Der Berliner Volksmund ist reich an originellen Ausdrücken, die liebevoll als Berolinismen oder Berlinismen bezeichnet werden. Diese Begriffe sind fest in der Berliner Umgangssprache verankert und spiegeln die einzigartige Kultur der Hauptstadt wider. Besonders beliebt sind Spitznamen für Gebäude, Denkmäler und berlintypische Gewohnheiten, die oft mit einem Augenzwinkern verwendet werden.

Einige dieser Ausdrücke haben längst überregionale Bekanntheit erlangt – andere wiederum sorgen für Diskussionen, ob sie wirklich aus dem Berliner Alltag stammen oder eher von Stadtführern und Reiseführern geprägt wurden.
Goldelse, die Siegesgöttin Viktoria
Die Berliner Siegessäule auf dem Großen Stern im Ortsteil Tiergarten trägt eine weibliche Bronzefigur, die Siegesgöttin Viktoria. Die Siegessäule gehört zu den bedeutendsten Nationaldenkmälern Deutschlands und zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins.
Erbaut wurde sie von 1864 bis 1873 von Heinrich Strack zur Erinnerung an die Einigungskriege. Aufgrund ihrer Vergoldung wird die Skulptur im Berliner Volksmund als „Goldelse“ bezeichnet. 1939 wurde sie zusammen mit den Denkmälern Bismarcks, Roons und Moltkes an den heutigen Standort versetzt. Wer sie näher betrachten möchte, muss zunächst 285 Stufen und 69 Höhenmeter bezwingen, um dann von der Aussichtsplattform mit einem Panoramablick über den Tiergarten und das Schloss Bellevue belohnt zu werden.

Der Hohler Zahn – Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung
Ein hohler Zahn kann durchaus schmerzvoll sein und deutet auf Karies hin. Schmerzvoll war auch der Verlust der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche mitten in Berlin am Breitscheidplatz, nachdem sie am 23. November 1943 bei einem Bombenangriff fast komplett zerstört wurde. Die erhaltene Ruine wird heute von den Berlinern liebevoll „Hohler Zahn“ genannt.

1939
Das neoromanische Gotteshaus wurde im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. zum Gedenken an seinen Großvater Kaiser Wilhelm I. in den Jahren 1891–1895 von Franz Schwechten im Stil der Neoromanik erbaut und hatte einst die höchste Turmspitze der Stadt.
Die Turmruine ist heute ein Baudenkmal und Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung.

Neben der Ruine wurde eine neue Gedächtniskirche erbaut, de 1961eingeweiht wurde und aus einem achteckigen Kirchenschiff mit einem separaten, ebenfalls achteckigen Glockenturm besteht. Auch dafür hatten die Berliner schnell Spitznamen parat: Der moderne Glockenturm wird oft als „Lippenstift“ und die Kirche als „Puderdose“ bezeichnet. Mit ein wenig Fantasie kann man in den Formen genau diese Gegenstände erkennen.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

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