Heute wieder ein Gedicht auf berlinisch (auch als Berliner Dialekt bezeichnet), diesmal von Gabriele S. Müller, welche auch als Stadtführerin unterwegs ist, schwerpunktmäßig in Spandau. Viel Spaß beim (laut) lesen …
Icke bin och Berlin
ick hör da immer wieder
Berlin hat keene Identität
richten soll‘s der wahre Bürjer
det würd heben die Qualität
ick hab da meene Zweifel
Identität det is och Sprache
jemeuchelt als Proletarierübel
liegt se in ihrer Blutlache
Isset nich jrad der Bürjer
der anjewiedert die Brauen hochzieht
weil det Berlinische is ma lieber
und det Herz ma uff der Zunge liecht
Vaboten habense ma – det Reden wie ick will
allet Berlinische in mir plattjemacht
weil det so wie ick sprech – det is nich kulturell
Kultur is eben so wie die sich det jedacht
Mir und mich verwechsle ick
sowat mach ick wirklich jerne
det is een liebenwerter Tick
und hat nüscht zu tun mit Bildungsferne
Und glob ma nich det jibtet nur noch in Neukölln
Leute mit Schmackes inne Herzen und in ihr Jehirn
ick bin een jutet Beispiel für verbalen Radau
und det kann ick dir sagen det findest och in Spandau
Zwee alte schnoddrije Damen Spandau und dir alte Cölln
ick will se nich missen – ob nun Kleen Venedich oder och dit Spree-Athen
ham zusammen so ville jemeinsame Jeschichte uffn Buckel
Also mir jeht det am Allerwertesten vorbei dieset uffjesetzte Jemuckel
©Gabriele S. Müller/ Schnodderschnute
Hörste uff ßu flenn´?
Bist mir üwan Weech jeloofen
beim Schrippen koofen
bei Bäcka Franke,
Bahnhof Krumme Lanke.
Ham uns anjekiekt
und valiebt,
doch Clobake is keen Name
für ´ne Dame!
Hörste uff ßu flenn´,
wenn ick dir Schabrake nenn?