Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf I Der Rundfunk im amerikanischen Sektor Berlins, besser bekannt als RIAS („Rundfunk im amerikanischen Sektor“), war weit mehr als ein Radiosender – er war eine Stimme der Freiheit und ein kultureller Wegbereiter. Gegründet 1946 von der US-Militärverwaltung, sendete der RIAS bis 1993 aus der Kufsteiner Straße in Berlin-Schöneberg, dem heutigen Hans-Rosenthal-Platz. Sein Motto: „Eine freie Stimme der freien Welt“.

In einer Zeit, in der der sowjetisch kontrollierte Berliner Rundfunk bereits etabliert war, schufen die westlichen Alliierten mit dem RIAS ein Gegengewicht. Die innovative Programmgestaltung machte den Sender schnell zum Vorbild für die westdeutsche Rundfunkszene. Besonders symbolträchtig war die wöchentliche Übertragung der Berliner Freiheitsglocke und des „Freiheitsgelöbnisses“ ab 1950.

Kulturelle Vielfalt und musikalische Innovation
Der RIAS setzte Maßstäbe in Kultur und Unterhaltung. Der RIAS-Kammerchor und das RIAS-Symphonie-Orchester bereicherten das Berliner Musikleben, während Friedrich Luft mit seiner „Stimme der Kritik“ über Jahrzehnte hinweg die Kulturszene kommentierte. Auch das RIAS-Tanzorchester unter Werner Müller war weit über Berlin hinaus aktiv und begleitete zahlreiche Veranstaltungen im Fernsehen und im Bundesgebiet.

Pionier der Popkultur
Der RIAS ist auch als Erfinder der Hitparade im deutschen Rundfunk anzusehen. Bevor diese 1958 von Radio Luxemburg gestartet wurde, hatte der RIAS schon 1949 die wöchentlichen Schlager der Woche in seinem Programm. Als erster deutscher Sender begann RIAS in den 1970er Jahren mit der Ausstrahlung von Marathon-Popnächten unter dem Titel „Rock over RIAS“. Nach der am 30. September 1985 vollzogenen Umwandlung von RIAS 2 in einen 24-Stunden-Popmusik-Kanal wurde auch dieser Wegbereiter für viele andere Jugendprogramme.
Nach dem Mauerbau sendete der RIAS mit „Musik kennt keine Grenzen“ Grußbotschaften über die Grenze hinweg.

Unterhaltung mit Format
Hans Rosenthal prägte das Unterhaltungsprogramm mit Quizsendungen wie „Wer fragt, gewinnt“ und „Allein gegen alle“. Auch Günter Neumanns Kabarettsendung „Die Insulaner“ wurde zum Publikumsliebling.
Heute sendet vom ehemaligen Funkhaus am Hans-Rosenthal-Platz Deutschlandfunk Kultur – ein würdiger Nachfolger eines Senders, der Geschichte schrieb.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

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