbelstücke wie Sessel und Kommoden oder eher nur Kleinkram?