Berlin Biennale 2010

Biennale Austellungsraum am OranienplatzFür alle von der späten Brigade, die bei Lidl auch 10 vor 8 die neuen Wurstsorten im Regal studieren müssen oder die regelmäßig am letzten Tag einer Ausstellung der heiße Schwall der Erinnerung überkommt, dass da doch noch was war, für die ist die 6. Berlin Biennale genau das Richtige. Sie verteilt sich nämlich auf sechs Ausstellungsorte und läuft noch 3 Tage (Ende ist der 8.8.). Dann mal hin gehirscht, Kinders. Mein besonderes Augenmerk galt den Ausstellungsräumen: darunter das alte Brinkmeyer-Warenhaus am Oranienplatz. Eines der ersten C&A-Häuser seit den 1930ern, steht es seit langem still und stumm an der Ecke neben dem Kuchen-Kaiser* und denkt sich so seinen Teil. Im Inneren leider vollständig ausgenommen, hat es dank der neuen Fenster jetzt bestimmt ein schönes Energiespar-Zertifikat, leider aber nochmals 30% weniger alten Charme. Der kam dann auch nur schön am Geländer im Treppenhaus zum Vorschein. Und wenn ich nun dazu noch mit dem Inhalt  – Videos hinter Holzspanplatten – konfrontiert sah, dann entging mir das Faktum der Historizität meiner Umgebung vollkommen. Da das diesjährige Thema einen Realitätsanspruch verfolgt, hängt die Überzahl der filmischen Exponate wohl damit zusammen. Im Obergeschoss des einstigen Kaufhauses ist der Boden mit verschiedenen Teppichstücken bedeckt. Auch eine Skulptur musste es geben, in diesem Falle „Das Haus bleibt still“, die aus Wasserbehältern, Kupferrohren, einem Federbett nebst einem Salzleckstein.

Die übrigen Orte sind unter anderem das KW in Mitte (der Künstler verwendet lebendige, scharrende Hühner), die Privatwohnung des Künstlers Danh Vo in Kreuzberg (der Künstler verwendet einen tatsächlichen, lebendigen Abwasch), und die Alte Nationalgalerie, die Zeichnungen Adolf Menzels zeigt. Das geh ich morgen hin und möchte dann ein Bett mit Salzleckstein in realistischer Manier sehen.

Zur kurzen Vorstellung der neuen Referentin hier auf dem Blog: Mein eigentliches Kinderheim ist bei Nicht winken! In der Großstadt!, aber jetzt verticke ich meine Drogen auch hier. Und Mittwochs von 01.00 bis 01.30 linker Ausgang am Kotti.

*Bei Kuchen-Kaiser kann man locker auf die Torten verzichten und sich stattdessen einen Burger hinter die Hipsterbrille schieben. Die sind sensationell. Kaisers als Laden wäre das auch, wenn sie mal den mediterranen Dekomurks aus den Fenstern nähmen.

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One comment

  1. Was mich fast noch mehr interessiert ist der Kuchenkaiser, hab es seit 1999 nicht geschafft dort mal hinzustürmen, schnief^^

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