Die spinnen die Neuköllner oder: „Popraci“ – ein Verständigungsfest

Alles begann mit Popraci oder genauer ‚po práci’, das ‚nach der Arbeit’ oder ‚Feierabend’ heißt wieder einmal vor einigen Jahrhunderten im damaligen Rixdorf /Neukölln am Richardplatz. Damals 1737 haben sich am Richardplatz die böhmischen Zuwanderer niedergelassen und zwei Dorfgemeinschaften  mit ihren jeweils eigenen Sprache, Sitten und Gebräuche lebten und arbeiteten nebeneinander. Zur Info: Heute, 2011 leben 160 Nationen in Neukölln ehemals Rixdorf nebeneinander. Irgendwie kennen wir das auch in 2011 aus Neukölln wieder, dass manch Sprachschwierigkeiten nicht ausbleibt.

1737 antworteten zum Beispiel die Böhmen damals auf Einladungen immer mit ‚po práci’,  nur verstanden dies die deutschen Nachbarn nicht. Missverständnisse kamen auf und bald brodelte es in den Gemütern und kleinere Reibereien waren die Folge. Doch es gab auch damals zwei kluge Menschen aus beiden Dorfgemeinschaften, die nicht noch weitere gebrochene Arme und Beine wollten und das waren der Dorfschulze Friedrich Fetzke und sein böhmischer Kollege Bohumil Pachl.

Eine Idee war geboren worden. “Wir werden, nachdem die Ernte eingefahren ist, zwei Strohballen durch das Dorf rollen lassen. Die Gewinnermannschaft erhält die zwei Golddukaten, die wir in der Mitte der Strohballen verstecken werden.” – “Genau”, sagte Friedrichs Kollege Bohumil Pachl und wir nennen es: “Popráci, das erste Rixdorfer Strohballenrollen”.

Rückblick auf das 176. Rixdorfer Strohballenrollen 10. September 2011(Anmeldungen für das 177. Rennen können jetzt eingereicht werden)

Das was 1737 schon zur Verständigung unterschiedlicher Kulturen in Neukölln/Rixdorf führte gibt es seit 2008 dank der Künstlerkolonie Rixdorf wieder. Sie lädt unter der Schirmherschaft des Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky zum Strohballenrollen ein – eben ein traditionelles Fest mit modernen Maßstäben.

Über diese Veranstaltung und über vieles andere aus Neukölln berichtet auch das Internetfernsehn NeuköllnTV.  Zwar habe ich über den Sender schon mal kurz in dem Artikel Kultur in Neukölln berichtet, doch Popraci bietet sich nun wunderbar an als Ankündigung für das Interview mit Norbert Kleemann, dem Kopf von NeuköllnTV Mitte April. Fotos dazu wird es auch geben von einem Schnittplatz des onlineTVsenders am Richardplatz.

Norbert Kleemann ist Mitautor des Kietzkrimis und seit 6 Jahren mit der Figur Borscht unterwegs.

unterwegs Literaturtipp: Sieben Tage Neukölln. Ein Fall für Borscht. Kriminalroman von Peter Rieprich, Norbert Kleemann (Erfindert von Borscht). 2009

About Oldie but Goldie

Sammlung Artikel von nicht mehr aktiven Autoren

Check Also

Berlin, die Stadt an der Spree

Berlin on a Budget: Berlin erleben ohne viel Geld auszugeben

Ein Ausflug in eine Stadt voller Geschichte, Kultur und Leben kann ganz schön ins Geld …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.