inBerlin-Exclusivinterview mit Ralf König – König des Comics im Rahmen der 62.Berlinale

«Schwul zu sein bedarf es wenig, ich bin schwul und heiß‘ Ralf König.» Das ist das fröhliche Selbstbekenntnis eines der bekanntesten Comiczeichner Deutschlands im aktuellen Filmporträt „König des Comics – Ralf König“ von Rosa von Praunheim, das im Rahmen der 62. Berlinale lief und zudem jetzt in den deutschen Kino angelaufen ist. Durch die Verfilmung seiner Comicbücher „Der bewegte Mann“ und „Das Kondom des Grauens“ wurde Ralf König international berühmt. Er zeichnet über schwulen Sex, Beziehungen und bedient mit viel Humor Schwule Klischees, was ihm Anfangs selbst zum Coming-Out half.

Wir trafen ihn und stellten ihn ein paar wichtige Fragen, wer dran bleibt, kann auch was gewinnen!

König des Comics - Ralf König - Filmplakat
König des Comics – Ralf König – Filmplakat

inBerlin: Was bedeutet Dir der Film?

Ralf König: Es ist eine Zeitreise für mich. Dabei geht es um meine Anfänge wie ich aufgewachsen bin in einem katholischen Dorf in Westfalen bis hin zu den heutigen Comiclesungen. Es werden auch die Wechselwirkungen von meinen Leben zu den Comics ersichtlich.

Rosa von Praunheim hat zwar seinen Stil reingebracht, aber in Abstimmung mit mir. Eine kleine Kritik habe ich jedoch: bei der Auswahl der Comic’s wurden eher nur die deftigsten Szenen ausgesucht, also Fetischszenen. Und da blieben einige zwischen-menschliche Aspekte auf der Strecke. Daher fehlt im Film, für meinen Geschmack, ein bisschen die Ausgewogenheit! Aber ich denke, ihm ist dennoch ein authentisches Bild gelungen.

inBerlin: Wie ist der Film zustande gekommen?

Ralf König: Rosa von Praunheim und ich kannten uns nicht persönlich, aber er war mir seit meiner Jugend ein Begriff. Es war für mich eine Art Offenbarung als ich in der Buchhandlung ein Buch von ihm entdeckte mit dem Titel „Sex und Karriere“. Das Buch bedeutete mir sehr viel und war wie ein Echo aus der Welt, dass zu mir schallte ich bin nicht alleine mit meinem „Schwul sein“. Seine Filme waren mir erst mal nicht so bewusst, aber das Buch!

Letztendlich gab es von Arte einen Auftrag an Rosa von Praunheim (RvP), ob er nicht einen Film machen möchte, über eine Persönlichkeit, welche in Deutschland und Frankreich bekannt ist und dann ist die Wahl auf mich gefallen. Während der Dreharbeiten hat er sich dann mit mir und mit meiner Arbeit intensiv auseinander gesetzt. Erst war von ARTE eine Nachmittagsvariante geplant gewesen, aber es hat sich dann zu einer Abendversion hin entwickelt!

König des Comics - Ralf König - Szene aus Köln
König des Comics – Ralf König – Szene aus Köln

inBerlin: Wann ging es los?

Ralf König: Im Frühling 2011 haben uns in Berlin getroffen! Er (RvP) fand mich am Anfang langweilig, weil ich keine schillernde Drag Queen bin, sondern eher westfälisch zurückhaltend. Mit schon vorhandenen Filmmaterial und den Comic hat er sich dann doch nach und nach für meine Person begeistern können.

Wir haben festgestellt, dass wir seelenverwandt sind. Rosa von Praunheim ist zwar 20 Jahre älter und hat 10 Jahre früher sein Comingout gegeben, aber wir ziehen letztendlich am gleichen Strang! Er ist eine bekannte schwule Persönlichkeit im Filmbereich und Mitbegründer der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung und ich halt im Comicbereich!

inBerlin: Wo geht der Film zeitlich los?

Ralf König: In der Kindheit, in meinem Dorf und dann die Jugend mit dem Comingout-Problem! Später zog es mich vom Dorf weg in die großen Städte Dortmund und Köln! Dort genoss ich die Sexuelle Freiheit, erlebte den Kölner Karneval und schrieb das erste Buch. Es folgen dann die Comiclesungen mit Bilder und Sprecheinlagen! Szenen wurden dabei nicht nachgestellt, sondern ab und zu hat mich die Kamera begleitet u.a. auch bei Interviews!

inBerlin: Wie liefen die Dreharbeiten?

Ralf König: Im Mai 2011 ging es los. Erst ein Dreh über die Dörfer und dann wurde ich auf Lesungen begleitet! Außerdem wurden alte Super8-Filme gesichtet!

Rosa von Praunheim und ich haben uns aber letztendlich nur ein paar Mal getroffen! Bei dem Schnitt war ich nicht dabei und war am Ende von der Heftigkeit ein bisschen überrascht!

inBerlin: Hast Du auch neue Sachen in Deinem Film entdecken können?

Ralf König: Ja, einen Super8 Film von einer Schwulentruppe, der ich angehörte. Der Film hatte eine schlechte Qualität und war ohne Ton. Das war ein bisschen spuki und ein bisschen befremdlich, ein tiefer Blick in die Vergangenheit.

König des Comics - Ralf König - Szene aus dem Film
König des Comics – Ralf König – Szene aus dem Film

inBerlin: Was möchtest Du noch rüberbringen?

Ralf König: Zu einem werde ich ja als der Schwule Comiczeichner wahrgenommen, was mir besonders in den Anfängen meiner Karriere geholfen hat und fühle mich auch wohl damit. Religion und Heteros streifen auch meine Themenauswahl!

inBerlin: Was bedeutet Dir Internet?

Ralf König: Ich bin kein großer Technikfan! Ich liebe das Buch auf dem Papier! Zudem stört mich die Kostenlos-Kultur, wie bei runtergeladenen E-Books und kopierten Musik-CD!

inBerlin: Was ist Dein Lieblingscomic von Dir?

Ralf König: Das war Superparadise, da ging es um einen guten Freund, welcher gestorben ist! Und hatte die Befürchtung, dass sich Sterben nicht mit Humor verträgt aber das hat sich nach einiger Zeit gegeben! Das ist wie bei Woody Allen, einseitig ist die jeweilige Situation lustig aber auch tragisch.

inBerlin: Was ist Dein Lieblingscomic von Anderen?

Ralf König: Richtig geknallt hat „Fritz the cat“, es war so schamlos! Ich hab es mit 14 Jahren gesehen und war begeistert, das wollte ich auch machen! Sonst gab es ja nur Asterix und so…

inBerlin: Was verbindest Du mit Berlin?

Ralf König: Ich bin gern in Berlin, aber es ist mir immer so groß! Ich hatte versucht hier zu wohnen. Für 1,5 Jahre war Schöneberg mein Zuhause. Allerdings bin ich reumütig dann nach Köln zurückgegangen. Meine Freunde hatte ich ja immer in Köln und ich war dort total glücklich, also waren es eher die Umstände als die Stadt. Andererseit ist Köln ziemlich eng, da kennt fast jeder jeden.

Jedoch hier in Berlin sind so viele unterschiedliche Typen unterwegs und die sind irgendwie gelassener! Mittlerweile könnte ich es mir fast wieder vorstellen hier zu wohnen, bin aber andererseits auch immer noch stark in Köln verwurzelt wegen den Freunden. Und da fällt mir wieder ein, ich vermisse den Karneval! 🙂 Aber ich komme langsam an meine Energiegrenzen, damals wurde der kommende Kater gleich wieder weggetrunken!

Ralf König beim inBerlin Interview
Ralf König beim inBerlin Interview

inBerlin: Was liegt in der nahen Zukunft an?

Ralf König: Mein neues Buch möchte ich endlich fertig machen – Die heilige Ursula und die 11000 Jungfrauen! Danach dann wieder Kurzgeschichten! Angedacht sind auch Filme, evtl. auch ein Trickfilm. Ich hoffe, dass mein Stil auch rüberkommt! Ich mag da z.B. die alten Peanutsfilme, die sind so minimalistisch gut!

inBerlin: Hast Du noch was auf dem Herzen?

Ralf König: Herrn Geißler hätte ich gerne als Bundespräsidenten. Er sagt halt seine Meinung! Fr. Leyen mag ich nicht und es geht eher um die Eignung weniger nach dem Geschlecht!

Na dann lassen wir uns überraschen wer uns bald präsentieren wird und was die Zukunft bringen wird. In diesem Sinne, vielen Dank für das Interview!

(Interview fand am 18.02. statt, die Redaktion)

 

Wir verlosen drei handsignierte Karten (Unterschrift und Comicgesicht) von Ralf König. Einfach die Frage beantworten, welcher seiner eigenen Comics ist sein Lieblingscomic! Antwort per Email an info@inberlin.de. Einsendeschluss ist der 02.03.2012, Rechtsweg ausgeschlossen.

About waldnase

Komme aus der Provinz und seit 1999 Berliner! Mich interessiert hauptsächlich Geschichtliches und Kreatives aus der spannendsten Metropole Deutschlands.

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2 comments

  1. Danke euch und Ralf für das interessante Interview!!!

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